Unfall am Bahnsteig wegen Eis

Witwer brach sich Hüfte vor Zug: "Kann nicht aufs Klo"

Martin Hauser (54) war Sonntagfrüh am Weg zur Arbeit, rutschte am Bahnsteig in Theresienfeld aus und brach sich die Hüfte. Der Witwer ist verzagt.

Witwer brach sich Hüfte vor Zug: "Kann nicht aufs Klo"
54-Jähriger brach sich am Bahnsteig die rechte Hüfte: Keiner half ihm und er erhebt Vorwürfe gegen ÖBB.
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Gerade als das Leben des zuletzt arg gebeutelten Martin Hauser (54) wieder aufwärts ging, machte ihm ein schwerer Unfall am Bahnsteig seines Wohnortes Theresienfeld (Bezirk Wiener Neustadt-Land) einen schmerzhaften Strich durch die Rechnung.

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    54-Jähriger brach sich am Bahnsteig die rechte Hüfte.
    54-Jähriger brach sich am Bahnsteig die rechte Hüfte.
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    Der 54-Jährige war am Sonntagmorgen (10. Dezember 2023) am Weg zu seinem Arbeitsplatz in Wien, der Katastropheneinsatzzentrale des Roten Kreuzes. Um 4.50 Uhr sollte die Schnellbahn einfahren, doch der abschüssige Bahnsteig war spiegelglatt. Martin Hauser rutschte aus und landete mit dem ganzen Gewicht auf der rechten Hüfte. "Es war null gestreut, null Salz, ich wäre sogar fast auf die Schienen gerutscht. Ich sah die herannahende Schnellbahn, stand unter Schock und nur deshalb schaffte ich es, mich aufzurappeln."

    Der Lokführer soll den Unfall mitbekommen haben, deutete mit Gesten, dass Martin Hauser langsam gehen solle. Endlich im Zug kümmerte sich kein Mensch um Martin Hauser: "Der Lokführer fragte nicht nach, Zugbegleiter gab's keinen und dem Rest war's wurscht." Unter groben Schmerzen stieg der 54-Jährige in Liesing in ein Taxi und fuhr zum Arbeitsplatz. Der diensthabende Teamarzt verständigte sofort die Rettung, Martin Hauser wurde ins UKH Meidling gebracht. Diagnose: Hüftfraktur.

    Per Taxi und Bahn nach Hause

    Martin Hauser wurde versorgt und nach Hause geschickt, kurz vor Weihnachten zur Kontrolle wiederbestellt. Dem Single-Mann und Witwer wurde kein Rücktransport bereitgestellt, unter ärgsten Schmerzen schaffte er es per Taxi und Bahn nach Hause. Bei den ÖBB stieß Martin Hauser nur auf taube Ohren: "Ich wollte sie erstens über das Glatteis in Kenntnis setzen und warnen, schließlich wurde ja davor in allen Medien vor Glatteis gewarnt." Und zweitens will Martin Hauser zumindest die Taxirechnungen und Schmerzensgeld. Anzeige habe er bis dato keine erstattet: "Vielleicht das Spital, aber die Videoüberwachung der ÖBB müsste ohnedies alles klar offenlegen."

    Auf einer Schmerzskala von 1 bis 10 habe ich eine 10, schleppe mich aufs Klo, kann mir keine Medikamente holen, Auto habe ich keines, weil ich kein Geld habe
    Martin Hauser (54)
    Unfallopfer, Angestellter und Witwer

    "Ich habe niemanden mehr. Ich liege da in meiner eigenen Pisse, habe auf einer Schmerzskala von 1 bis 10 eine glatte 10, schleppe mich auf die Toilette. Ich konnte mir nicht mal die angeordneten Medikamente holen. Ich habe kein Auto, weil ich mir einfach keines leisten kann, so der 54-Jährige. Zudem könnte sich der 54-Jährige im Spital mit Covid-19 angesteckt haben. Am Dienstagabend hatte er 39,3 Grad Fieber: "Test habe ich ja keinen zu Hause und kann nicht weg."

    Frau nach 25 Jahren verloren

    Der Witwer hatte in den letzten Jahren zahlreiche Schicksalsschläge erlitten: Zunächst war Hauser und seine Frau Opfer einer "Home Invasion" geworden, er wurde dabei verletzt. Der auf einem Auge fast blinde Krankenpfleger hatte im März 2020 nach 25 Jahren Beziehung seine geliebte Sonja (41) verloren. Der Witwer erhob dann schwere Vorwürfe gegen das Spital.

    "Mit dem neuen Job ging es endlich wieder mal aufwärts und dann das. Nach Sonjas Tod musste ich alles finanziell stemmen, wären da nicht BBRZ und der Verein Lichtblick gewesen, ich hätte mich schon lange weg gemacht", so der schicksalsgebeutelte Witwer.

    ÖBB bedauern Unfall

    Auf Nachfrage meinte Julia Krutzler von den ÖBB: "Selbstverständlich sind wir stets bemüht, sowohl unser 5.000 Kilometer langes Streckennetz als auch die über 1.000 Bahnhöfe schnell von Schnee und Eis zu befreien. Dafür sind 4.500 Mitarbeiter:innen österreichweit im Einsatz. Wir prüfen derzeit die Umstände der Schneeräumung auf dem Bahnsteig in Theresienfeld am 10.12. und bedauern, dass es zu dem Unfall gekommen ist."

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