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7 Jahre Gefängnis und Politverbot für Berlusconi

14.09.2021, 03:02
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Bild: EPA

Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi ist im Ruby-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch schuldig gesprochen worden. Ein Mailänder Gericht verurteilte ihn am Montag in erster Instanz zu einer Haftstrafe von sieben Jahren. Zudem darf der 76-Jährige keine öffentlichen Ämter mehr übernehmen.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig, sollte eine der beiden Seiten Berufung einlegen. Es wird erwartet, dass Berlusconis Anwälte das Urteil anfechten. Ihr Mandant hatte sich als völlig unschuldig bezeichnet. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von sechs Jahren gefordert. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Richterinnen erhöhten Staatsanwälte-Forderung Die drei Richterinnen des Mailänder Gerichtskollegiums nahmen nicht nur die Forderung der Staatsanwälte an, sondern erhöhten die Strafe um ein weiteres Jahr Haft. Es ist der zweite Schuldspruch gegen Berlusconi innerhalb weniger Wochen. Bereits im Mai war er wegen Steuerbetrugs verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Berlusconi bei den angeblich wilden "Bunga-Bunga"-Nächten in seiner Villa Arcore bei Mailand mit der minderjährigen Marokkanerin Ruby alias Karima el-Mahroug Sex gegen Geld hatte. Berlusconi auch des Amtsmissbrauchs schuldig Berlusconi und die Tänzerin hatten das stets bestritten. Auch des Amtsmissbrauchs befand das Gericht Berlusconi für schuldig. Der damalige Ministerpräsident soll mit Anrufen bei der Polizei nach einer Festnahme Rubys im Mai 2010 ihre Freilassung erwirkt haben. Das Gericht fordert zudem die Eröffnung von Ermittlungen gegen 33 Zeugen wegen Falschaussagen. Ermittlungen sollen gegen vier Deputierte von Berlusconis Mitte-rechts-Allianz eingeleitet werden, darunter Vize-Außenminister Bruno Archi und die Euro-Parlamentarierin Licia Ronzulli. Sie sollen vor Gericht gelogen haben, um Berlusconi zu entlasten. Rubys Besitztümer sollen konfisziert werden Auch mehrere junge Frauen, die an Partys in Berlusconis Villa in Mailand teilgenommen hatte, sollen vor Gericht gelogen haben, sagten die drei Richterinnen. "Ich bin geschockt. Jetzt behauptet man, ich sei eine Lügnerin, nachdem man mich als Prostituierte angeprangert hat. Man hat starken Druck auf mich gemacht, damit ich, wer weiß was erzähle. Ich habe vor Gericht nur die Wahrheit gesagt und ich werde sie wiederholen. Doch es wird nichts nutzen", sagte das rumänische Model, Iona Visan, das als Zeugin für Berlusconis Verteidigung ausgesagt hatte. Das Mailänder Gericht forderte auch die Konfiszierung von Rubys Besitztümer und jener ihres Lebensgefährten. Ruby soll laut der Mailänder Staatsanwaltschaft vom Ex-Premier 4,5 Millionen Euro erhalten haben. Die 20-jährige Marokkanerin verbringt derzeit einen Urlaub in Mexiko.