Umgang mit dem Tod

Diese Sätze solltest du zu Trauernden niemals sagen

Wenn eine Person verstirbt, weiß man oft nicht, wie man reagieren soll. Eine Trauerexpertin erklärt, was du besser nicht sagst und wie es besser geht.

Diese Sätze solltest du zu Trauernden niemals sagen
Nach einem Verlust die richtigen Worte zu finden, fällt schwer.
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Erlebt eine Person im Umfeld einen Verlust, fällt es vielen schwer, die richtigen Worte zu finden. "Trauer ist etwas Individuelles und sehr komplex", sagt die Trauerexpertin Anja Niederhauser. "Und nicht alle Trauernden sind gerade bereit für ein Gespräch – vielleicht ist es zu schmerzhaft", sagt Niederhauser. Das solltest du unbedingt akzeptieren und dich nicht zurückzuziehen, sondern: "Einfach mal wieder nachfragen – ganz sorgfältig."

Doch es gibt einige Sätze, die du besser nicht verwendest. Anja Niederhauser erklärt, warum diese Aussagen schwierig sind. Und was du stattdessen sagen kannst.

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    "Der Person geht es besser, wo sie jetzt ist"

    Einschätzung der Trauerexpertin: Hier wird eine Annahme über das Jenseits ausgesprochen, die von der trauernden Person vielleicht nicht geteilt wird. Und vielleicht fühlt sie sich durch die Aussage nicht ernst genommen. Denn: Auch wenn man glaubt, dass die Person an einem besseren Ort ist, vermisst man sie ganz fürchterlich.
    Besser: "Ich möchte dir mein Beileid aussprechen. Ich bin gerade unsicher, was ich sagen soll." Steht man sich nahe genug, kann man jemanden statt vieler Worte auch umarmen.
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    "Ich weiß genau, wie du dich jetzt fühlst"

    Einschätzung der Trauerexpertin: Man kann versuchen, sich in jemanden hineinzuversetzen. Man kann empathisch sein. Wissen aber tut man es nicht. Das Gegenüber fühlt sich so erst recht missverstanden.
    Besser: Nachfragen. "Wie geht es dir gerade? Wie fühlt sich die Trauer für dich an? Was beschäftigt dich zurzeit besonders? Was macht dir Angst?"
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    "Ich bin selbst so unglaublich traurig"

    Einschätzung der Trauerexpertin: Um wen geht es? Jemand, der trauert, muss sich oft auch Geschichten von andern anhören, wen sie einmal verloren haben. Die trauernde Person fühlt sich dadurch wenig gesehen und das kann verletzend sein.
    Besser: Als Bekannte oder Freund ist es wichtig, beim Gegenüber zu bleiben und nicht sich selbst ins Zentrum zu stellen. Darum: Mehr nachfragen (siehe mögliche Fragen oben) und aktiv zuhören.
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    "Es hat einfach so sein müssen"

    Einschätzung der Trauerexpertin: Die trauernde Person darf selbst entscheiden, was für sie einen Sinn ergibt oder nicht. Diesen darf man nicht jemanden zusprechen, das ist übergriffig.
    Besser: Weißt du nicht, was du sagen sollst, kannst du nach einem Todesfall auch schriftlich kondolieren, anstatt solche Sätze zu nutzen. Man kann sich beim Schreiben zum Beispiel auf eine schöne Erinnerung mit dem oder der Verstorbenen beziehen.
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    "Zeit heilt alle Wunden"

    Einschätzung der Trauerexpertin: Was für eine Plattitüde! Erstens heilt die Zeit allein nicht, man muss sich mit der eigenen Trauer und Geschichte auseinandersetzen. Die "Zeit" nimmt das niemandem ab. Und ob die Wunden wirklich heilen? Ich glaube, es geht viel mehr darum, die Wunden und den Schmerz ins eigene Leben zu integrieren, statt zu hoffen – oder eben jemandem zuzusprechen – sie seien irgendwann auf wundersame Weise weg.
    Besser: Die Trauer ist nicht einfach nach drei Monaten oder nach einem Jahr vorbei! Auch nach zwei Jahren tut ein Verlust noch weh und diesen totzuschweigen, tut noch viel mehr weh. Man darf immer wieder nachfragen: "Wie geht es dir jetzt gerade damit?"
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    "Melde dich einfach, wenn du etwas brauchst"

    Einschätzung der Trauerexpertin: Die trauernde Person ist wahrscheinlich sehr belastet oder hat vielleicht trotz des Angebots Hemmungen, sich zu melden.
    Besser: Selbst aktiv werden. Eine Lasagne kochen; fragen, ob man Lust auf einen Spaziergang hat oder abends vor der Tür stehen mit einer Packung Chips – und nicht beleidigt sein, wenn die Idee nicht gut ankommt. Nach einem Todesfall sind außerdem auch viele Formalitäten zu erledigen, da kann man gut Hilfe gebrauchen.

Hilfe bei Trauer

Wenn Sie unter Selbstmord-Gedanken oder Depressionen leiden, dann kontaktieren Sie die Telefonseelsorge unter der Nummer 142; täglich 0-24 Uhr.
Unter telefonseelsorge.at haben Sie auch die Möglichkeit für einen Livechat oder eine Kontaktaufnahme via E-Mail

Auf den Punkt gebracht

  • Die Trauerexpertin Anja Niederhauser erklärt, dass der Umgang mit dem Tod individuell und komplex ist, und dass es wichtig ist, die Trauernden nicht zu drängen, sondern einfühlsam nachzufragen
  • Sie warnt davor, bestimmte Sätze zu verwenden, die unpassend sein könnten, und gibt stattdessen Ratschläge, wie man einfühlsamer reagieren kann
red, 20 Minuten
Akt.