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"20 Personen – habe fast meine ganze Familie verloren"

Viele Menschen mit türkischen Wurzeln sorgen sich um ihre Verwandten. Ein Augenzeuge und Angehörige erzählen nun wie es den Menschen geht.

07.02.2023, 15:10
Mustafa Akbas zeigt zerstörte Wohnung in Elbistan.
20min.ch

"Ich wachte auf, als alles um mich herum herunterfiel. Aus den umliegenden Häusern hörte ich Hilfeschreie", so ein Augenzeuge aus Gölbasi, rund eine Stunde vom Epizentrum des Erdbebens entfernt. Viele Menschen mit türkischen Wurzeln sorgen sich um ihre Verwandten. "Ich komme direkt aus der vom Erdbeben betroffenen Region Hatay", sagt ein Dönerladen-Besitzer gegenüber der Schweizer Zeitung "20 Minuten". Seinen Namen möchte er lieber nicht in der Zeitung lesen. Nach dem Erdbeben konnte er kurz mit seinen Eltern sprechen, bevor die Verbindung abgebrochen sei. "Das ist gut. Ich weiß, dass sie leben. Meine Onkel, Tanten und deren Kinder erreiche ich nicht. 20 Personen: Sie sind wohl alle tot. Ich habe fast meine ganze Familie verloren. Wir warten auf Hilfe, aber niemand kommt durch."

Die Gebäude, in denen seine Angehörigen gelebt hätten, seien alle zerstört. "Einer meiner Leute lebte in einem achtstöckigen Haus. Alles ist am Boden. Es ist eine große Katastrophe", trauert der Mann. Nun versuche er, schnellstmöglich zu seinen Eltern zu reisen. Wann er sie wiedersehen wird, ist ungewiss. "Alle Flughäfen sind zu und auch die Autobahn ist gesperrt."

Hunderte Menschen auf der Straße

Auch Cagdas Bruder (40) lebt mit seiner Familie im Südosten der Türkei. "Er hat mich nach 4 Uhr mit zittriger Stimme angerufen und erzählt, was geschehen ist. Ich war schockiert." Als die Erde bebte habe der 40-jährige seine Kinder und Frau geweckt und das Haus verlassen: "Seither fahren sie im Auto durch die Stadt. Er berichtet von Hunderten Menschen draußen in der Kälte", erzählt Cagdas.

Die Familien von Akbas und seinem Angestellten Ifran Kul sind in der vom Erdbeben betroffenen Region daheim. Beide konnten alle Angehörigen am Montag erreichen.
20min.ch

Schutt und Asche

Mustafa Akbas, Besitzer eines Kebab Standes in Basel, ist erschüttert von dem Unglück. Auf dem Handy zeigt er das Foto eines Hauses in Elbistan: "Hier, das ist meine Wohnung." Vom vierstöckigen Gebäude ist nur noch ein Stock übrig. "Normalerweise würde meine Mutter hier leben", fährt er fort. "Meine Familie ist aber zum Glück hier." Auf dem Smartphone scrollt er durch weitere Bilder, die ihm Bekannte aus Elbistan geschickt haben. Die Verwüstung, die die Beben hinterlassen haben, ist immens. Er befürchte, dass noch Tausende verschüttet seien. Mit Bekannten habe er aber schon angefangen, Hilfe zu organisieren.

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      REUTERS/Suhaib Salem

      Folgende Organisationen leisten Hilfe vor Ort und sammeln Spenden für die Erdbeben-Opfer:Österreichisches Rotes KreuzIBAN: AT57 2011 1400 1440 0144BIC: GIBAATWWXXXSpenden-Kennwort: KatastrophenhilfeCaritas ÖsterreichIBAN: AT23 2011 1000 0123 4560BIC: GIBAATWWXXXKennwort: Erdbeben Syrien und TürkeiDiakonie KatastrophenhilfeIBAN: AT85 2011 1287 1196 6333BIC: GIBAATWWXXXKennwort: Erdbeben-Nothilfe Syrien OnlineArbeiter Samariterbund ÖsterreichsIBAN: AT04 1200 0513 8891 4144BIC: BKAUATWWKennwort: Türkei/SyrienKızılay - Türkisches rotes KreuzIBAN: DE26 5122 0700 1080 0000 01BIC: TCZBDEFFAHBAP - Türkisches Netzwerk freiwilliger HelferAHBAP DERNEĞİIBAN: TR 15 0006 4000 0021 0212 1502 77BIC:ISBKTRISAFAD - Offizielles türkisches KrisenpräsidiumIBAN: TR 19 0001 0017 4555 5555 5552 06BIC: TCZBTR2AAKUT - Türkischer Such- und RettungsvereinIBAN: TR12 0006 4000 0021 0806 6661 44BIC: ISBKTRIS