Klimaschutz

Unterminiert Ölindustrie UN-Klimakonferenz?

Nicht nur Klimaschützer und Politiker sind derzeit auf der UN-Klimakonferenz in Ägypten – sondern auch mehr als 630 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle.

Lydia Matzka-Saboi
"Fossile Raus" fordern Demonstranten beim UN-Klimagipfel COP27 am Samstag in Sharm el-Sheikh.
"Fossile Raus" fordern Demonstranten beim UN-Klimagipfel COP27 am Samstag in Sharm el-Sheikh.
Peter Dejong / AP / picturedesk.com

Bei der UN-Klimakonferenz in Sharm el-Sheikh (COP27) sind nicht nur zahlreiche Umwelt- und Entwicklungsorganisationen vertreten, sondern auch hunderte Lobbyisten für klimaschädliche fossile Energien.

Ihre Zahl sei im Vergleich zur COP26 in Glasgow um 133 Vertreter und damit gut ein Viertel auf 636 gestiegen, erklärten die Nichtregierungsorganisationen Corporate Accountability, Corporate Europe Observatory (CEO) und Global Witness (GW) nach Auswertung der vorläufigen Teilnehmerliste der Vereinten Nationen.

Bei der Auswertung wurden zum einen Teilnehmer gezählt, die direkte Verbindungen zu Konzernen für fossile Energien wie Shell, BP oder Chevron haben. Zum anderen berücksichtigte die Untersuchung auch Mitglieder staatlicher Delegationen, die im Interesse der fossilen Industrie aufträten. So seien 70 Mitglieder der Delegation der Vereinigten Arabischen Emirate als Lobbyisten für fossile Energien einzustufen, hieß es in dem Bericht der NGOs.

COP27 Festival der fossilen Energien?

Nach den Vereinigten Arabischen Emiraten sind die zweitmeisten Lobbyisten für diese klimaschädliche Energie demnach mit der russischen Delegation angereist. In ihren Reihen wurden 33 dieser Interessenvertreter gezählt. Insgesamt 29 der knapp 200 Teilnehmerländer haben den Angaben zufolge solche Lobbyisten in ihren Delegationen.

Die NGOs kritisierten, obwohl die Weltklimakonferenz in Ägypten auch als Afrika-COP bezeichnet werde, sei die Zahl der Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle größer als jede einzelne Delegation aus Afrika.

Außerdem seien sie zahlreicher als die Vertreter der zehn am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder zusammengenommen. Aktivisten aus dem globalen Süden, der am stärksten unter der Erderhitzung leidet, seien bei der COP27 wegen Visa-Problemen, Repressionen der ägyptischen Behörden und hoher Reisekosten hingegen unterrepräsentiert.

Die UN-Klimakonferenz in Sharm el-Sheikh drohe "ein Festival der fossilen Energien und ihrer verschmutzerischen Freunde" zu werden, erklärten die drei Organisationen. Die Verhandler bei der COP27 müssten Fortschritte erzielen bei konkreten Maßnahmen, "um die toxischen Praktiken der fossilen Industrie zu stoppen, die dem Klima mehr schadet als jede andere Industrie".