Der große Fakten-Check
Warum Supermarkt-Preise bei uns immer weiter ansteigen
Während anderswo die Preise sinken, werden Lebensmittel in Österreich immer teurer. Dafür gibt es aber mehrere Gründe.
Jubelmeldung bei unseren deutschen Nachbarn. Erstmals seit Beginn der Energiekrise und sogar erstmals seit 2015 sind die Lebensmittel-Preise nicht gestiegen, sondern sogar gesunken. 0,7 Prozent zahlte man in Deutschland im März weniger als zuvor.
Eine völlig gegensätzliche Entwicklung zeigt sich in Österreich. Hierzulande ist die Inflation mit 4,1 Prozent auch im März im Vergleich zum Vormonat nicht zurückgegangen, Lebensmittel wurden auch wieder rund drei Prozent teurer. "Dass die Preise wirklich deutlich herunterkommen, kann ich mir nicht vorstellen", hat IHS-Inflationsexperte Sebastian Koch im "Standard" gleich die nächste Hiobsbotschaft parat.
Das sind die Gründe
Beim Vergleich der Lebensmittelpreise müsse man außerdem dazusagen, dass diese in Deutschland bisher deutlich stärker gestiegen sind (um insgesamt 23 Prozent, in Österreich 17 Prozent). Ein teureres Pflaster bleibt die Alpenrepublik trotzdem, und das hat laut "Salzburger Nachrichten" – die sich auf Nationalbank, Arbeiterkammer und den Fachverband der Lebensmittelindustrie beziehen – mehrere Gründe.
Die Energiepreise sind in Österreich weiter hoch, EU-weit ist man sogar Spitzenreiter. Auch die Lohnkosten sind verhältnismäßig stärker gestiegen. Im konkreten Vergleich mit Deutschland fällt die unterschiedliche Mehrwertsteuer ins Gewicht, die hierzulande zehn, bei unseren Nachbarn nur sieben Prozent beträgt. Hinzu kommen der kleine Markt, eine hohe Filialdichte und weite Transportwege.
Deutschland als Ausreißer
Rainer Will, Chef des Handelsverbands, betont gegenüber den "SN" jedenfalls: "Der Lebensmittelhandel hat im Vorjahr bewusst auf Gewinnspanne verzichtet." Ein weiterer Grund für die höheren Preise sei mehr Bio, Regionalität, schärfere Tierhaltungsregeln und der hohe Anteil an Rabatten und Aktionen (die laut Statistik Austria aber berücksichtigt werden).
Dass die Lebensmittel in Deutschland billiger wurden, sei jedenfalls ein ungewöhnlicher Ausreißer, so IHS-Experte Sebastian Koch. "Die Entwicklung bei den Lebensmittelpreisen in Österreich ist fast ident mit jener im Euroraum."
Bei der Inflation allgemein spielt auch "der in Österreich ungewöhnlich hohe Anteil an Indexierungen" mit rein. Mieten, Versicherung, Handytarife – beinahe alle Verträge werden automatisch an die Inflation angepasst. "Das schleift Erhöhungen länger mit."
Auf den Punkt gebracht
- Die Lebensmittelpreise in Deutschland sind erstmals seit Beginn der Energiekrise gesunken, während sie in Österreich um 3,4 Prozent gestiegen sind
- Gründe hierfür sind unter anderem die höheren Energiekosten in Österreich, unterschiedliche Mehrwertsteuersätze, höhere Lohnkosten und der Fokus auf Bio-Produkte und Regionalität