Neue ORF-Mystery-Serie startet
In "Schnee" wird kein Höschen gewechselt
Die Männer spielen bei der ORF-, BR-, NDR- und Arte-Koproduktion "Schnee" nur die Nebenrollen. Und das vor und auch hinter den Kulissen.
Erdacht von Frauen, gemacht von Frauen: Die Idee zum "Schnee", das am Montag ab 20.15 Uhr in ORF 1 zu sehen ist, stammt von der 2021 verstorbenen Produzentin Ursula Wohlschlager und der Filmemacherin Barbara Albert ("Nordrand"), die die Produktion auch künstlerisch begleitete. Als Produzentin ist Gabriela Bacher an Bord und die Regie wurde zwischen Catalina Molina und Esther Rauch aufgeteilt. "Ich glaube, der Zuschauer wird einen emotionalen Unterschied spüren", meint Rauch im "Heute"-Talk, "auch wenn er es nicht benennen kann. Aber man wird das Gefühl haben, sehr nahe an der Lucia dran zu sein."
Die Hauptfigur Lucia, gespielt von Ex-Buhlschaft Brigitte Hobmeier, zieht mit ihrem Mann Matthi (Robert Stadlober) und ihrer Tochter Alma in den fiktiven Tiroler Ort Rotten, denn die gute Bergluft soll ihrer an Astma leidenden Tochter Linderung verschaffen. Der Ort entpuppt sich aber nicht als das erhoffte Paradies, denn in Rotten gegen unheimliche Dinge vor, für die es scheinbar keine Erklärungen gibt. Und eine Sache, die eigentlich hier sein müsste fehlt auch: Der Schnee. Und dann beginnen die Menschen zu sterben. "Ich bin nervös vor der Ausstrahlung", gibt Regisseurin Rauch zu , "weil ich immer gespannt bin, wie es am Ende des Tages beim Publikum ankommt."
In Rotten haben die meisten Menschen Leichen im Keller, viele sprichwörtlich, manche wortwörtlich. Die entscheidenden Figuren haben aber alle eines gemeinsam: Sie sind alle Frauen. "Männliche Figuren, selbst auch die wirklich wichtigen, werden hier nur als Nebencharaktere erzählt", verrät die Regisseurin. Aber wie schlägt sich die gebündelte Weiblichkeit der Produktion auf das Endergebnis nieder? "Man merkt es daran, dass die Hauptfigur nicht jedes Mal, wenn sie theoretisch könnte, ihr Outfit wechselt. In meinen Folgen hat sie einen einzigen Kostümwechsel. Das ist etwas sehr Weibliches. Denn in männerdominierten Filmen heißt es öfter "Ah, jetzt könnte sie sich noch dieses schicke Höschen anziehen, und so…" Also kein Höschen-Wechsel in "Schnee"…
Das Setting der Serie im fiktiven Ort wirkt zwar sehr klein und dicht, hinter "Schnee" steckt aber eine österreichisch-deutsch-italienische Großproduktion. "Es schränkt ein, macht aber auch Möglichkeiten auf", erklärt Regisseurin Rauch, "zuerst sah ich uns gezwungen in Südtirol zu drehen, weil wir eine Südtirol-Förderung haben. Aber wenn wir nicht dazu gezwungen gewesen wären, hätten wir auch nie dieses fantastische Hotel angedacht, das in der Serie vorkommt."
„Ich glaube, dass drei Folgen am Stück sehr viel sind…“
Ausgestrahlt wird "Schnee" in drei Tranchen: Die ersten drei Folgen laufen am Montag ab 20.15 Uhr in ORF 1, die zweiten drei Folgen am folgenden Montag. Der ORF setzt also offenbar darauf, dass die Zuschauer ähnliche Serien "bingen" würden. Aber sieht man sich wirklich drei Folgen einer österreichischen Mystery-Serie hintereinander an? "Ehrlich gesagt kann ich das nur ganz schwer abschätzen", meint Esther Rauch, "ich glaube, dass drei Folgen am Stück sehr viel sind. Vor allem, von einem Publikum, das sonst eher lineares Fernsehen gewohnt ist." Ohne zu spoilern: Auf alle Fälle enden die einzelnen Episoden so, dass man unbedingt weiterschauen möchte, also vielleicht ist dieses Ausstrahlungs-Tripple doch eine ganz gute Idee des ORF gewesen…