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Ein sanft veredelter Kompaktwagen mit Biss

1983 wurde der Lancia Delta HF Turbo vorgestellt. Ab da nahm sich auch Karosseriebauer Zagato des Deltas an – und zwar als Tuner.

14.09.2021, 00:29
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Tuning ist gewiss nicht jedermanns Sache, aber wenn die Meister des Karosseriebaus Hand anlegen, dann ist das etwas anderes. Und wenn sie sich sogar noch selber hinter das Lenkrad setzen, dann wird der Wagen sowieso geadelt. Andrea Zagato fuhr als Student einen weissen Lancia Delta HF Turbo, der mit Zagato-Anbauteilen veredelt war und bis zum heutigen Tag überlebt hat. Präsentiert wurde der Lancia Delta an der IAA in Frankfurt im Jahr 1979. Lancia war zu jenem Zeitpunkt schon lange in der Hand von Fiat, und man hätte eigentlich erwarten können, dass der Delta ein Zwillingsbruder des Fiat Ritmo wäre. Doch weit gefehlt: Außer den (leistungsgesteigerten) Motoren entwickelten die Lancia-Ingenieure fast alles neu. Giugiaro am Zeichenstift Für das Design ließen sie Giorgetto Giugiaro eine kompakte und moderne fünftürige Limousine entwerfen. Er leistete ganze Arbeit, denn auf 3,89 Metern Länge und 1,62 Metern Breite konnten fünf Personen mit Gepäck deutlich bequemer transportiert werden als im grösseren VW Golf der zweiten Generation. Der Kofferraum liess sich durch Umlegen der Rückbank von 260 auf bis zu 1.000 Liter vergrössern.

Als besonderes Designdetail neben der geraden und schnörkellosen Linienführung wies der Delta Kunststoff-Stossfänger in Wagenfarbe mit Gummieinlagen auf, die Rempler bis fünf Kilometer aushalten sollten. Ab 1983 mit üppig Leistung Im Herbst 1983 wurde eine richtig heiße Variante präsentiert, sie nannte sich Delta HF Turbo. Das "HF" stand dabei für High Fidelity. Als Basis diente der Doppelnockenwellen-Motor mit 1.585 cm³ (aus dem Delta GT), der mit einem Wastegate-gesteuerten Garrett T3 Turbolader und kernfeldgesteuerter Elektronikzündung bei einer Verdichtung von 8,0:1 ganze 130 PS entwickelte. Dass man dabei weiterhin auf einen Fallstrom-Registervergaser von Weber zurückgriff, mag aus heutiger Sicht erstaunen, war damals aber durchaus üblich. Damit entwickelte der Fronttriebler ein flottes Temperament. 8,5 Sekunden reichten dem Fünftürer für den Spurt von 0 bis 100 km/h. Da kamen GTI und Co nicht mehr mit. Zagato als Tuner Die Carrozzeria Zagato ist Autokennern als Schöpferin legendärer Automobile wie Aston Martin DB4 GT Zagato, Alfa Romeo Giulia Tubolaro Zagato oder Lancia Flavia Sport Zagato ein Begriff. Ab den 70er-Jahren trat die Firma als Karosseriewerk für kleinere Serien auf, aus dieser Zeit stammt der Alfa Romeo Junior Zagato, aber auch der elektrische Zele. In den 80er-Jahren wollte man sich auch vom schnell wachsenden Tuning-Kuchen etwas abschneiden. So wurde am Genfer Autosalon 1984 auch ein modifizierter Lancia Delta GT mit Spoilern und Schürzen präsentiert. Das Echo war durchaus positiv. Und als Andrea Zagato als Student selber einen fahrbaren Untersatz benötigte, erhielt er 1985 einen Zagato-modifizierten Delta HF Turbo. Gegenüber der Serienvariante unterschied sich der weisse Delta in einigen Punkten. So trug er vorne Doppelscheinwerfer, wie sie bei Lancia erst mit dem Delta HF 4WD kamen. Die vordere Stoßstange samt Frontspoiler war ein Zagato-Design, genauso die seitlichen Schweller und der Heckspoiler, der allerdings später wieder entfernt wurde. Man kann sich den Wagen eigentlich als Mittelweg zwischen dem 1984 präsentierten Delta GTZ und dem späteren Delta HF 4WD vorstellen. Ergänzt wurden die Modifikationen durch Zagato-Schriftzüge auf dem Kühlergrill, auf den Flanken und am Heck. Weitere Informationen und viele Bilder finden sich auf www.zwischengas.com.

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