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Wie Katar die Fußball-WM 2022 noch verlieren kann

Die Befragung des ehemaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini hat die Diskussion um die WM 2022 neu aufflammen lassen. Findet sie in Katar statt?

Heute Redaktion
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Die Vergabe der WM-Endrunde 2022 an Katar.
Die Vergabe der WM-Endrunde 2022 an Katar.
Bild: imago sportfotodienst

Am Dienstag wurde der frühere UEFA-Präsident Michel Platini von der französischen Finanzpolizei in Gewahrsam genommen, stundenlang befragt und erst kurz vor Mitternacht wieder entlassen. Dabei ging es um den Verdacht der Korruption bei der Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar. Der 63-jährige ehemalige Weltklasse-Fußballer streitet alle Vorwürfe ab.

Heiß diskutierte WM

Trotzdem ließ die Befragung die Diskussionen um die höchst umstrittene Fußball-WM im Wüsten-Emirat neu aufflammen. Denn Bestechungs-Vorwürfe rund um die Vergabe im Dezember 2010 gibt es schon länger.

Dazu kommen immer wieder Berichte um Menschenrechtsverletzungen auf den Baustellen der WM-Arenen, wo bisher über 1.000 Arbeiter gestorben sein sollen. Hinzu kommt ein großes Termin-Chaos. Denn die Endrunde muss aufgrund der Sommer-Hitze vom 21. November bis zum 18. Dezember gespielt werden.

England als Ersatz?

All das brachte nun offenbar den englischen Fußballverband auf den Plan. Die FA, die mit ihrer Kandidatur für die WM 2018 an Russland gescheitert war, wäre laut Sun nun bereit, kurzfristig bei einer WM-Neuvergabe einzuspringen. Auf der Insel wären ausreichend moderne Stadien vorhanden, könnte das Turnier ohne große Vorbereitungszeit umgesetzt werden.

Krisensitzung bei der FIFA

Einem Austragungsland die Fußball-WM noch wegzunehmen, wäre eine Premiere. Und gar nicht so einfach. Es wird allerdings diskutiert. Laut dem TV-Sender TNT Sports gibt es im Weltverband eine Krisensitzung, wo Möglichkeiten andiskutiert werden, ein anderes Austragungsland zu finden.

Klar ist jedenfalls: Zu einer Neuvergabe kann es nur kommen, wenn die FIFA klar nachweisen kann, dass sich Katar die Zusage "erkauft" hat. Da würde es auch nicht reichen, bloß Platini Bestechlichkeit nachzuweisen, ging die Abstimmung im FIFA-Exekutivkomitee doch mit 14:8 gegenüber den USA klar für Katar aus.

Rechtliche Absicherung

Der Franzose selbst hat die Vorwürfe stets bestritten. Ohne stichhaltige Beweise kann auch Platinis Stimmenkauf nicht nachgewiesen werden. Sollte dies bei ausreichend damals Stimmberechtigten gelingen, würden in einem FIFA-Kongress alle Mitgliedsverbände über das neue Austragungsland entscheiden.

Der Fußball-Weltverband müsste sich auch rechtlich absichern, dass der Wüstenstaat keine Schadenersatzforderungen stellen könnte. Die würden Baukosten für die Arenen, für Infrastruktur und die Bewerbung umfasen, wären milliardenschwer. Und das würde die FIFA in den finanziellen Ruin treiben.

(wem)