Wirtschaft

Investitionen in Kinderbetreuung lohnen sich für alle

Eltern, Kinder, Wirtschaft, die ganze Gesellschaft: Alle profitieren vom Ausbau der Kinderbetreuung. Doch wie kann dieser auch langfristig gelingen?

Irma Basagic
Österreich hat in Sachen Kinderbetreuung noch einiges zu tun. Doch der Einsatz lohnt sich in vielfacher Hinsicht - finanziell und gesellschaftlich.
Österreich hat in Sachen Kinderbetreuung noch einiges zu tun. Doch der Einsatz lohnt sich in vielfacher Hinsicht - finanziell und gesellschaftlich.
Foto: Getty Images/iStockphoto

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Die frühe Kinderbildung und Kinderbetreuung ist von immenser Bedeutung für die Entwicklung der Kinder – darüber herrscht ein breiter gesellschaftlicher Konsens in Österreich.

Die Vorteile eines Ausbaus von Kinderbildung und Kinderbetreuung sind mittlerweile genauso bekannt: Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Möglichkeit für Frauen schneller von Teilzeit- auf Vollzeit-Jobs zu wechseln und mehr Chancengerechtigkeit für Kinder durch die frühe Förderung der persönlichen Talente und sozialer Kompetenzen.

Bei näherer Betrachtung fällt auf: Bei Kinderbildung und Kinderbetreuung hat Österreich in mehreren Bereichen Handlungsbedarf.

Ausgangslage in Österreich

Ausbau von Kinderbildung und Kinderbetreuung: Die gesamte Gesellschaft profitiert

Die Investitionen in Kinderbildung und -betreuung sind Investitionen in die Zukunft. Das lässt sich alleine an dem sogenannten ROI von 1:8 ablesen: Der "Return on Early Education" gibt an, dass jeder in die Elementarpädagogik investierte Euro achtfach auf verschiedene Wege in die Gesellschaft zurückkommt!

Alle Beteiligten profitieren davon: Eltern und Kinder, die Wirtschaft bzw. die gesamte Gesellschaft.

1.
Vorteile für Eltern und Kinder

Durch eine echte Wahlfreiheit können Eltern Beruf und Familie besser vereinbaren. Eine gesicherte Nachmittags- und Ferienbetreuung erleichtert den Umstieg auf Vollzeitjobs.

Außerdem:

– Mehr und bessere wohnortnahe Bereuungsangebote sparen Zeit
– Mehr Chancengerechtigkeit für Kinder durch die frühe Förderung
– Lernen durch Interaktion mit Gleichaltrigen
– Besseres Fundament für die persönliche Entwicklung der Kinder, langfristig bessere und höhere Bildungsabschlüsse, eine niedrigere Arbeitslosenquote sowie bessere Gesundheit

2.
Vorteile für die Wirtschaft

Durch mehr Kinderbetreuungsplätze würde die Wirtschaft auch profitieren, denn insbesondere die gesicherte Nachmittagsbetreuung erweitert das Potenzial für Vollzeitarbeit. 

Außerdem:

– Ausgedehntere und flexiblere zeitliche Verfügbarkeit von bestehenden Mitarbeiter:innen
– Ansprache neuer Zielgruppen als Mitarbeiter:innen möglich (Wiedereinsteiger:innen)

3.
Vorteile für die Gesamtgesellschaft

Investition in frühkindliche Bildung lohnen sich immer – auch finanziell. Das investierte Geld kommt vielfach in die Gesellschaft zurück: Es sorgt für ein höheres Bildungsniveau der gesamten Gesellschaft sowie eine höhere gesellschaftliche Stabilität durch niedrigere Arbeitslosigkeit.

Außerdem:

– Mehr Fairness und echte Wahlfreiheit für Frauen und Eltern
– Mehr Chancengerechtigkeit in ganz Österreich durch gleichwertig guten Ausbau
– Bewältigung des demografischen Wandels und Verhinderung von Altersarmut insbesondere von Frauen
– Höheres Gesundheitsniveau der Kinder und künftigen Erwachsenen
– Etablierung der Elementarpädagogik als attraktives Berufsfeld mit hohem Ansehen
– Erfolgreichere Entwicklung von Wirtschaft, Wohlstand und Beschäftigung

Die Handlungsfelder in Österreich

Rund 300.000 Kinder in Österreich werden in einer elementaren Bildungseinrichtung, Kindergruppe oder von Tageseltern – neben der Kernfamilie – betreut. Diese Betreuungsformen dürfen nicht als reine "Beaufsichtigung der Kinder" aufgefasst, sondern als Bildungseinrichtungen wahrgenommen und entsprechend behandelt werden.

Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ortet drei wichtige Handlungsfelder, um den Ausbau der Kinderbildung und Kinderbetreuung optimal voranzutreiben.

a.)  Handlungsfeld "Frühkindliche Bildung"

Hier sollte ein Qualitätskriterien-Katalog entwickelt werden. Zudem muss es langfristig bundeseinheitliche Parameter für Betreuungsschlüssel, Gruppengrößen etc. geben.

b.) Handlungsfeld "Qualitativer und quantitativer Ausbau des Angebots"

Um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können, müssen die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen VIF-Kriterien (VIF – Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf) entsprechen.

Zudem müssen Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, Leistbarkeit, Flexibilität und die Qualität gewährleistet sein. 

c.) Handlungsfeld "Personal- und Ausbildungsoffensive"

Parallel zu einer Ausweitung von Öffnungszeiten und dem Ausbau der Betreuungsinfrastruktur, muss auch die Anzahl der Elementarpädagog*innen und Kindergarten-Assistent*innen erhöht werden.

Um neues Personal zu gewinnen, braucht es mittelfristige Maßnahmen wie ein duales Studium und Ausbildungshub an BAfEP (Bildungsanstalten für Elementarpädagogik). Auch sollte die Elementarpädagogische Aus- und Weiterbildung zu den Kompetenzen des Bundes zählen.

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