Bloggerin erfindet jüdische Verwandte

Man rufe sich den Fall Claas Relotius in Erinnerung. Wie im Dezember vergangenen Jahres bekannt wurde, hatte der Journalist zahlreiche seiner preisgekrönten Reportagen zum Teil erfunden. Der Spiegel überführte ihn damals. Nun hat das Medium jemand anderen im Visier. Diesmal geht es um eine Bloggerin, die behauptet einen jüdischen Familienhintergrund zu haben. Dieser konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Bloggerin des Jahres Auch Marie Sophie Hingst ist preisgekrönte Bloggerin und Historikerin. 2017 wurde sie zur "Bloggerin des Jahres" gekürt.

Sie berichtete in ihren Blogs oft von ihrer jüdischen Abstammung. Tatsächlich ergab die Spiegel-Recherche, dass Hingst aus einer evangelischen Familie kommt. Ihr Großvater, von dem sie behauptete, er wäre im Vernichtungslager Auschwitz gewesen, soll eigentlich ein evangelischer Pfarrer gewesen sein. Künstlerische Freiheit Sie hatte 240.000 Leser, nun wurde ihr Blog vom Netz genommen und ist seit dem Wochenende nicht mehr erreichbar. Das Team des "Goldene Blogger"-Preises hat die Preisträgerin um Stellungnahme gebeten. Die Texte sollen einen Raum für künstlerische Freiheit gelassen haben, so äußerte sie sich über ihren Anwalt gegenüber den Medien. Es handle sich dabei um Literatur, nicht um Journalismus, wie sie betonte. Eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur ließen der Anwalt und seine Mandantin unbeantwortet. (GA)