ÖVP will diesen Bonus

1.000 Euro für jeden – Experten sehen keine Vorteile

Der "Vollzeitbonus" soll Angestellten 1.000 Euro jährlich bringen, solange sie Vollzeit arbeiten. Experten wollen stattdessen mehr Kinderbetreuung.

Lukas Leitner
1.000 Euro für jeden – Experten sehen keine Vorteile
1.000 Euro jährlich: ÖVP-Kanzler Nehammer will Anreize für die Vollzeitarbeit schaffen. (Symbolbild)
Montage: Helmut Graf, Getty Images/iStockphoto

Mehr Menschen sollen Vollzeit arbeiten. Dieses Ziel setzt sich erneut die ÖVP und wärmt damit einen ihrer älteren Vorschläge auf, wie das "Ö1" Journal Dienstagfrüh berichtete. Markus Wallner, Vorarlberger ÖVP-Landeshauptmann, schlug am Wochenende den sogenannte "Vollzeitbonus" vor. Diesen hat auch Bundeskanzler Karl Nehammer in seinem Österreichplan stehen. Dieser Bonus soll dabei in einer Höhe von 1.000 Euro kommen.

Geld löst nicht alle Probleme

Die von Ö1 befragten Experten lehnen diese Idee eher ab: Dieser Geldanreiz alleine werde nicht mehr Menschen in die Vollzeit-Arbeit bewegen. Bei dem Bonus handelt es sich um einen steuerlichen Absetzbetrag von 1.000 Euro für alle, die Vollzeit arbeiten. Dass deswegen aber jemand, der Teilzeit arbeitet, in die Vollzeit wechselt, kann sich die Verhaltensökonomin Katharina Gangl nicht vorstellen: "Ich wüsste nicht warum, weil die Leute ja nicht sagen, sie brauchen Geld, sondern die Hauptgründe sind Betreuungspflichten".

Davon sind vor allem Frauen betroffen, denn sie haben die meisten Betreuungspflichten. Gangl betont, dass es besser wäre, mehr Kinderbetreuungsplätze zu schaffen oder bessere Bedingungen für das Pflegepersonal, damit vor allem Frauen entlastet werden könnten. Aber "einfach nur Geld über die Probleme zu schütten" empfindet Gangl in Betrachtung des aktuellen Schuldenstandes und der wirtschaftlichen Entwicklung sei keine geeignete Lösung.

2,7 Milliarden Euro Kosten

Weiters würden auch nur Menschen, die bereits in Vollzeit arbeiten, durch den Bonus begünstigt. Diese Ansicht teilt auch der Arbeitsmarktexperte des "Wifo" Helmut Mahringer. Seiner Meinung nach würde man sich mit dem Bonus nicht auf jene fokussieren, die die Entscheidung treffen, ihre Arbeitszeit auszuweiten.

Er rechnete vor, dass dieses Vorhaben extrem teuer sei. Immerhin würden 2,7 Millionen Menschen in Österreich unselbstständig Vollzeit arbeiten. Damit würden jährlich 2,7 Milliarden Euro ausbezahlt werden. Er hält deshalb wenig von den Plänen der ÖVP, denn was es wirklich brauchen würde, wäre eine Gesamtstrategie. Dabei solle die Kinderbetreuung ein zentraler Punkt sein.

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    IMAGO/osnapix; IMAGO/Eibner; IMAGO/BSR Agency

    Auf den Punkt gebracht

    • Die ÖVP plant, einen "Vollzeitbonus" in Höhe von 1.000 Euro einzuführen, um mehr Menschen zur Vollzeitarbeit zu motivieren
    • Experten wie die Verhaltensökonomin Katharina Gangl sind jedoch skeptisch und betonen, dass Geld allein das Problem nicht lösen wird
    • Sie schlägt vor, mehr Kinderbetreuungsplätze zu schaffen und bessere Bedingungen für das Pflegepersonal zu schaffen, um Frauen zu entlasten
    • Arbeitsmarktexperte Helmut Mahringer vom "Wifo" ist der Meinung, dass der Bonus teuer und nicht effektiv wäre, und plädiert stattdessen für eine Gesamtstrategie mit Fokus auf Kinderbetreuung
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