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"Balan Wonderworld" im Test: Ein buntes Märchenbuch

"Balan Wonderworld" aus dem Hause Square Enix zeigt sich als quietschbuntes Märchen-Abenteuer. Nach Startschwierigkeiten ist es ein Fantasy-Hit.

04.04.2021, 15:07
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    "Balan Wonderworld" ist ein Ausflug ins "Balan-Theater", einen magischen Raum, in der eine mysteriöse Gestalt namens "Balan" in zauberhafte Welten entführt.
    Square Enix

    "Balan Wonderworld" hatte nicht unbedingt einen guten Start. Nein, eigentlich war es ein richtig schlechter. Das Action-Abenteuer für Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5, PC, Xbox One und  Xbox Series X/S fuhr massenweise schlechte Kritiken nach einer Demo im Jänner ein. Während Grafik und Setting gelobt wurden, wurden die Kameraführung und die Animationen zerrissen. Und von einem geradezu lächerlich leichtem Schwierigkeitsgrad war da die Rede.

    Das finale Spiel lässt von den einstigen Makeln nicht mehr viel erkennen. Bewundernswert, denn laut Insidern mussten die Entwickler die Fehler in allen Plattform-Versionen in kürzester Zeit einzeln ausbügeln. Doch um was geht es in "Balan Wonderworld" eigentlich? Es ist ein Ausflug ins "Balan-Theater", einen magischen Raum, in der eine mysteriöse Gestalt namens "Balan" in zauberhafte Welten entführt. Die Protagonisten Emma und Leo landen dort und erleben Abenteuer in zwölf verschiedenen Fantasy-Settings, die aus den Herzen Problem-gebeutelter Personen stammen.

    Etwas zu viel Eile zum Start

    Die Geschichte selbst hat dabei durchaus Tiefgang und beschäftigt sich mit Problemen von Kindern und dem Erwachsenwerden, wird aber gerade zu Beginn leider im Schnelldurchlauf erzählt. Bevor man eigentlich nachvollziehen kann, was da genau passiert ist, findet man sich schon in Plattform-Passagen mit Jump'n'Run-Gameplay, Dutzenden bunten Kostümen und zahlreichen Fähigkeiten wieder, die mit den Kostümen genutzt werden können.

    Herzerwärmend sind jedenfalls die verschiedenen Abenteuer, die die beiden Helden wider Willen bestehen müssen: Mal soll eine Außenseiterin aufgemuntert und zu Freundschaften geführt, mal eine Tierliebende aus ihrer Trauer geholt werden. Eine tolle Abwechslung bieten auch die verschiedene Kostüme, mit denen die Figuren sich etwa per Blumen-Propeller am Kopf in die Luft erheben oder mit Hörnern durch Kisten rammen kann. Die Passagen sind dabei meist logisch und machen Spaß.

    Mehr Abwechslung wäre wünschenswert

    Etwas kurios mutet der grafische Unterschied zwischen Spielszenen und Videosequenzen an. Die Videosequenzen zeigen sich gestochen scharf und in der Qualität eines Hollywood-Animationsfilms erster Güte. Die Spielgrafik dagegen, auch wenn sie nett anzusehen ist, ist da viel detailärmer ausgefallen und manche Bereiche zeigen sich ziemlich leergefegt. Bund und quietschvergnügt ist die Welt trotzdem, in einigen Passagen hätte man sich aber mehr Abwechslung als immergleiche Baustein- oder Hindernis-Objekte gewünscht.

    Um im Spiel weiterzukommen, müssen in den verschiedenen Kapitel der einzelnen Missionen zahlreiche Statuen gefunden und eingesammelt werden. Die sind teils so schwer zu finden, dass man die Kapitel mehrmals durchforsten muss, um genug der Objekte zu finden. Hat man genug eingestreift, bauen kleine Helfershelfer neue Wege auf unserer Spiel-Insel, die dann zu anderen Aufgaben führen. Eine nette Abwechslung, die Gegner in den Missionen selbst sind aber weiter meist kindereinfach gehalten und lassen sich mit nur wenigen Fähigkeiten besiegen.

    Fantasy-Hit trotz kleiner Schwächen

    "Balan Wonderworld" leidet zwar an einigen Macken, neben den genannten übrigens auch unter einem Überangebot. Zwar gibt es Dutzende Kostüme mit eigentlich unterschiedlichen Fähigkeiten, die sich aber grob in nur wenige Kategorien wie Fliegen, Rammen und Springen einteilen lassen und dabei nur minimale Unterschiede zeigen. Auch, dass es bei den Geschicklichkeitspassagen und den Kämpfen nicht mehr Herausforderung gibt, ist letztlich eine vertane Chance. Dafür ist die Steuerung eingängig, reagiert präzise und führt auch bei Anfängern schnell zu Erfolgen.

    "Balan Wonderworld" ist letztlich trotz teils trauriger und emotionaler Geschichte ein herrlicher Fantasy-Titel für Jung und Alt. Die ursprüngliche Kritik konnten die Entwickler großteils ausräumen, in den nun erschienenen rund 20 Spielstunden steht der Spaß und das Experimentieren mit den vielen verschiedenen Kostümen im Vordergrund. Besonders auf den Next-Gen-Konsolen sieht "Balan Wonderworld" streckenweise zudem fantastisch aus. Der Schwierigkeitsgrad richtet sich zwar eher an jüngere Zocker, das Action-Abenteuer wird aber auch Erwachsene begeistern.