Vierköpfige Familie verzagt
Wiener verschimmelt im Gemeindebau sogar die Kleidung
Schimmel macht sich in der Wohnung von Kair (42) und seiner Familie breit. Die Mieter verzweifeln, der Gemeindebau verweist auf Eigenverschulden.
Ein regelrechter Albtraum ist die Gemeindewohnung einer Familie in Wien-Favoriten. Schon seit Jahren kämpft man hier gegen den Schimmel. Laut Wiener Wohnen ist es Eigenverschulden.
Undichtes Vordach schuld?
Schon seit einigen Jahren wohnt Kair D. mit seiner Frau und zwei Kindern in einer Ein-Zimmer-Gemeindewohnung in Wien-Favoriten. Bereits kurz nach dem Einzug hat sich das erste Mal Schimmel in der Wohnung breit gemacht. "Damals war Wiener Wohnen noch sehr kulant, hat die Entfernung des Schimmels übernommen", kann sich der 42-Jährige erinnern.
Der Schimmel kam aber mehrmals wieder, immer wurde auf Kosten von Wiener Wohnen saniert. Ein Gutachter habe damals gemeint, ein undichtes Vordach sei an der Schimmelbildung schuld, erzählt Kair D. Denn so würde mehr Feuchtigkeit ins Haus gelangen. Repariert wurde das allerdings nie. Im Gegenteil.
Sorge um die Gesundheit der Kinder
Denn plötzlich änderte sich die Sache. Als Kair erneut Schimmelbefall an Wiener Wohnen meldete, wurde ihm Eigenverschulden vorgeworfen. Fehler beim Heizen und Lüften seien für den Schimmel verantwortlich, meinten Gutachter plötzlich. Diese seien laut eigenen Angaben oft unfreundlich oder respektlos zu dem Wiener gewesen. Der 42-Jährige musste daraufhin mehrmals auf eigene Kosten den Schimmel entfernen, doch er kam immer wieder. "Es hat sogar in den Kleiderkasten durchgeschimmelt, ich musste einiges an Kleidung entsorgen", erzählt der Zweifach-Papa. Auch die beiden Kinder tragen schon gesundheitliche Schäden vom Schimmel davon.
Schon seit einiger Zeit versucht Kair auch, bei Wiener Wohnen eine neue Wohnung zu beantragen. Das Geld in der Familie ist knapp. Kair ist Alleinverdiener, kann wegen einer körperlichen Beeinträchtigung nur Teilzeit arbeiten. Er verzweifelt inzwischen: "Ich zahle die Miete pünktlich, heize und lüfte so, wie es empfohlen wird." Der 42-Jährige macht sich vor allem Sorgen um die Gesundheit seiner beiden Kinder. Auch die MA11 (Kinder- und Jugendschutz) ist bereits eingeschaltet und versucht zu unterstützen.
Schimmelwohnung in Favoriten
Wiener Wohnen sieht fehlendes Heizen und Lüften als Grund
"Wiener Wohnen" erklärt auf "Heute"-Anfrage, dass der Schimmel in der Wohnung auf eine unzureichende Beheizung und mangelnde Belüftung zurückzuführen sei. Man habe den Schimmel mehrfach aus Kulanz auf Kosten von Wiener Wohnen entfernt. Nachdem der Schimmel aber immer wieder auftauchte, hatte man sich im Dezember 2021 entschieden, die Kosten nicht mehr zu übernehmen. Der Mieter hätte die Schimmelentfernung bezahlen müssen. Dieser entschied sich aber dagegen, entfernte den Schimmel selbst.
Laut Wiener Wohnen sei ein Gebrechen nicht erkennbar, Messwerte würden eine hohe Luftfeuchtigkeit anzeigen. Diese Messungen werden vom eigenen "Bauphysikalischen Kundendienst" vor Ort festgestellt. Der Schimmel müsse auf jeden Fall entfernt werden. "Die Entfernung des Schimmels kann gerne von Wiener Wohnen beauftragt werden, die entstehenden Kosten müssten Herrn D. aber angelastet werden", so Wiener Wohnen.