Nach Innsbruck-Wahlparty
4h Schlaf – dann schrieb ÖVP-Rebell an FP-Mann
Johannes Anzengruber ist neuer Bürgermeister von Innsbruck. Nach der langen Wahlparty am Sonntagabend verriet der ÖVP-Rebell nun brisante Details.
Am Sonntag kam es in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck zum großen Wahl-Finale zwischen dem bisherigen Bürgermeister Georg Willi (Grüne) und seinem Kontrahenten Johannes Anzengruber. Dabei konnte sich Letzterer, der mit einer eigenen Liste angetreten ist, durchaus deutlich durchsetzen.
"Mann der Mitte"
Am Montag verriet der ehemalige ÖVP-Mann, wo der Schlüssel für seinen Erfolg gelegen ist. "Wir haben uns immer auf uns konzentriert", sagte Anzengruber im Ö1-Morgenjournal. Er sei als "Mann der Mitte" angetreten und habe in den letzten Monaten viel mit Menschen in Innsbruck gesprochen. Das Erfolgsrezept sei, "mit Herzblut bei der Sache" zu sein und Engagement für die Gestaltung des Stadtlebens zu zeigen.
Dass die ÖVP mit ihrem Kandidaten Florian Tursky ein Debakel erlebt hatte, ließ den Parteirebellen unbeeindruckt. "Ich bin Kommunalpolitiker mit Leib und Seele und konzentriere mich jetzt auf Innsbruck", sagte Anzengruber. Die Parteien müssten angesichts ihrer Umfragewerte selbst agieren. Ob er Tursky dennoch ein Ressort im Stadtsenat geben möchte, ließ Anzengruber offen.
Wahlparty mit Willi und SPÖ
Nach der Stichwahl ließ sich der Neo-Bürgermeister im Innsbrucker Treibhaus feiern. "Das ist euer und unser Erfolg", freute sich Anzengruber mit seiner Anhängerschaft. Mit Anzengruber standen auch Altbürgermeister Willi und SPÖ-Kandidatin Elisabeth Mayr auf der Bühne. "Wir werden etwas Gutes tun", deutete der neue Bürgermeister leise eine künftige Zusammenarbeit mit Grün und Rot an.
Am Montag betonte er jedoch, dass noch nichts ausgemacht sei. "Es sollte nicht nur eine Wahlparty sein, sondern ein Volksfest – und das haben wir gestern gemacht".
4h Schlaf, dann Nachricht an FPÖ-Mann
Das "Volksfest" dürfte bis in die frühen Morgenstunden gedauert haben, wie Anzengruber wissen ließ. Bei der Frage nach einem möglichen Ressort für die FPÖ – Willi hatte das im Vorfeld ausgeschlossen – sagte der 45-Jährige, dass er mit allen sprechen werde. Schon um 6.30 Uhr, nach gerade einmal vier Stunden Schlaf habe Anzengruber an FPÖ-Mann Markus Lassenberger geschrieben, um am Montag gemeinsame Gespräche zu führen.
"Wir werden definitiv mit allen sprechen. Ich finde es nicht gut, jemanden vorab schon auszugrenzen, ohne dass man ernsthaft über eine gemeinsame Zukunft für Innsbruck gesprochen hat", schloss der neue Bürgermeister ab. Für ihn gelte es, mit allen Fraktionen zu sprechen und den größten gemeinsamen Nenner zu finden.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- ÖVP-Rebell Johannes Anzengruber ist der neue Bürgermeister von Innsbruck und betont, dass sein Erfolg auf seinem Engagement und dem direkten Kontakt mit den Bürgern beruht
- Er feierte seinen Sieg mit Anhängern und ließ offen, ob er der gescheiterten ÖVP einen Posten im Stadtsenat anbieten würde
- Trotz nur vier Stunden Schlaf nach der Wahlparty schrieb er bereits am nächsten Morgen an einen FPÖ-Mann, um gemeinsame Gespräche zu führen
- Anzengruber betonte, dass er mit allen Fraktionen sprechen und den größten gemeinsamen Nenner finden wolle