Multimedia

Sony HT-AX7 im Test – toller, modularer Lautsprecher

Der HT-AX7 von Sony ist ein ganz besonderer Lautsprecher – halb Soundbar und halb modulares Surround-System. Er kann zwar nur Bluetooth, das aber gut.

Rene Findenig
Das modulare Konzept der Sony HT-AX7 ist spannend – schade, dass der Lautsprecher nur per Bluettoth bespielt werden kann.
Das modulare Konzept der Sony HT-AX7 ist spannend – schade, dass der Lautsprecher nur per Bluettoth bespielt werden kann.
Rene Findenig

Der Sony HT-AX7 schaut auf den ersten Blick wie ein schöner, aber etwas klobiger Lautsprecher aus – oder je nach Sichtweise wie ein überdimensionierter Becherhalter im Auto. Bei der Einordnung, was das von Sony selbsternannte "tragbare Entertainment-System" eigentlich ist, tut man sich schon schwerer. Ist es nun eine Soundbar, ein Bleutooth-Lautsprecher oder portabler Speaker? So gut wie alles in einem, lautet die Antwort, denn um zu verstehen, was der HT-AX7 leisten kann, muss man erst einmal seine Funktion wissen. Ausgepackt steht man vor einer stoffüberzogenen Lautsprecher-Einheit mit den Maßen von rund 30 x 13 x 12 Zentimeter, aus der sich an der Oberseite zwei runde Module hervorheben.

Heben ist auch gleich ein gutes Stichwort, denn bei den Modulen handelt es sich um zwei je rund 300 Gramm schwere Effekt-Lautsprecher, sogenannte "Rear Speaker", die aus dem Gerät herausgehoben werden können, während die rund 1,4 Kilogramm schwere Basis als Frontlautsprecher arbeitet. Oben in der Mitte des Frontlautsprechers finden sich übersichtliche Bedien-Tasten wie Power, Lautstärke und Wiedergabe. Kleine LED-Punkte zeigen Arbeits- und Bluetooth-Kopplungszustand der Lautsprecher an. Die beiden Rear Speaker docken magnetisch an die Haupteinheit an und halten dort so fest, dass sie auch beim Wackeln und Herumtragen nicht abfallen. Im angedockten Zustand werden sie von der Haupteinheit geladen.

Aus einem Gerät wird ein Surround-Sound-System

Das heißt: Eigentlich handelt es sich um gleich drei Lautsprecher in einem Gerät, wobei alle drei mit einem eigenen Akku betrieben werden. Zieht man die beiden Rear Speaker ab und sie links und rechts hinter sich, wird aus dem Zusammenspiel mit dem Frontlautsprecher ein schnelles Surround-Sound-System. Ähnliches hatte Sony bereits mit der HT-A9 geboten, dieses Mal ist das Produkt aber komplett akkubetrieben und nicht kabelgebunden. Ans mitgelieferte Kabel muss die Sound-Einheit natürlich trotzdem noch zum Laden – auch einen Netzadapter legt Sony für die Kunden beim Lieferumfang obenauf. Der Kabelverzicht bedeutet beim HT-AX7 aber auch eines: Das System kann nur per Bluetooth-Verbindung bespielt werden. 

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    Der Sony HT-AX7 schaut auf den ersten Blick wie ein schöner, aber etwas klobiger Lautsprecher aus – oder je nach Sichtweise wie ein überdimensionierter ...
    Der Sony HT-AX7 schaut auf den ersten Blick wie ein schöner, aber etwas klobiger Lautsprecher aus – oder je nach Sichtweise wie ein überdimensionierter ...
    Rene Findenig

    Dennoch ist der Einsatzumfang nicht allzu beschränkt. So kann man beispielsweise verschiedenste Streaming-Dienste vom Smartphone auf den Speaker schicken, aber auch den TV mit dem Lautsprecher koppeln und so ein Kino-Surround-Sound-System basteln. Dabei wird der HT-AX7 quasi zu einer Soundbar. Die Nutzung per Musil-Streaming über das Handy funktioniert schnell und problemlos. Am Handy installiert man die "Home Entertainment Connect"-App (für iOS und Android), schon wird der HT-Ax7 automatisch erkannt und per Bestätigungs-Tipp gekoppelt. Unterstützt werden bei der Wiedergabe zwar "nur" die Codecs AAC und SBC, dennoch ist der Klang nicht nur gut und sauber, sondern überraschend raumfüllend.

    Ein System aus drei Lautsprechern – oder ganz separat

    Richtig spektakulär wird es nämlich, wenn die beiden Rear Speaker vom Frontlautsprecher abgekoppelt und um den Nutzer herum im Raum verteilt werden. Bekommt man zuvor angenehmen, klaren Klang, aber ohne sonderlichen Wow-Effekt, scheint dann auf einmal der ganze Raum von den Stimmen von ABBA mit betonten Höhen bei "S.O.S." oder dem Schlagzeug-Sturm von Metallica bei "Blackened" erfüllt zu sein. Verantwortlich für den beeindruckenden Effekt ist der "Klangfeld"-Modus, der entweder in der App oder per Taste am Frontlautsprecher aktiviert werden kann – und statt nur die Haupteinheit auch die Rear Speaker mit den gestreamten Klängen befeuert. Wer will, kann per App die Lautstärke der Rear Speaker extra anpassen.

    Einzig der Bass der kleinen Box kann nicht vollkommen überzeugen und lässt die tiefsten Töne einfach aus, dafür bleibt der Klang aber auch in höheren Lautstärken klar. Erst ab 75 Prozent Maximallautstärke merkt man Qualitätsverluste, da stehen aber vermutlich bereits die Nachbarn auf der Fußmatte. Was genial ist: Deaktiviert man den "Klangfeld-Modus", verhalten sich die drei Speaker nicht mehr wie ein Surround-System, sondern wie drei einzelne Lautsprecher – und können so auch in drei verschiedenen Räumen aufgestellt und genutzt werden. In dieser Form ist die Leistung der Rear Speaker aufgrund ihrer Größe deutlich begrenzt – für kleine Räume oder den abendlichen Podcast vor dem Schlafengehen reicht es aber allemal.

    Das eigene, private Surround-Sound-Kino

    Doch zurück zum Surround-Einsatz, denn das System macht bei Filmen und Serien riesigen Spaß. Vorteil des modularen Systems: Man braucht nicht viel Platz und ist mobil – liegt man im Bett, stellt man einfach den Frontlautsprecher vor sich auf die Matratze und die beiden Rear Speaker links und rechts hinter sich. Schon sitzt man in seinem eigenen, privaten Surround-Sound-Kino. Der raumfüllende Eindruck ist bei Videoinhalten sogar noch atemberaubender als bei Musik – und trotz der beschränkten Möglichkeiten verschluckt der kraftvolle Klang auch Stimmen nicht. Mit teuren Soundbars hält das System letztlich nicht mit, dafür kommt es aber verdammt nahe an sie heran und ist zudem auch noch weit praktischer im Einsatz.

    Mit an Bord der 549 Euro teuren Speaker-Soundbar ist einzig und allein ein USB-C-Anschluss zum Laden, bespielt wird sie nur per Bluetooth 5.2. Natürlich können so nicht nur TV und Handy, sondern auch Spielekonsolen wie die Nintendo Switch oder Tablets gekoppelt werden. Und: Auch das parallele Koppeln von zwei Geräten ist möglich. Die Sony-App selbst ist deutlich beschränkt: Hier können kleine Tutorials abgerufen, wenige Bluetooth-Anpassungen vorgenommen oder der Klang minimal adjustiert werden. Weiters gibt es noch drei verschiedene Klang-Profile, bei denen entweder die Stimmen hervorgehoben, im Nachtmodus die Lautstärkespitzen herausgefiltert oder eben das raumfüllende "Klangfeld" aktiviert werden können.

    Sony HT-AX7 im Test – toller, modularer Lautsprecher

    Beeindruckend für die kleine Box ist die große Akkuleistung. Bei einer fünfstündigen Nutzung pro Tag kommt man auf eine sechs- bis siebentägige Laufzeit bei mittlerer Lautstärke – oder eben an die 30 bis 35 Stunden im Dauerbetrieb. Auch die Ladung per mitgeliefertem USB-C-Kabel (einen Adapter muss man selbst haben oder besorgen) funktioniert halbwegs schnell, die gesamte Einheit ist rund vier Stunden geladen. Der Frontlautsprecher dient übrigens als "Powerbank" für die Rear Speaker, die geladen werden, indem sie auf dem Frontlautsprecher platziert werden. Praktisch! Apropos Rear Speaker: Die halten abgekoppelt rund fünf Stunden und damit zwei Konzerte oder Filme durch, bevor sie an den Frontspeaker müssen.

    Sony war nach Eigenangaben auch der Umweltschutz wichtig – so soll das Gehäuse vollständig aus wiederverwerteten Kunststoffflaschen bestehen. Wem es um Optik und Haptik geht: Der HT-AX7 fühlt sich super an, das Material ist dennoch widerstandsfähig und die gummierte Bedienoberfläche ist rutschfest. Das Fazit: Klanglich kommt der HT-AX7 nicht an große und teure Lautsprecher- und Soundbar-Systeme heran. Das macht allerdings nichts, denn sein Einsatz ist ein genial anderer. Ob mit Handy im Bett, mit Switch am Sofa oder vor dem TV, mit dem modularen Speaker-System kann man sich schnell und überall breiten Surround-Sound in seinem Wohlfühlbereich schaffen. Und das kann der Sony HT-AX7 wirklich fantastisch gut.

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    Akt.