"Schlichtweg krank"

ORF-Meteorologe meldet sich mit Schock-Analyse zurück

Der aktuelle Wärme-Wahnsinn bereitet Daniel Schrott trotz wohligem Sommerfeeling im April große Sorgen. Er mahnt vor dem, was noch auf uns zukommt.

Roman Palman
ORF-Meteorologe meldet sich mit Schock-Analyse zurück
Die Neue Donau in Wien bei Sonnenuntergang. Archivbild.
Getty Images/iStockphoto

"Bis 2025 gibt's von mir wenig zu Wetter und Klima", hatte ORF-Meteorologe Daniel Schrott noch Ende Februar seinen Fans die schlechte Nachricht überbracht. Der Hintergrund war allerdings zuckersüß: Der gebürtige Südtiroler hat Nachwuchs bekommen, ist in Karenz.

Der aktuelle Temperatur-Irrsinn in Österreich bereitet Schrott aber massive Sorgen. Er meldet sich dazu mit einer schockierenden Analyse aus der Elternzeit zurück.

"Ehrlich gesagt, auch ich als Meteorologe freue mich irgendwie auf den Aprilsommer, aber es schaudert mich auch", beginnt er seine Reihe von X-Beiträgen dazu. Denn: der nächste Temperatur-Rekord steht schon vor dem Fall.

29,5 Grad wurden am Samstag erreicht, steigt das Thermometer wie erwartet am Sonntag über die 30-Grad-Marke, wird es der früheste Hitzetag der bisherigen Messgeschichte Österreichs werden – um knappe zehn Tage vor dem alten Rekord! In Deutschland wurde dieser Rekord schon am Samstag gebrochen.

Doch nicht nur in solchen Rekorden zeige sich der Klimawandel, erinnert der Wetter-Experte. Die Auswirkungen seien "24/7" spürbar: "Auch wenn es vermeintlich kühl ist, ist es eigentlich wärmer, als es ohne Klimaerwärmung wäre, weil die Treibhausgase immer da sind, die schlafen nie. Die Erde hat einen Energieüberschuss."

"Verrückt", "abartig", "krank"

Es sei "verrückt", dass vier der letzten sieben Monate in Österreich so warm wie noch nie* gewesen sind. Jetzt stehe nach einem außergewöhnlich warmen Osterfest der früheste 30er aller Zeiten vor der Tür: "Zwei extreme Ereignisse aufeinanderfolgend in so kurzer Zeit ist auch schlichtweg abartig."

Die Temperaturabweichung zum Mittelwert schnellt an diesem Wochenende durch den Wüstenföhn auf teils 15 Grad in die Höhe. "Das ist nicht mehr ungewöhnlich, das ist schlichtweg krank, und statistisch fast nicht zu mehr zu fassen und mehrere Standardabweichungen fern der Norm", mahnt Schrott.

"Was blüht uns im Sommer?"

Die jetzigen frühsommerlichen Temperaturen brächten durchaus auch Vorteile wie eine verlängerte Vegetationsperiode, räumt er ein. Die Freude über die Wärme wird von Gedanken an den echten kommenden Sommer getrübt.

"Was blüht uns im Sommer, wenn es mit der 'perfekten Wetterlage', mit einer extremen Luftmasse aus Afrika 15 Grad heißer als normal ist?", schreibt der Familienvater.

Dieses Gedankenspiel bereitet ihm Unbehagen: Der 40er wäre dann auf jeden Fall geknackt, die Frage nur, bei wie viel darüber wir aushalten müssten – und wie lange die Gluthitze andauern wird. Gemessen am aktuellen Extrem-Ereignis durchaus auch mehrere Tage lang...

Schrotts Mahnung im Wortlaut:

"'Endlich wird's warm!', 'Yes, der Sommer kommt'. Hört man dieser Tage immer wieder. Ehrlich gesagt, auch ich als Meteorologe freue mich irgendwie auf den Aprilsommer, aber es schaudert mich auch."

"Schon wieder kommt nun eines dieser historischen Ereignisse, das nicht nur in Österreich wieder Rekorde zerbröseln wird, um mehrere Grade nach oben treibt und auch bei Herr und Frau Normalbürger die Auswüchse der menschengemachten Klimaerwärmung zeigt."

"Dabei spüren wir den Klimawandel eigentlich tagtäglich, Tag und Nacht 24/7. Auch wenn es vermeintlich kühl ist, ist es eigentlich wärmer, als es ohne Klimaerwärmung wäre, weil die Treibhausgase immer da sind, die schlafen nie. Die Erde hat einen Energieüberschuss."

"4 der letzten 7 Monate waren in Österreich so warm wie noch nie (September, Oktober, Februar und März). Verrückt! Jetzt kommen die mit Abstand frühesten 30 Grad des Jahres (nicht nur in Österreich). Eine Luftmasse, die es um diese Jahreszeit noch nie in Mitteleuropa gegeben hat."

"Und das nur wenige Tage nachdem es auch zu Ostern in weiten Teilen Europas so warm war wie noch nie so früh im Jahr. Zwei extreme Ereignisse aufeinanderfolgend in so kurzer Zeit ist auch schlichtweg abartig."

"Die Temperaturabweichungen liegen von Samstag bis Dienstag teils bei 15 Grad über dem Durchschnitt. Das ist nicht mehr ungewöhnlich, das ist schlichtweg krank, und statistisch fast nicht zu mehr zu fassen und mehrere Standardabweichungen fern der Norm."

"Jede*r, der sich über 30 Grad Anfang April freut, und gefreut hat, dass es zu Ostern auch schon sommerlich war, der sich freut, dass wir heute die längste Vegetationsperiode aller Zeit haben (bringt auch Vorteile), der kann ja mal kurz an den heurigen Sommer denken."

"Was blüht uns im Sommer, wenn es mit der 'perfekten Wetterlage', mit einer extremen Luftmasse aus Afrika 15 Grad heißer als normal ist? Dann stellt sich nur noch die Frage, wie viel über 40 Grad in Mitteleuropa es gibt. Und dann vielleicht nicht nur einen Tag lang."

*Immer bezogen auf den Beginn der Wetteraufzeichnungen in Österreich.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der ORF-Meteorologe Daniel Schrott kehrt aus der Elternzeit zurück und mahnt angesichts des aktuellen Temperatur-Irrsinns und der abnormen Wärme zu mehr Bewusstsein für den Klimawandel
    • Er warnt vor möglichen Rekorden und bezeichnet die extremen Temperaturen als schlichtweg krank
    • Trotz der verlängerten Vegetationsperiode bereitet ihm die Aussicht auf einen extrem heißen Sommer große Sorgen
    rcp
    Akt.