Klimaschutz

In Tirol wird für Ski-Weltcup ein Gletscher zerstört

Bauarbeiten an der Skiweltcup-Piste auf dem Rettenbachferner in Sölden sorgen für Aufregung. Greenpeace kritisiert "Zerstörung" des Gletschers.

Lydia Matzka-Saboi
So sieht der Rettenbachferner aus dem Zielbereich aktuell aus.
So sieht der Rettenbachferner aus dem Zielbereich aktuell aus.
Greenpeace/Mitja Kobal

Ende Oktober startet der Ski-Weltcup in Sölden (Tirol). Wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace nun aufdeckte, wurden zur Vorbereitung des Sportevents seit April Teile des Rettenbachgletschers abgetragen. Für Naturschützer in Zeiten der Klimakrise "ein Skandal", während die Tiroler Behörden die Aufregung nicht nachvollziehen können.

Skisport versus Naturschutz

Seit April wird auf dem Rettenbachferner gebaggert, gegraben und vermutlich auch gesprengt. Für Greenpeace ein Zustand, der in dieser Form nicht hinnehmbar ist. Die Arbeiten würden zur "Zerstörung des Gletschers" beitragen, so die scharfe Kritik.

Besonders der Umstand, dass die Adaptionen laut Greenpeace vor allem deshalb vorgenommen werden, damit Ende Oktober wieder eine perfekte Piste für den Auftakt des Skiweltcups zur Verfügung steht, lässt die Wogen hochgehen. "Hier werden Skisport und Naturschutz gegeneinander ausgespielt. Unsere Gletscher dürfen nicht Prestigeprojekten zum Opfer fallen", sagt Greenpeace-Sprecherin Ursula Bittner.

Um die Fahrbahn für den Skiweltcup zu begradigen und ihre Breite beizubehalten, wurde offensichtlich entschieden, den betroffenen Gletscherteil komplett zu entfernen und mit Schutt sowie Kunstschnee wieder aufzufüllen.

Eingriff in Gletscher "politische Entscheidung"

Die Tiroler Landespolitik sei nun gefordert, um "dieser Zerstörung Einhalt zu gebieten". ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle müsse die "letzten Gletscher vor der Zerstörung bewahren". Man wolle jedenfalls mit einer Anfrage an die Gemeinde Sölden sowie das Land Tirol "Klarheit schaffen".

Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer erklärte gegenüber dem ORF Tirol, dass er gegen die Maßnahmen keine Einsprüche erhoben habe. Gleichzeitig meinte er aber unter anderem: "Jede Baustelle im Hochgebirge tut im Herzen weh. Es ist eine politische Entscheidung, wohin sich Tirol mit diesen Gletscherskigebieten hinorientieren wird."

Das Land Tirol verweist gegenüber "Heute" auf "eine naturschutzrechtlich gültige Bewilligung" durch die Bezirkshauptmannschaft in Imst. Seilbahnchef Franz Hörl (ÖVP) zu "Heute": "Es handelt sich hier um ein genehmigtes Projekt, das von allen zu akzeptieren ist."

Greenpeace kritisiert Greenwashing

Greenpeace schoss sich unterdessen auch auf den Internationalen Skiverband (FIS) ein. Schließlich sei der Großevent Sölden der Startschuss des von der FIS ausgetragenen Alpinen Skiweltcups. "Die FIS behauptet, klimapositiv zu sein und Nachhaltigkeit großzuschreiben. Die aktuellen Bilder belegen jedoch einmal mehr, dass hinter solchen Aussagen reines Greenwashing steckt", bemängelte Sprecherin Bittner.

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    Die Gletscherschmelze (hier an der Pasterze am Großglockner) macht die Klimakrise sichtbar. Das heurige Jahr (2022) war ein besonders ungünstiges für die heimischen Gletscher.
    Die Gletscherschmelze (hier an der Pasterze am Großglockner) macht die Klimakrise sichtbar. Das heurige Jahr (2022) war ein besonders ungünstiges für die heimischen Gletscher.
    Valentin Mazal