"Menschheit bleibt deppat"

ORF-Meteorologe gibt Gerald Grosz Klima-Nachhilfe

Schnee im April lässt BZÖ-Populist Gerald Grosz im TV gegen den Klimawandel wettern. ORF-Meteorologe Daniel Schrott kontert mit Fakten.

Newsdesk Heute
ORF-Meteorologe gibt Gerald Grosz Klima-Nachhilfe
Gerald Grosz Argumentationslinie: Es hat Ende April geschneit, also gibt es keinen (menschengemachten) Klimawandel.
picturedesk.com

Ende April, es hat geschneit in Österreich. Für einen Populisten wie Gerald Grosz (47) war das die perfekte Szenerie, um (wieder einmal) gegen die menschliche Ursache des Klimawandels zu feuern.

"Wo bleibt der wärmste April seit Millionen von Jahren?", fragte er, um dann die Wissenschaft mit bekannten Rhetorik-Kniffen niederzumachen. Sein Fazit nach 5 Minuten 47 Sekunden heißer Luft: "Wir lernen: kaltes Wetter ist Wetter. Warmes Wetter ist Klima." Ein mittlerweile altbekannter Spruch aus der Klimaleugner-Szene.

"Wenn 'Polit-Blogger' über Klima und Wetter stolpern", kommentierte ORF-Meteorologe Daniel Schrott schließlich Grosz' X-Beitrag und legte ordentlich nach: "Reden wir über Fakten"! Dabei räumte der gebürtige Südtiroler gleich mit mehreren falschen Behauptungen des ehemaligen BZÖ-Mannes auf.

Obwohl der Monat April noch nicht vorbei sei, deute sich an, dass er auf globaler Ebene der elfte Monat in Folge (!) sein wird, der Temperaturrekorde aufstellen wird. Die ungewöhnliche Wärme habe mehrere Ursachen – Treibhausgase, El Nino, Aerosole, usw. – die sich gegenseitig überlagern würden, erklärte der Meteorologe.

Er betonte: "Ganz wichtig ist die Erkenntnis, global ist nicht immer lokal. Auch wenn global neue Rekorde aufgestellt werden, irgendwo auf der Welt ist es immer kalt und irgendwo wird es immer schneien. (Gott sei Dank)"

Auch in einem wärmer werdenden Klima seien Kältephasen wie die aktuelle weiterhin möglich und auch zu erwarten, viel zu warme Wetterlagen würden aber deutlich häufiger.

Doch auch rein auf Österreich bezogen, sehe man bereits einen Unterschied: "Zwar wird dieser April in Österreich nicht der wärmste (das war 2018), aber dennoch überdurchschnittlich warm." Doch obwohl in der ersten Monatshälfte reihenweise Temperaturrekorde durchbrochen wurden, ist die aktuelle Kälte aber klimatisch aber ein eher durchschnittliches Phänomen.

"Die Ironie der Geschichte"

"Die Kälte jetzt ist auch kein Unikum, kein Rekord. Es hat solche und noch tiefere (!) Temperaturen Ende April früher schon gegeben", stellte Schrott klar. Auch Schnee Ende April sei nichts Neues. "2017 schlug der Winter deutlich extremer zu", schrieb er zu selbst geschossenen Fotos von riesigen Schneemassen in Niederösterreich am 20. April 2017.

"Der April ist der Monat mit der größten Bandbreite des Jahres, er kann Winter und Sommer. Die Ironie der Geschichte ist halt, dass es heuer zuerst den Hochsommer und dann den Spätwinter gibt", konstatierte der Wetter-Experte in seiner Replik. Spätfröste würden durch den Klimawandel für die Landwirtschaft zum immer größeren Risiko. Das stehe auch nicht im Widerspruch zu einer globalen Erwärmung.

"Wetter ist nicht Klima"

"Die aktuelle Kältephase ist erst die zweite unterdurchschnittliche Wetterlage in diesem Jahr. Also der Klimawandel, die Klimakrise ist nicht abgesagt, im Gegenteil", schloss Schrott und konterte Grosz in aller Deutlichkeit: "Wetter ist nicht Klima. Klima ist das große Ganze. So wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, sind ein paar kalte Apriltage eigentlich normal. Und Polit-Blogger sind keine geborenen Wetterblogger und Klimaversteher."

Fast sicher ist, dass diese Erklärung bei dem eingefleischten Populisten auf taube Ohren stoßen wird. Wissenschaftlich fundierten Belege über die menschlichen Ursachen des Klimawandels stellt Grosz generell als Unsinn ins Abseits. "Die Menschheit bleibt deppat und glaubt weiter an das Klimagespenst", wettert er dagegen. Für Grosz sind offenbar alle anderen die Geisterfahrer.

Gerald Grosz (*15. Feber 1977 in Graz) stieg politisch im Kreis des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider (†2008) zu Bekanntheit auf, folgte ihm von FPÖ zum BZÖ. Ab 2006 war er für zwei Jahre unter Peter Westenthaler auch Generalsekretär der Partei, wurde später selbst Chef, saß im Nationalrat. Seither 2017 ventiliert er öffentlich als "Polit-Blogger" auf Privatsendern und den eigenen Sozialen Medien.

Carbon-Capture-Anlage "Orca" verwandelt CO2 in Stein

1/5
Gehe zur Galerie
    In dieser Anlage auf Island wird CO2 aus der Luft gefiltert und im Boden gespeichert, um gegen den Treibhausgas-bedingten Klimawandel anzukommen.
    In dieser Anlage auf Island wird CO2 aus der Luft gefiltert und im Boden gespeichert, um gegen den Treibhausgas-bedingten Klimawandel anzukommen.
    ANTHONY ANEX / Keystone / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Der ORF-Meteorologe Daniel Schrott kontert die Klimawandel-Leugnungen des BZÖ-Politikers Gerald Grosz mit Fakten, nachdem Grosz den Schnee im April als Argument gegen den Klimawandel verwendet hatte
    • Schrott erklärt, dass die ungewöhnliche Wärme im April auf globaler Ebene auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist und betont, dass lokale Wetterphänomene nicht das globale Klima widerlegen
    • Er stellt klar, dass die aktuelle Kältephase kein Beweis gegen den Klimawandel ist und dass Grosz' Argumente wissenschaftlich unbegründet sind
    • Schrotts Erklärung wird vermutlich bei Grosz auf taube Ohren stoßen, da dieser weiterhin die menschlichen Ursachen des Klimawandels leugnet
    red
    Akt.