Gesundheit

Kommt Aus für Kinderverpackung überzuckerter Cerealien?

Eine britische Organisation fordert die Abschaffung kinderfreundlicher Verpackungen ungesunder Lebensmittel. Aber der Gesundheitsminister lehnt ab.

Sabine Primes
Bunt und mit Comics drauf: Diese Art Verpackung zieht die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich.
Bunt und mit Comics drauf: Diese Art Verpackung zieht die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich.
Frank Hoermann / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Viele so genannte Kinderprodukte sind alles andere als gesund. Zwar als "gesund" ausgewiesen, enthalten sie jedoch viel zu viel Zucker als empfohlen. Bunte Verpackungen, vielleicht noch mit Comicfiguren drauf, ziehen die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich – und damit auch die der Eltern. Marketing at it's best. Dem will die britische Organisation "Action on Sugar" einen Riegel vorschieben. 

Die Organisation setzt sich für die Entfernung solcher kindgerechten Verpackungen ein, deren Inhalte einen hohen oder mittleren Gehalt an Zucker, Salz oder gesättigten Fettsäuren aufweisen und damit als ungesund gelten. Stattdessen sollen betreffende Lebensmittel in neutrale, einheitliche Verpackungen kommen. Im Rahmen einer Studie hat die Organisation dutzende Beispiele für Müsli und Joghurts gefunden, die "unnötige Mengen an Zucker" enthalten und deren Verpackungen durch die Verwendung von Cartoons, Disney-Figuren und leuchtenden Farben speziell auf Kinder abzielen.

Neutrale Verpackungen

Experten fordern, dass Unternehmen zuckerhaltige Cerealien und Joghurts mit Einheitsverpackungen versehen sollen. Dieser Forderung hat Gesundheitsminister Will Quince jetzt eine Absage erteilt. Er sagte gegenüber Times Radio: "Das ist eines dieser Dinge, bei denen man in Maßen vorgehen sollte." Er erlaube seinen Kindern, solche Cerealien zu essen, "aber nicht jeden Tag". Zuckerhaltige Frühstücksflocken sollten für Kinder nur eine "Belohnung" sein.

Stattdessen sollten die Hersteller "die Eltern darüber aufklären, was tatsächlich in ihren Produkten enthalten ist" und diese dann entscheiden, was ihre Kinder essen. "Ich befürworte solche Eingriffe des Staates nicht, denn als Eltern liegt es in meiner Verantwortung, meinem Kind beizubringen, was für den täglichen Verzehr und als Belohnung geeignet ist und was nicht. Das bedeutet also, dass wir die Menschen in die Lage versetzen müssen, Entscheidungen für ein gesünderes Leben zu treffen. Und das bedeutet, Informationen wie Kalorien, Zuckergehalt und Salzgehalt auf der Vorderseite und in der Mitte der bereits vorhandenen Packungen anzubringen. Aber eine einfache Verpackung geht sicherlich einen Schritt zu weit."

Karies und Gewichtsprobleme

In einer Studie von "Action on Sugar" an der Queen Mary University of London wurden Cerealien und Joghurts verschiedener Unternehmen im Vereinigten Königreich verglichen. Es wurde festgestellt, dass 47 Prozent der Cerealien und 65 Prozent der Joghurts ein Drittel der empfohlenen täglichen maximalen Zuckeraufnahme für ein Vier- bis Sechsjähriges enthielten, Milch ausgenommen. Im Durchschnitt enthielten Nestlé, Lidl und Aldi den höchsten Zuckergehalt pro 100 Gramm in ihrem Müslisortiment mit kindgerechten Verpackungen. Gesundheitsbehörden raten 4- bis 6-Jährigen, nicht mehr als 19 Gramm zugesetzten Zucker pro Tag zu sich zu nehmen, was 5 Teelöffeln entspricht. Hierbei handelt es sich um Zucker, der Lebensmitteln oder Getränken zugesetzt wird, und nicht um natürlich vorkommenden Zucker.

Dr. Kawther Hashem, Kampagnenleiter bei Action on Sugar: "Angesichts der steigenden Zahl von unter 18-Jährigen, die unter gewichtsbedingten Gesundheitsproblemen leiden und Karies die häufigste Ursache für Krankenhauseinweisungen von Kindern ist, ist es jetzt an der Zeit, dass Unternehmen gezwungen werden, kindgerechte Verpackungen von Produkten zu entfernen, die Eltern irreführen und unsere Produkte irreführen."

Das sagen die Konzerne

Eine Sprecherin von Nestlé sagte: "Wir haben uns verpflichtet, Lebensmittel und Getränke zu entwickeln, die schmackhaft, nahrhaft und nachhaltiger sind. Wir bieten ein breites Portfolio an Cerealien und Joghurts an, um die Nachfrage der Verbraucher zu befriedigen und sicherzustellen, dass es für jeden eine passende Option gibt".

Auch Kellogg's reagierte auf die Forderung. Ein Sprecher sagte: "Wir bieten eine breite Palette an Cerealien an, um den Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden, sei es ein verwöhnendes Müsli für einen Leckerbissen oder ein Frühstückscerealien für die ganze Familie, das weniger Zucker enthält. Wir sind uns bewusst, dass es unsere Aufgabe ist, Menschen dabei zu helfen, gesündere Entscheidungen zu treffen. Aus diesem Grund haben wir seit 2011 den Zuckergehalt unserer Cerealien um 18 Prozent und den Salzgehalt um 23 Prozent reduziert."