Beschuldigte pöbeln vor Saal
Missbrauchsfall Favoriten – jetzt Tumulte vor Gericht
Am Wiener Landesgericht startete am Freitag die Einvernahme des Missbrauchs-Opfers von Favoriten. Vor dem Saal sorgen Beschuldigte für Unruhe.
Der erste Versuch vor einem Monat endete für das Opfer Anna-Maria (13, Name geändert) mit einem Nervenzusammenbruch: Die 13-Jährige schaffte es nicht, über die Vergewaltigungen und Misshandlungen, die in Stiegenhäusern, verschiedenen Wohnungen und einem Hotel im 10. Wiener Bezirk stattgefunden haben sollen, zu sprechen. Unter Tränen brach sie zusammen – die Befragung musste abgebrochen werden. Diesen Freitag startete Versuch Nummer zwei.
"Sie hat Angst, ist sehr aufgelöst", berichtete Opferanwalt Sascha Flatz vor dem Termin. "Wir haben gestern noch versucht, sie zu beruhigen und hoffen, sie hält heute durch", so der Jurist. Das Mädchen muss ihren mutmaßlichen Peinigern zwischen 14 und 18 Jahren nicht begegnen, dafür soll das Verfahren der kontradiktorischen Einvernahme sorgen.
„Sie ist sehr aufgelöst“
Das verläuft wie folgt: Im Verhandlungssaal nehmen die Beschuldigten mit ihren Rechtsvertretern Platz. Aus einem Nebenzimmer wird dann das 13-jährige Opfer per Videoübertragung zugeschaltet. Erst ist das Gericht mit einer Befragungsrunde an der Reihe, dann folgen die Anwälte der Burschen – bis 15.30 Uhr.
Eklat vor der Einvernahme – Beschuldigte pöbeln
Vor dem Saal tummelten sich um kurz vor 12 Uhr bereits die beschuldigten Halbstarken. Sie hatten ihre Hoodies über den Kopf gezogen, die Jacken hochgekrempelt – einige wirkten extrem angespannt. "Wir wollen nicht erkannt werden, ich mach’ Lehre, Bruder", schimpfte einer der Jugendlichen gegen anwesende Journalisten. Aufgebrachte Eltern der Burschen drohten mit Anzeigen, sollte etwas über die Identität ihrer Schützlinge herauskommen.
Missbrauchsfall Favoriten
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Um das Wohlergehen des Opfers dürften sie sich weit weniger Gedanken machen: Beim letzten Termin soll einer der Verdächtigen das weinende Opfer nach Abbruch vor dem Saal ausgelacht haben. Auch die Beschuldigten-Einvernahmen bei der Polizei kommen einer Verhöhnung gleich. Dort stritten die Burschen jede Schuld ab – wir berichteten.
Missbrauch an 12-Jähriger – alle Details zum Fall
Sollte das Gericht zur Überzeugung finden, dass die Jugendlichen wegen Vergewaltigung und dem mehrmaligen Missbrauch einer Unmündigen schuldig gesprochen werden, hätte das wohl empfindliche Haftstrafen zu Folge. "Meinem Mandanten hat das Mädchen gesagt, dass sie schon 16 ist", meinte einer der Vertreter. "Alles war einvernehmlich", behauptete ein weiterer Verteidiger vor der dem Termin. Selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung.
Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Am Wiener Landesgericht begann die Einvernahme des 13-jährigen Missbrauchsopfers von Favoriten, das beim ersten Versuch vor einem Monat einen Nervenzusammenbruch erlitt
- Die Beschuldigten pöbelten vor dem Saal herum und verhöhnten das Opfer, während ihre Eltern drohten, Anzeigen zu erstatten, falls die Identität ihrer Kinder bekannt würde
- Sollten die Jugendlichen wegen Vergewaltigung und mehrfachem Missbrauch schuldig gesprochen werden, drohen ihnen empfindliche Haftstrafen