Gesundheit

Coronavirus erstmals in Muttermilch nachgewiesen

Deutsche Virologen haben einen Säugling und seine Mutter erstmals positiv auf das Coronavirus getestet und das Erbgut des Virus auch in ihrer Muttermilch nachgewiesen. Offen bleibt die Frage nach der Infektionskette.

27.05.2020, 07:23
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Kann das Coronavirus durch Stillen übertragen werden?
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Ist Muttermilch etwa doch eine Infektionsquelle? Neben der Tröpfcheninfektion gilt mittlerweile auch die Übertragung durch Aerosole, also durch das Sprechen und Atmen, als übergeordnete Hauptansteckungswege. Über das Stillen konnte bisher keine Übertragung nachgewiesen werden. Die Wissenschaft ging davon aus, dass das mit der Antikörper-Produktion in der Muttermilch zusammenhängt, die sowohl Säugling als auch Mutter vor Viren und Bakterien schützt. Nun wurden ein Säugling und seine Mutter erstmals positiv auf das Coronavirus getestet und das Erbgut des Virus auch in ihrer Muttermilch nachgewiesen.

Wissenschafter um Jan Münch und Rüdiger Groß von der Universität Ulm veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachjournal The Lancet.

Kann das Coronavirus durch Stillen übertragen werden?

Unklar bleibt, ob sich das Kind beim Stillen trotz Hygienemaßnahmen infiziert hat. Bis dahin war der Versuch, das Coronavirus in der Muttermilch nachzuweisen, ein mäßig erfolgreicher. Medizinern gelang bei 30 infizierten Müttern ein einziger Nachweis. Das hängt auch mit der Komplexität der Struktur von Muttermilch zusammen, was den Weg zu einem sicheren Testergebnis erschwert. Das Ansteckungspotenzial bleibt somit ungewiss.

„Unsere Studie zeigt, dass Sars-CoV-2 bei stillenden Frauen mit akuter Infektion in der Muttermilch nachweisbar sein kann. Aber wir wissen noch nicht, wie oft dies der Fall ist, ob die Viren in der Milch auch infektiös sind und durch das Stillen auf den Säugling übertragen werden können", hieß es.