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"Ich hörte die Bataclan-Schüsse"

14.09.2021, 13:19
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Als in Paris das Grauen losging, holte sich ORF-Mann Christophe Kohl gerade Pizza. Passanten warnten ihn vor den Schüssen.Es ist eine dunkle November-Nacht, die letztlich zu einer der schwärzesten in der Geschichte Frankreichs werden sollte: Am 13. 11. 2015 peitschten gegen 21:25 Uhr Schüsse durch Paris.

Als in das Grauen losging, holte sich ORF-Mann Christophe Kohl gerade Pizza. Passanten warnten ihn vor den Schüssen. Es ist eine dunkle November-Nacht, die letztlich zu einer der schwärzesten in der Geschichte Frankreichs werden sollte: Am 13. 11. 2015 peitschten gegen 21:25 Uhr Schüsse durch Paris. Christophe Kohl (30), der als neuer Auslandskorrespondent des ORF gerade die Koffer in seiner Wohnung auspackte, dachte an nichts Böses, als er einen lauten Knall hörte. Erst als er kurze Zeit später auf die Straße ging, um eine Pizza abzuholen, offenbarte sich ihm das Drama. "Am Boulevard vor meiner Haustüre wimmelte es vor Polizei- und Rettungsautos. Passanten warnten mich aufgeregt vor einer Schießerei", sagt Kohl zu "Heute". Wenige Minuten später war der Journalist, der 200 Meter vom Bataclan-Theater entfernt wohnt, telefonisch bereits live der ZiB 2 zugeschaltet. "In den folgenden Tagen berichteten Eva Twaroch und ich fast nonstop von den Attentaten und legten uns abwechselnd wenige Stunden schlafen." Denn: Das Gräuel-Verbrechen von IS-Terroristen, die mit Kalaschnikows und Bomben wüteten, raubte Europa den Schlaf. Bei den Anschlägen im Bataclan-Theater, umliegenden Cafés, Bars sowie vor dem Stade de France starben insgesamt 130 Menschen; 352 wurden schwer verletzt. Unter ihnen auch ein Tiroler Musiker. Daniel B. (21) trafen während eines Konzerts der Rockband "Eagles of Death Metal" Projektile im Bauch und am Arm. "Als wir die Nachricht bekommen haben, war das ein Schlag wie ein Erdbeben", sagte seine Mutter Andrea später. Auch nach einem langen Spitalsaufenthalt (erst in Paris, dann in Tirol) leidet Daniel laut seinen Eltern bis heute an den Folgen: "Er ist in Therapie und kann nur mit sehr wenigen Menschen über das Erlebte sprechen." Aber er lebt. Weiterzuleben versuchen auch die Pariser, sagt ORF-Reporter Kohl: "Erst vor wenigen Tagen wurden die verwitterten Kerzen und Blumen, die Trauernde an den Schauplätzen des Terrors niederlegten, entfernt. Als Teil der Geschichte wurden sie jedoch archiviert." Doch die feigen IS-Schlächter schlugen nicht nur in Frankreichs Hauptstadt zu. In den letzten Monaten zogen Attentäter quer durch Europa eine blutige Spur: Brüssel (35 Tote), Nizza (86 Opfer), ein ermordeter Priester in der Normandie und die Axt-Attacke in einer Regionalbahn in Würzburg verbreiten Angst und Schrecken einer neuen Dimension.