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Dieses Schloss gehörte einst Napoleons Bruder

Schloss Prangins im Kanton Waadt hat eine bewegte Geschichte. Einst gehörte es dem Bruder des französischen Kaisers.

13.09.2021, 19:27
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Schloss Prangins, oder Château de Prangins, ist ein Barockschloss und befindet sich in der Gemeinde Prangins im Schweizer Kanton Waadt. Erbaut wurde es um 1732 auf den Ruinen eines anderen Anwesens. Der Architekt ist unbekannt, in Auftrag gegeben hat es der französische Bankier Louis Guiguer. Diverse Besitzer Vor dem Bau des Schlosses befand sich an dieser Stelle die Burg Prangins, die diverse Besitzer hatte: Es waren allein sechs zwischen 1361 und 1536. Dann eroberte die Stadt Bern das Waadtland, die ursprüngliche Burg wurde niedergebrannt. Einst gehörte das Land Emilia von Nassau, dritte und jüngste Tochter aus der Ehe Wilhelms I. von Oranien-Nassau und der Anna von Sachsen. Es folgten weitere Besitzerwechsel, bis das Land 1719 von Louis Guiguer gekauft wurde. Das Land umfasste damals die heutigen Gemeinden Prangins, Vich und Gland, eine Fläche von Rund 15 Quadratkilometern. Louis Guiguer (einst Gyger) war zwar französischer Bankier, seine Familie stammte aber ursprünglich aus Bürglen, TG.

Vom Bankier zum Baron Die Guiguers wurden als Textilhändler in Lyon reich. Louis und sein Cousin Jean-Claude Tourton stiegen ins Bankgeschäft ein und gründeten die Bank "Tourton et Guiguer", die bis ins 19. Jahrhundert existierte. 1717 zog sich Guiguer aus dem Bankgeschäft zurück und kaufte die Herrschaft über Prangins – und nannte sich künftig Baron Louis Guiguer de Prangins.

Zwischen 1732 und 1739 ließ er von einem unbekannten Architekten das aktuelle Schloss Prangins bauen. Sein Sohn Jean-Georges hatte im Winter 1754/55 den französischen Philosophen Voltaire zu Gast. Der nächste Besitzer, Jean-Georges Enkel, war Charles-Jules Guiguer de Prangins: Schweizer Politiker und als General 1830 und 1838 Oberbefehlshaber der Schweizer Armee.

In den Händen von Napoleons Bruder Er verkaufte das Château de Prangins im Jahr 1814 an Joseph Bonaparte, an den älteren Bruder Napoleons und ehemaligen König von Spanien. Joseph Bonaparte renovierte das Schloss, wahrscheinlich weil er sich auf ein längeres Exil einrichtete. Die Schweizer wollten ihn verhaften, Joseph konnte aber in die USA fliehen und versuchte mehrere Jahre, das mittlerweile verwahrloste Schloss zu verkaufen. 1827 gehörte das Schloss Marie-Madleine Gentil-Chavagnac. Ihre Erben verkauften es an die Herrnhuter Brüdergemeinde, die ein Erziehungsheim für junge Männer eröffnete. Nach 1920 gab es erneut diverse Besitzerwechsel: Es gehörte einem Genfer und zwei Amerikanerinnen. Katherine McCormick übergab das Schloss 1962 an die USA, die dort den Wohnsitz der US-Diplomaten einrichten wollten. Daraus sollte nichts werden: Die Amerikaner verkauften an Bernard Cornfeld, der es am 19. Juli 1974 für zwei Millionen an die Kantone Genf und Waadt verkaufte. Seit 1975 ist das Schloss im Besitz der Eidgenossenschaft und beheimatet seit 1998 den Westschweizer Sitz des Schweizerischen Landesmuseums. (mst)