Life

29-Jähriger hatte zwei Mal Krebs: "Tod grüßte mich"

Mit 21 Jahren wurde bei Yves Seeholzer erstmals Krebs diagnostiziert. Durch die Krankheit hat er zu sich gefunden und ein Buch darüber geschrieben.

13.09.2021, 14:57
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Der heute 29-jährige Yves Seeholzer hat in den wenigen Jahren seines Lebens schon so viel erlebt, dass er seine Erfahrungen niedergeschrieben und diese nun als Buch veröffentlicht hat. Der Titel: "Wir beide und das Leben". Auf 216 Seiten beschreibt er seine Erfahrungen, seit bei ihm Krebs diagnostiziert wurde. Er entdeckte mit 18 Jahren einen kleinen Knoten in seiner rechten Achselhöhle. Damals konnten die Ärzte nichts Gravierendes feststellen. Danach verlief das Leben von Seeholzer wieder ganz nach alltäglichem Plan. Dies änderte sich drei Jahre später schlagartig: Im Sommer 2011 fiel ihm auf, dass der Knoten in seiner Achselhöhle gewachsen war. Nachdem er operativ entfernt worden war, erhielt er ein paar Tage später die niederschmetternde Diagnose Lymphknotenkrebs.

Krebs begleitet Seeholzer weiterhin

Nach diesem Schock und unermesslicher Traurigkeit spürte Seeholzer deutlich: "Der Tod hatte mich zum ersten Mal gegrüßt und mir zugelächelt." Es folgten Operationen und monatelange Therapien. Dann kam die Erfolgsmeldung, dass er wieder gesund sei, und er kehrte in den Alltag zurück. Mit seinem Cousin übernahm der gelernte Koch die Badi-Lounge in Merlischachen (Schweiz); im Winter zog es sie nach Asien.

Alles schien gut zu sein. Doch dann meldete sich die Krankheit mit der Diagnose Hodenkrebs zurück. Mit der zweiten medizinischen Therapie machte er die schwerste Zeit seines Lebens durch. Dann gab es einen prägenden Wendepunkt, dem andere folgen sollten. Seeholzer begann, sein Schicksal auf Papier zu bringen. "Ein Buch war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht geplant." Oft habe er über den Sinn des Lebens nachgedacht. "Die Krankheit ist mir behilflich gewesen, diesen zu finden."

"Ich wollte Krebs als Freund akzeptieren"

Vor seiner Krankheit genoss Seeholzer seine Freizeit seinem Alter entsprechend unbeschwert, spontan und er feierte gern Partys. Mit der Krankheit veränderte sich dies, und seine innere Stimme wurde immer lauter und ihm wurde bewusst, dass nicht andere Menschen ihm allein die Gesundheit zurückgeben konnten, sondern dass er sich verändern musste: "Es galt nicht, die Symptome zu bekämpfen, sondern die Ursache, die in mir steckte." Er wollte keinen Krieg gegen den Krebs führen, sondern ihn als Freund akzeptieren. Die Voraussetzung war, dass Seeholzer sich von sämtlichen negativen Gedanken und Gewohnheiten befreien musste.

Der dritte Zyklus der Chemotherapie nagte an seinen Kräften und setzte seinem Körper zu. Nachdem die Ärzte ihm eröffneten, dass sich der Hodenkrebs zurückgebildet hatte, beendete er die weitere Behandlung frühzeitig. "Mir war klar, dass ich weitere Chemotherapien nicht überlebt hätte", sagt Seeholzer. Er wollte sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen, las Bücher, änderte seine Ernährung und entdeckte die Bewegungsform Qigong, eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist. Während er auf gutem Weg war, schlug das Schicksal erneut zu: Seine Mutter erkrankte an Krebs im Endstadium. "Ich fühlte mich, als hätte ein Messer mein Herz durchbohrt."

"Ich fühlte mich in Indien sofort zu Hause"

Die Situation wuchs ihm über den Kopf und er wollte so weit weg wie nur möglich. Obwohl es ihm schwerfiel, verließ er im Oktober 2014 die Schweiz in Richtung Neuseeland. In diesem fernen Land sammelte er Erkenntnisse und Erfahrungen, bevor ihn seine Reise zurück in seine Heimat und anschließend nach Indien führte. Obwohl er nie nach Indien gewollt hatte, schreibt er: "Auf eine merkwürdige Art und Weise fühlte ich mich sofort zu Hause." Hier entdeckte er Yoga für sich, ließ sich zum Yogalehrer ausbilden und lernte Menschen kennen, die sein Leben in neue Bahnen brachten. "In Indien fand ich mehr und mehr zur inneren Ruhe und konnte meine Rastlosigkeit etwas tilgen und mich mit der tiefen Angst, früher sterben zu müssen, und mich mit meinem Rucksack der Emotionen, den ich immer umherschleppte, beschäftigen. So fand ich langsam zu mir selbst zurück."

Nun lässt der Kochbuchautor die Leser an den intimsten Momenten seines Lebens teilhaben und lässt sie in seine Reisen eintauchen. Seeholzer hat seinen ganz persönlichen Weg gefunden, mit seinem Schicksal umzugehen. Nun möchte er seine positiven Erfahrungen mit den Lesern teilen: "Ich möchte anderen Menschen Mut machen, negative Dinge über Bord zu werfen. Wenn ich mit meiner Geschichte nur einer einzigen Person helfen kann, ist mein Ziel erreicht." Laut regelmäßigen ärztlichen Kontrollen gilt Seeholzer als geheilt.