Klimaschutz
Das sind die Gewinner der Heute For Future-Awards 2023
"Heute" belohnt die besten Umwelt-Projekte des Landes mit Preisen im Wert von 100.000 Euro. Im Palmenhaus wurden nun die Gewinner gekürt.
Die enorme Wucht des Klimawandels wurde zuletzt gleich mehrfach sichtbar: Kalifornien leidet unter einer Jahrhundertdürre, große Teile Asiens und Südamerikas unter extremer Hitze, in Griechenland wüteten schwere Waldbrände, Libyen kämpft mit katastrophalen Überschwemmungen... Die Klimakrise spitzt sich weiter zu und klar ist, ein "Weiter wie bisher" ist keine Option.
Die Erderhitzung, von uns Menschen verursacht, wenn auch nicht von uns allen im gleichen Maße, kann nur durch kollektives Handeln verlangsamt werden. Dafür braucht es mutige Menschen voller Tatendrang, die mit ihren Ideen und Projekten den Klimawandel eindämmen wollen.
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Der Klimawandel betrifft uns alle
"Wir alle haben diesen Sommer erlebt. Die Hitze, die Brände, die Überschwemmungen, die Murenabgänge, die Dürren, jetzt aktuell einen September, der früher einmal als Juli oder August durchgegangen wäre", sagt "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand.
„"Das Klima auf der Welt wandelt sich ohne Zweifel in dramatischer Weise, wir alle sind Zeitzeugen, erleben das hautnah. Es nutzt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken, es muss gehandelt werden", sagt "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand.“
Aus diesem Grund hat Herausgeberin Eva Dichand 2021 einen neuen starken Schwerpunkt in der Blattlinie von "Heute" gestartet. Seither gibt es eine eigene Klima-Kolumne in der Zeitung, einen Klima-Channel auf heute.at, eine Klimasendung im TV – das Thema zieht sich durch die gesamte Berichterstattung bei "Heute". Dazu gehört auch der "Heute For Future"-Award, der am Dienstag bei einer festlichen Gala im Wiener Palmenhaus nach 2022 zum bereits zweiten Mal vergeben wurde.
Das sind die Preisträger 2023
226 Top-Projekte und Ideen wurden heuer eingereicht, eine Jury aus 12 hochkarätigen Expertinnen und Experten hat sich alle angesehen, bewertet und die Preisträger-Ideen ermittelt.
HINTERGRUND: Diese hochkarätige Jury kürte die Preisträger
1. Platz – Fels am Wagram ist ein Vorbild für den Klimaschutz
Papier ist geduldig. Die Marktgemeinde Fels am Wagram hat allerdings nicht nur ein Energie- und Umweltprogramm auf 50 Seiten verfasst, sondern setzt es auch in atemberaubendem Tempo um.
Niederösterreich hat eine CO2-Reduktion von 36 Prozent (verglichen zu 1990) beschlossen. Die Marktgemeinde Fels am Wagram hat seit 2015 eine Fülle von Maßnahmen beschlossen und umgesetzt, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen: 18 PV-Anlagen auf allen Gemeindegebäuden mit 930 Paneelen, 325 kWp Leistung und vier Stromspeichern.
Außerdem wurde der Gasverbrauch der Gemeindegebäude um 97 Prozent reduziert. Öl-Heizungen gibt es in Gemeindegebäuden seit Jahrzehnten nicht mehr. 820 Straßenbeleuchtungen wurden auf LED umgerüstet. Drei Viertel des Gemeindegebietes wurden zu "Grünland- Freihaltefläche-Landschaftsschutz" umgewidmet.
Auch die Bevölkerung wird miteinbezogen: Privatpersonen erhalten für umweltrelevante Maßnahmen (z.B. Photovoltaik-Anlage, Stromspeicher, E-Auto, Heizungstausch und vieles mehr) jeweils eine Förderpauschale von 500 Euro. Die Gemeinde-Klimaziele sind in einem 50-seitigen Energie- und Umweltprogramm festgehalten.
2. Platz – "Wassererlebnis" zeigt die Funktion des Waldes
Das "Wassererlebnis Öblarn" in der Steiermark ist ein einzigartiges hydrologisches Naturgefahren- Simulationsmodell. Es will die Funktion des Waldes und dessen Schutzmöglichkeiten vor Naturgefahren zeigen. Auf rund 2.700 m² wurden der Ortskern von Öblarn und nahe Gewässer im Maßstab 1:25 nachgebaut. Simulationen von Muren und Hochwasser sind möglich. Für Kinder ist das ebenso interessant wie für Delegationen anderer Gemeinden.
3. Platz – Klimabeauftragte in jeder Schule
Das Projekt "Klimabeauftragte an Wiener Schulen" der Bildungsdirektion Wien knüpft ein Netzwerk aus Lehrern, die eine klimagerechte und zukunftsfähige Schule mitgestalten wollen. An den Schulen sind sie Multiplikatoren für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz und helfen den Kindern, Mut zum Handeln zu entwickeln. Die Klimabeauftragten bilden sich regelmäßig weiter und tauschen sich online laufend untereinander aus.
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1. Platz – Gemüse, Strom und Wasser: Multifunktionsbeet für Balkon und Terrasse
Zwei kleine Solarpaneele produzieren Strom und spenden mit ihren Flächen dem darunter angebauten Gemüse, den Blumen oder dem Obst bei Bedarf Schatten. Bei Regen kann man die Paneele leicht schräg stellen und Gießwasser sammeln. Die Anlage ist für Garten, Terrasse oder einen größeren Balkon geeignet.
Strom aus Photovoltaik, naturnaher Anbau von Lebensmitteln für den Eigenverbrauch und das Nutzen von Regenwasser zum Gießen, anstatt Trinkwasser zu verwenden: Mario Vielgut hat drei Kernanliegen der Nachhaltigkeit perfekt umgesetzt. Sein Multifunktionsbeet eignet sich perfekt zum Nachmachen für alle, die eine Freifläche bei ihrer Wohnung oder einen Garten haben.
2. Platz – So punktet Freistadt mit neuen Energie-Lösungen
Mit der Energierunde und dem dazugehörigen "Energiefolder Freistadt" wird der Bevölkerung und den Besuchern der sparsame und sinnvolle Umgang mit Energie vor Ort mit Informationen – aber auch spielerisch – nähergebracht (Geocaches, Rad- und Wanderroute und vieles mehr) und auf zukunftsweisende Lösungsansätze hingewiesen. Dipl.-Ing. Gerd Simon ist das Mastermind hinter dem Projekt Energierunde/energy loop.
3. Platz – Turm der Zukunft in Engelhartstetten
Die "Silosophie" verwandelt ehrwürdige Monumente, die Silotürme, in energieerzeugende Kunstwerke. Die Fassaden werden mit Photovoltaikmodulen ausgestattet, sodass die Silos als auffällige Energietürme erkennbar sind. Verbleibende Fassadenflächen werden von Street-Art-Künstlern gestaltet. Erstes Projekt ist der "Turm der Zukunft" in Engelhartstetten.
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1. Platz – Leuchtturm der Innovation: Beispielhafter Neubau von der WBV-GPA
Die Wohnbebauung Wientalterrassen hat die gemeinnützigen WBV-GPA mit der Schöberl & Pröll GmbH umgesetzt. Die Wohnhausanlage wurde im November 2022 an die Bewohner übergeben.
Das Projekt ist die erste praktische Umsetzung des AIT-(Austrian Institute of Technology)-Forschungsprojekts "Heat Harvest". Dabei geht es um die Nutzung urbaner solarer Abwärme zur Vermeidung der sommerlichen Überhitzung der Stadt. Die Wientalterrassen sind eine Gesamtlösung mit Tiefensonden, Warmwasserrückgewinnung, Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen, Asphaltkollektoren, Photovoltaik, Solarabsorber und mehr, um auch großvolumige Gebäude klimaneutral mit Wärme und Kälte zu versorgen.
Kurzum: ein Leuchtturmprojekt der Innovation, denn die Versorgung des Gebäudes mit Wärme und Kälte erfolgt zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie. Viele neue Erkenntnisse in Bezug auf die technische Umsetzbarkeit des Wärme- und Kälteversorgungssystems wurden gewonnen. Mit dem Einsatz von Asphaltkollektoren und Solarkollektoren zur Wärmebereitstellung für die Regeneration wurden erstmals Benchmark- Werte für diese beiden Technologien ermittelt.
2. Platz – Sonnenstrom erzeugt Biodiversität
Die Grüne Sonne GmbH lässt Photovoltaik-Anlagen auf gepachteten landwirtschaftlichen Dach- und Betriebsflächen im Waldviertel errichten, verkauft den nachhaltig produzierten Strom und fördert damit regionale Umweltprojekte. Mit dem Erlös der "Biodiversitätskraftwerke" werden Aufforstung von Mischwald, Renaturierung von Flüssen, Schaffung von Biodiversitätsflächen, Klima-Workshops für Dorfkinder und vieles mehr in der Region finanziert.
3. Platz – Die Luftburg im Prater ist zu 100 Prozent "bio"
Über 30 Jahre ist die familiengeführte Institution alt, ab 2001 stellte man Schritt für Schritt auf "bio" und "regional" um. Als Paul Kolarik mitten im Lockdown 2020 ans Ruder kam, wurde noch ein Gang zugelegt. Seit 2021 sind alle Speisen und Getränke bio, im ganzen Betrieb werden ressourcenschonende Geräte eingesetzt. Heute bezeichnet sich die Luftburg im Prater mit 1.200 Sitzplätzen wohl zu Recht als "das größte Bio-Restaurant der Welt".
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Gärtner für die Zukunft
Ressourcen- und Bodenschonung sind zentral für den Klimaschutz: In Hollabrunn wird verloren gegangenes Wissen darüber an die nächste Gärtnergeneration weitergegeben. Aber nicht nur das.
Die Lehr- und Lerngärtnerei "GrünReich" in Hollabrunn bildet sozial benachteiligte junge Menschen mit dem Sozialpädagogischen Betreuungszentrum ebendort zu Gartenbaufacharbeitern aus. Man macht diese durch die Ausbildung zukunftsfit, produziert biologisches, regionales und saisonales Gemüse, gibt gerne Wissen an Hobbygärtner weiter und freut sich über den Besuch von Schulklassen.
Die Vision lautet: dezentralisierte, regionale, saisonale und biologische Produktion von Gemüse im eigenen Garten etablieren, dieses Wissen "unter die Leute zu bringen", etwas, das vor vielen Jahrzehnten verloren ging. Im Rahmen der dualen Ausbildung wurden in knapp zwei Jahrzehnten rund 70 Lehrlinge ausgebildet, man gab zudem rund 140 jungen Menschen per Berufsvorbereitungskurs Erfahrungen im biologischen Gemüsebau mit.
Kleine Turbine in großer Höhe: Grünstrom am Bau
Mit dem Berliner Climate-Tech-Unternehmen MOWEA hat die SÜBA Windkraftanlagen für Baukräne entwickelt. 16 Windturbinen auf einem Kran bei einem Wohnbauprojekt in Stockerau sollen bis zu 16.000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen.
Damit wird der Baukran teils unabhängig von herkömmlichen Energiequellen betrieben sowie aus der Ferne gesteuert. Für die Windturbinen wird weder zusätzliche Fläche versiegelt noch ein neuer Mast benötigt, denn sie werden flexibel auf bestehender Infrastruktur installiert. Darüber hinaus können die Mikrowindturbinen einfach und bequem aus der Ferne gewartet und gesteuert werden.