Tierischer Blog

A taste of KEKS: Der vegane Hund

"Heute"-Redakteurin Christine Kaltenecker erzählt von ihrem Leben mit drei Hunden und wie Junghund "Keks" den Alltag völlig durcheinander bringt.

Christine Kaltenecker
A taste of KEKS: Der vegane Hund
Tja, vorbei ist die Zeit mit Knochen und Knabbergetier.
©CKFotografie, privat

Ende Mai wird der "Keks" schon zwei Jahre alt, doch viele wissen gar nicht, dass dreiviertel dieser Zeit nicht nur seine charakterlichen Entwicklungsphasen sehr herausfordernd waren. Das "Kekserl" ist nämlich kein pumperlgsunder Mischling, wovon man ja immer ausgeht, sondern begann ab seinem sechsten Lebensmonat mit gesundheitlichen Spompanadeln.

Das Ohr

Begonnen hat alles mit dem Ohr, und zwar nicht einleitend, sondern von jetzt auf gleich – wie wenn man plötzlich einen Schalter umlegt. Vor einer Minute noch völlig zufrieden, kratzte sich der Hund plötzlich, schüttelte sich der Hund plötzlich und saß mit geknickten Schlappohren völlig verzweifelt vor mir.

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich bei möglichem Schmerz oder Unwohlsein meiner Hunde eine richtige "Helikopter-Mama" bin, die nie lange zuschaut und den Pelzigen sofort zusammenpackt, um zum Tierarzt zu fahren. So natürlich auch mit meinem Fast-noch-Welpen, der auch im Auto mit Grummeln und leisem Winseln ganz klar zeigte, dass sein Ohr irgendwelche komische Dinge macht.

Nach der Gewissheit, dass "Keks" keinen Fremdkörper im Ohr hatte, oder gar ein Insekt gerade an seinem Trommelfell nagt, meinte mein Lieblingstierarzt nur, dass Ohrenentzündungen ab sechs Monaten auch gerne das erste Anzeichen einer Allergie sein können. Oha?

Schlag auf Schlag

Nachdem wir mittels Ohrentropfen zumindest diesen Juckreiz erfolgreich bekämpfen konnten, fing er ziemlich schleichend am ganzen Körper an. Hier meinte der Tierarzt, dass es sich um klassische Stellen einer Futtermittelunverträglichkeit handeln könnte: Achseln, Leiste, After, Lefzen. Mit knapp sieben Monaten also, begannen wir die erste Eliminationsdiät wie nach dem Lehrbuch, mit Monoprotein-Pferd und Kartoffeln.

Keine Besserung in Sicht … und bei insgesamt drei Hunden, unbelehrbaren Hundeschultrainern mit der Knacker, sowie unabsichtlichen Brösel-Such-Spielen in der Wiese fängt man auch irgendwie immer wieder nach Wochen bei null an. SO MÜHSAM!

Kahlschlag und Recherche

Alle guten Ratschläge von Ärzten, Trainern und Gleichgesinnten liefen ins Leere – beziehungsweise ins Kahle, den "Keks" war mittlerweile die meiste Zeit feuerrot in seinen Leisten und durch den ständigen Juckreiz wuchs auch kein Fell mehr. Toll! Abgesehen davon fördert dieser Zustand natürlich auch nicht unbedingt seine geistige Entwicklung. (*Wenn es dich ununterbrochen juckt, schubst du vermutlich auch irgendwann alle Ungustln vor den Bus*)

Aus dem Internet bestellte ich alles, was auch nur im Entferntesten helfen hätte können: Anti-Juckreiz-Spray, Anti-Juckreiz-Schaum, einen Pyjama für den armen Hund und mehrere Trichter für den armen Hund. Dann stieß ich auf die sogenannte "Darmsanierung" – denn "es gäbe ja eigentlich keine Allergien, sondern nur das ‚Leaky-Gut-Syndrom‘" und viele Tierärzte schwören auf diese und jene Behandlung. Nope – nix hat g'holfen. Gar nix.

Es verging kein Tag, an dem ich den "Keks" nicht fest zu mir drückte und mir die Tränen runter kullerten, weil jeder Versuch ihm zu helfen komplett fehlschlug. Da ich als Kind und auch noch teilweise heute hochgradige Pollenallergikerin bin, weiß ich ganz genau, wie belastend ein innerer Juckreiz sein kann, doch Antihistaminika wirken beim Hund kaum oder anders.

Behandlungen

In gewissen Abständen versuchte ich natürlich in letzter Verzweiflung und im Zuge diverser Tests auch immer wieder einmal die Chemiekeulen, die es so gibt. Leider jedoch ist nur Kortison hilfreich gewesen. Keine "Apoquel"-Tabletten und auch keine "Cytopoint"-Allergiespritze haben bei "Keks" eine zufriedenstellende Wirkung gezeigt.

Bei der Eliminationsdiät um eine Futterunverträglichkeit ausschließen zu können, soll man den Hund zwischen sechs bis zwölf Wochen nur mit einer Protein-Quelle (Pferd, Känguru, Strauß, Lamm) – im besten Fall eine, die er noch nie gefressen hat – und einer Kohlenhydrat-Quelle (Süßkartoffeln z. B.) füttern. Erst wenn sich eine Symptomfreiheit zeigt, sollte man mit anderen Futtersorten "provozieren", um herauszufinden, worauf der Hund allergisch reagiert.
Es ist also ein wirklich langer und mühsamer Prozess, da eine Futtermittelallergie auch oft erst nach Tagen oder Wochen Symptome hervorruft.

Getestet wurde auch reichlich. Der Quick-Allergie Test beispielsweise auf alle Umwelteinflüsse wie Gräser, Pollen, Hausstaub war negativ. Eine Hautbiopsie zeigte ganz klar allergische Hautzellen, was wieder nur bestätigte, dass es sich offenbar um eine Futtermittelunverträglichkeit handelt. Also? Zurück zum hydrolysierten Diät-Futter zwecks Elimination, welches gar keine Allergien auslösen können soll. Tja – Spoileralarm (*da sollst net narrisch werden?*) – bei Keks schon!

Die Rettung

Im Zuge dieser ganzen nervenaufreibenden Odyssee wollte ich dann auch den "Alternativ"-Behandlungen eine Chance geben und vereinbarte einen Termin bei einer der wenigen Tierarztpraxen, die auch Bioresonanz anbieten. In diversen Foren (*ja richtig – ich war in Foren*) war man zwar geteilter Meinung über die Wirkung der Bioresonanz, doch bei einigen schien zumindest die Ursache einer Allergie schnell festgestellt und nur das wollte ich.

Der Termin selbst war für "Keks" denkbar easy: Er lag entspannt auf dem Fußboden der Praxis, hatte eine Art Sensor um die Pfote gewickelt und wurde mit dieser "Hightech-Pendel-Maschine" auf alle möglichen Allergene ausgetestet. Nach nicht einmal 20 Minuten war auch die angesehene Tierärztin ziemlich sicher, dass "Keks" kein einziges, tierisches Protein verträgt – denn selbst bei Ei und Käse tanzte das Staberl wie verrückt. Sie meinte, "Keks" sei auch ihr erster Fall, der so eindeutig gar kein Tier essen dürfe.

Zum Glück darf Keks abgesehen vom tierischen Protein wirklich ALLES fressen.
Zum Glück darf Keks abgesehen vom tierischen Protein wirklich ALLES fressen.
©CKFotografie, privat

Hey – alles gut. Ich verließ die Tierarztpraxis trotzdem mit einem riesigen Grinser im Gesicht, stellte mich gedanklich auf einen veganen Hund ein und freute mich auf eine Zeit ohne Kortison, ohne Juckreiz und ENDLICH Gewissheit. Hurra! Das war am 19. April – und bereits drei Wochen später konnten wir die Kortison-Dosis auf zwei halbe Tabletten in einer Woche drosseln (*Zuvor war jeder Ausschleichversuch des Medikamentes gleichzusetzen mit "Keks nagt sich die Haut von den Knochen"*)

Kleine Notiz am Rande? Ich lebe seit nun fast 12 Jahren vegan, hätte meinen Hunden aber diese Lebensentscheidung nie aufgezwungen, wenn es wie bei "Keks" nicht notwendig wäre. Lustig aber, dass gerade ICH mir dann den vermutlich einzigen "veganen" Hund im Tierquartier ausgesucht habe, oder?

Christine Kaltenecker wurde bereits in ein Haus mit Hund hinein geboren und entschied sich bewusst für ihren ersten, eigenen Hund mit 14 Jahren aus dem Tierheim in Graz (1997 - 2011).
Seelenhund "Kirby" (15) wurde ihr als Notfallwelpe zur Flaschenaufzucht von einem Tierschutzverein aus der Slowakei überbracht und ihr einziges Mädchen "Kennedy" (6) bekam sie ebenfalls als Pflegehund, nachdem sie in ihrem Zuhause mit neun Monaten plötzlich unerwünscht war.
Zuletzt zog Terrorkrümel "Keks" am 16. August 2022 ein und stellt das harmonische Rudel ganz schön auf den Kopf.

Auf den Punkt gebracht

  • Die Autorin erzählt von ihrem Leben mit ihrem Hund "Keks", der seit seinem sechsten Lebensmonat mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat
  • Trotz zahlreicher Behandlungsversuche und Tests, darunter auch alternative Methoden wie Bioresonanz, wurde festgestellt, dass "Keks" keine tierischen Proteine verträgt
  • Daher musste die Autorin ihren Hund auf eine vegane Ernährung umstellen, was zu einer deutlichen Verbesserung seines Gesundheitszustands führte
tine
Akt.