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4 geniale Serien über Sexualität und Integration

Sie engagieren sich für Gleichberechtigung, offenes Ausleben von Sexualität und Diversität - das sind die Hippies unter den Serien-Helden.

13.09.2021, 14:42
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Diese Serien solltet ihr sehen, wenn euch Themen wie sexuelle Bildung, das Brechen mit Tabus und Inklusion wichtig sind. Sie sind (in Haupt- und/oder Nebenrollen) mit unkonventionellen Randcharaktern besetzt, die anecken, der Gesellschaft den Finger zeigen, unangenehme Fragen stellen und zeitweise durch ihre ungewöhnliche Lebensweise und freies Ausleben ihrer Sexualität sowie Erheben ihrer Stimme auffallen. Die Hippies unter den Serien-Helden. The Politician

Die größte Ambition von Payton Hobart (Ben Platt) liegt auf dem Fokus, bereits in der Schulzeit alles darauf auszulegen, dass ihm später eine Karriere als Präsident der Vereinigten Staaten sicher ist. In seinem Streben nach diesem einzigen Wunsch ist er unerbitterlich und lernt erst mit der Zeit, dass es nicht nur ums Gewinnen geht. Er kandidiert für das Schulsprecher-Amt und erhält unter anderem Unterstützung von seiner Freundin. Payton wurde adoptiert, was den Drang, etwas Bedeutendes mit seiner Existenz zu erwirken, noch verstärkt. In der Rolle seiner Adoptiv-Mutter, die eine freiheitsliebende, unkonventionelle Künstlerin (ergo, der Hippie in der Serie) ist, brilliert Gwyneth Paltrow, die vermutlich nur eine Variante ihrer eigenen Persönlichkeit wiedergibt. In Paytons Psyche bekommt man nur wenig Einblick. Er selbst hegt kurzzeitig die Vermutung, ein Soziopath zu sein, ist aber durchaus nicht skrupellos. Er ist bisexuell, womit er nicht offen umgeht. Der Junge, mit dem er erste sexuelle Erfahrungen sammelt, begeht Suizid und bleibt ihm als moralische Instanz in Geist-Form erhalten. Um im Wahlkampf mehr Stimmen zu erhalten, möchte er besondere Menschen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, darunter ein Mädchen, das an einer scheinbar unheilbaren Krankheit leidet und ein Transgender-Mädchen, dass er in sein Team holen möchte. Dickintson

Die Serie handelt von Emily Dickinston, einer Lyrikerin, die um 1830 in ein gutes Haus geboren wird, und beruht auf einer realen Begebenheit. Sie zählt zu einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftstellerinnen und nimmt in ihrem erst nach ihrem Tod veröffentlichten Werk viele Tendenzen des 20. Jahrhunderts vorweg. Sie wird von der für einen Oskar nominierten Schauspielerin Hailee Steinfeld portätiert. Ihr Vater ist Politiker. Ihre ersten sexuellen Erfahrungen sammelt sie mit ihrer besten Freundin, die sich mit ihrem Bruder verlobt. Wonach sie in der Liebe Ausschau hält, sind stets Seelenverwandte. Ihre erste große Liebe ist der Tod, über den sie auch schreibt. Unter dem Pseudonym ihres Bruders veröffentlicht sie ihre ersten Gedichte. Die mutige Frau kämpft für die Gleichberechtigung von Frauen und Sklaven, gleichzeitig ist eine erotische Komponente in ihren Versen vorhanden. In einer Szene schmuggelt sie sich als Mann verkleidet in eine Vorlesung. Was Kritiker bemängeln, ist die Hintergrundmusik, die bewusst modern gewählt wurde. Sowohl Rapmusik als auch die extraterrestrisch anmutenden Klänge von Grimes sind vertreten. Diese passen jedoch ganz gut zu den gelegentlich verschwimmenden Grenzen von Realität und Vorstellung und dem Einsatz von magischen Elementen. Wie auch zu dem Versuch aus einer Gesellschaft auszubrechen, über welche die Protagonistin bereits hinausgewachsen ist. Sie führt also als frühe Feministin und Aktivistin in eine Moderne, ehe diese angebrochen ist. Sex Education

Gerade ist die zweite Staffel der Netflix-Erfolgsserie "Sex Education" herausgekommen. Wer Gilian Anderson noch in ihrer Rolle als Special Agent Dana Scully aus Akte X kennenlernen durfte, darf sich nun über die Weiterentwicklung ihrer Schauspielkunst freuen. Sie ist Sex-Therapeutin, lebt zwar ihre Sexualität und weibliche Lust aus, ist jedoch mit einer starken Bindungsangst konfrontiert. Ihrem Sohn ist ihre große Offenheit mit dem Thema meist unangenehm, doch er selbst wird durch einen Zufall in die Rolle des Liebes- und Sex-Therapeuten an seiner Schule gedrängt und erkennt, dass ihm das Hobby nicht nur als Taschengeld-Bonus Spaß macht. Daneben sammelt er selbst seine ersten Erfahrungen. Sein bester Freund ist homosexuell und muss währenddessen einsehen, dass andere nicht so offen mit ihrer Sexualität umgehen wie er. Fleabag

Phoebe Waller-Bridge hat mit ihrer Rolle als "Fleabag" den Begriff für ein Dating-Phänomen geprägt. Damit gemeint sind Personen, die das Muster verfolgen, immer die Falschen zu daten, die eigentlich nicht zu ihnen passen. Die Beziehung zu ihrer weit formelleren Familie ist angespannt. Fleabag, die keinen Namen trägt, und ihre Schwester könnten unterschiedlicher nicht sein. Während ihre Schwester das Leben einer Karriere- und Hausfrau pflegt, nach dem sie zu streben glaubt, hat Fleabag immer wieder finanzielle Probleme, Suchttendenzen und wird von ihrem Umfeld aufgrund ihrer Direktheit als vorlaut empfunden. Sie belächelt die Zensur, die dort künstlich auferlegt wird. Die Risse werden aufgezeigt, die im Versuch entstehen, nach außen Normalität aufrechtzuerhalten. Hier wird aus einer neutralen Perspektive geschildert, dass sowohl der Weg der Konvention als auch die Rebellion dagegen keine Ideale sind. Denn die Realität bricht über beide Lebensmodelle hinein - solange man immer wieder die gleichen Fehler macht und nicht zu dem steht, was man tatsächlich möchte (bei Fleabags Schwester wäre es die Scheidung, bei Fleabag eine nicht oberflächliche Bindung und Offenheit mit traumatisierenden Erlebnissen). Interessant ist auch das Element, das die Protagonistin verwendet, indem sie die Szenen selbst moderiert und sich dem Zuseher zuwendet. Ein Element, das ursprünglich erstmals am Theater auftauchte, wo Schauspieler direkt das Publikum ansprachen und so die Illusion der Handlung unterbrachen.

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