Ärger in Pernitz für Witwer

Verletzter (54): "Bahnhofsklo zu, machte in die Hose"

Martin H. (54) hatte sich im Dezember die Hüfte gebrochen, musste am Freitag am Bahnhof Pernitz dringend aufs Klo. Nur das WC war zu.

Verletzter (54): "Bahnhofsklo zu, machte in die Hose"
Martin H. (54) hat eine gebrochene Hüfte und musste am Freitagnachmittag am Pernitzer Bahnhof dringend aufs Klo - nur die Toilettentüren blieben zu.
privat, Trimmel

Die ÖBB und Martin H. (54) werden wohl kaum mehr dicke Freunde: Am 10. Dezember 2023 war der Pendler (hat immer Monatskarte, Anm.) am Weg zur Arbeit nach Wien am eisglatten Bahnsteig in Theresienfeld (Bezirk Wr. Neustadt-Land) gestürzt und brach sich dabei die Hüfte.

Hündin eingeschläfert

Da der Witwer im März 2020 seine geliebte Frau mit nur 41 Jahren verloren hat, hat der 54-jährige Angestellte niemanden mehr zu Hause. Tagelang quälte sich der Single-Mann zu Hause: "Jeder Gang aufs Klo war die Hölle." Kurz vor Weihnachten der nächste Schicksalsschlag für den 54-jährigen gelernten Pfleger im Krankenstand: Er musste seine erst vierjährige Hündin einschläfern lassen.

Sein bester Freund (54) nahm den Witwer in der Folge bei sich zu Hause in Pernitz (Neusiedl, Bezirk Wr. Neustadt-Land) auf. "Eine große Hilfe, er kümmert sich um mich, ich bin nicht mehr allein", streut Martin H. (54) seinem Kumpel Rosen. 

Am Freitag (5. Jänner 2024) waren die beiden Freunde mit dem Auto unterwegs, unter anderem in der Apotheke, um Medikamente abzuholen. Martin H. musste danach indes dringend auf die kleine Seite, "sprang" beim Bahnhof Pernitz aus dem Wagen und erreichte gerade noch rechtzeitig die öffentliche Bahnhofs-Toilette.

Herren- und Damenklo zu

Doch die Türe des Herren-Klos ging nicht auf, also versuchte es Martin H. bei der Damentüre sein Glück und hatte ebenfalls Pech. "Kurzum: Es ging einfach in die Hose, ich habe mich angepisst. Ich bin einfach keine 20 mehr, werde heuer 55 Jahre alt und hätte mit der kaputten Hüfte ohnedies keinen geeigneten Erleichterungsplatz mehr gefunden."

Der Schlüssel fürs Klo soll übrigens im bzw. übers Bahnhofs-Restaurant erhältlich sein. "Das finde ich nicht in Ordnung. Wir reden da nicht von einer Haltestelle, sondern von einem Bahnhof. Und ich erachte, dass etwa ein Wasserbrunnen oder geöffnetes WC auf Bahnhöfen zu den Grundrechten gehört und im Ticketpreis inbegriffen sein sollte."

Also stand ich da mit nasser Hose und trachte nur danach, schnell nach Hause zu kommen. Die Option wäre gewesen, vor allen Leuten auf den Bahnsteig zu machen.
Martin H. (54)
Angestellter, derzeit im Krankenstand

Der Witwer weiter: "Also stand ich da mit nasser Hose und trachte nur danach, schnell nach Hause zu kommen. Die Option wäre gewesen, vor den Leuten auf den Bahnsteig zu machen."

Christopher Seif, Sprecher der ÖBB, erklärt: "Die WC-Anlage am Bahnhof Pernitz ist an die Gemeinde vermietet, das Lokal ist derzeit ein Leerstand."

Klo funktioniert elektrisch

Der Bürgermeister von Pernitz nahm sich persönlich und ausführlich der Sache an: "Das Klo wird elektrisch geöffnet und kann in der Zeit von 8 bis 22 Uhr betreten werden. Dass das Klo nicht aufging, sollte bzw. kann eigentlich nicht sein." Denn man habe extra die Toiletten von der ÖBB gemietet. Neben dem Öffi-Klo (Herren und Damen) am Bahnhof habe Pernitz noch ein Öffi-Klo rund 200 Meter östlich des Bahnhofes bei der Polizei sowie am Friedhof. "Und diese Toilettenanlagen funktionieren allesamt elektrisch."

Martin H. lässt das so nicht gelten: "Ich hab es bei den Männern und Frauen versucht. Die Türe war fest zu."

Hüftbruch Versicherungsfall

Übrigens: Zum Fall des Sturzes samt Hüftbruch meinte die ÖBB: "Da die Schneeräumung an Bahnhöfen durch externe Dienstleister durchgeführt wird, wurde dieser Fall nicht von den ÖBB, sondern vom externen Dienstleister (Winterdienstfirma) an dessen Versicherung gemeldet."

Akt.