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Deutsche IS-Mädchen waren bei der Sittenpolizei

Die deutschen IS-Anhängerinnen standen im Dienst der Khansa-Brigade und sorgten etwa dafür, dass unverhüllte Frauen ausgepeitscht wurden.

13.09.2021, 23:40
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Die vier im Irak festgenommenen deutschen Frauen sollen bei der Sittenpolizei der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gearbeitet haben. Das berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf deutsche Sicherheitsbehörden. Die sogenannte Khansa-Brigade wurde Anfang 2014 ins Leben gerufen, besteht nur aus Frauen und war in den IS-Hochburgen Raqqa und Mossul aktiv. Während der IS Frauen das Tragen von Waffen oder Autofahren verbietet, ist Khansa-Mitgliedern beides erlaubt. Die Brigade sorgte dafür, dass Frauen sich nur mit einem männlichen Begleiter in der Öffentlichkeit bewegten und sich an die Kleiderregeln der Dschihadisten hielten. Wer sich nicht verhüllte oder Make-up unter dem Gesichtsschleier trug, wurde ausgepeitscht. Zwei der Deutschen sollen dem Bericht zufolge zudem in der IS-Propaganda im Internet aktiv gewesen sein und womöglich auch neue Mitglieder für die Dschihadistenmiliz rekrutiert haben.

Ermittlungen gegen Linda, Fatima, Lamia und Nadja Die vier mutmaßlichen deutschen Dschihadistinnen waren von irakischen Streitkräften im Zuge der Rückeroberung Mossuls gefasst worden. Darunter befinden sich die 16-jährige Linda W. aus Sachsen, Fatima M. und die 50-jährige Lamia K. aus Mannheim. Nach "Spiegel"-Angaben war sie 2014 mit ihrer heute 20-jährigen Tochter Nadja in den Irak zum IS gereist. Wegen Verdachts der Mitgliedschaft einer terroristischen Vereinigung ermittelt nun der Generalbundesanwalt gegen die vier Deutschen. Gegen Linda W. außerdem wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Die Bundesregierung gehe nach ersten Gesprächen mit irakischen Behörden davon aus, dass keiner der Frauen die Todesstrafe droht. Deutschen Diplomaten sei signalisiert worden, dass es keine Hinweise auf eine Beteiligung an Morden oder Kampfhandlungen gebe. Es dürfte nun bald Gespräche über eine mögliche Auslieferung nach Deutschland geben. (red)