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Exklusiver kann ein Geländewagen kaum sein

Man nannte ihn den Rambo-Lambo. Die Rede ist vom Lamborghini LM002, dem ersten Geländewagen des Sportwagenherstellers.

13.09.2021, 15:33
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Konstruiert wurde der erste Lamborghini-Geländewagen in den 1970er-Jahren ursprünglich als Militärfahrzeug. Da hieß er noch Cheetah und hatte einen Achtzylinder von Chrysler im Heck. Aus dem Projekt wurde nichts. Davon ließ sich Lamborghini aber nicht unterkriegen. Die Autobauer in Sant'Agata feilten jahrelang am zivilen LM002 mit V12-Countach-Motor über der Vorderachse. 1986 wurde er schließlich am Genfer Autosalon dem Publikum vorgestellt. Trotz schachtelmäßiger Aerodynamik betrug die Höchstgeschwindigkeit immerhin beeindruckende 201 km/h. Geländetauglich Der Allradantrieb war mit einem Reduktionsgetriebe ausgestattet, Sperren konnten an den Radnaben von Hand mit einem mitgelieferten Schlüssel aktiviert werden. Dem LM002 wurde eine ausgezeichnete Geländetauglichkeit attestiert.

Den Eindruck, dass nicht nur das Fahrwerk, sondern das ganze Fahrzeug für den harten Einsatz taugte, untermauerte Lamborghini mit der Aussage, der LM002 würde einen freien Fall aus fünf Metern Höhe unbeschadet überstehen – sofern er auf seinen Rädern landen würde. Die Ingenieure verbauten dafür insgesamt acht Dreiecks-Querlenker, Schraubfedern und hydraulische Dämpfer mit Niveau-Regulierung. Sie gaben dem LM002 alles mit, dass er sowohl auf der Straße als auch im Gelände über ausreichend Reserven verfügte. Im Vergleich zu heutigen Geländewagen ist der LM002 nicht einmal besonders groß: Mit 4,90 Metern Länge ist er rund 21 cm kürzer als ein aktueller Lamborghini Urus und in der Breite misst er mit 2,00 Metern exakt 1,7 cm weniger als der neue Geländewagen von Lamborghini. Zur Erinnerung: zwischen diesen beiden Fahrzeugen liegen mehr als 30 Jahre. Bester Freund des Tankstellenpächters Wer nicht selber eine Öl-Raffinerie, eine Bohrinsel oder eine Tankstellen-Kette besaß, der musste mit der dicken Brieftasche zum Tanken fahren: Das Werk spricht von 32 Litern Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer, mancher Besitzer berichtet aber von 50 und mehr. Lamborghini bot Tanks mit Fassungsvermögen von 180, 290 oder 400 Liter an. Dem LM002 wurden stets ausreichend gute Manieren beschieden, wenn man die Trinksitten nicht beachtete. Dank Servolenkung war er gut zu manövrieren, und über zu wenig Leistung klagte auch niemand. Nicht perfekt Allerdings wurde die Enge der vier Einzelsitze ebenso bemängelt wie die schwergängige Kupplung und die ungenaue Führung der Gangschaltung. Die Zeitschrift "Auto Exklusiv" war vom Interieur aber durchaus angetan und schrieb 1989: "Beim Öffnen der LM-Fahrertüre wird man zunächst wohl am ehesten an einen besonders fein ausgerüsteten Range Rover erinnert, zu dem man ebenfalls hinaufsteigen statt sich hinunterbücken muss. Feines beiges Leder und braunes Edelholz laden zu gepflegtem Verweilen hinter dem Lenkrad. Dieses stammt im Falle des Lambo von Nardi und ist von fast rennsportlich kleinem Durchmesser. Auch die reiche Auswahl kreisrunder Anzeigeinstrumente gibt sich eher Lamborghini- als Geländewagen-mäßig." Heute sind die wenigen existierenden LM002 echte Sammlerfahrzeuge und werden zwischen 135.000 und 360.000 Euro gehandelt, also bis zum Doppelten des damaligen Neupreises. Weitere Informationen, viele Bilder, Prospekte und ein Tonmuster zum Mercedes-Benz 170 V gibt es auf Zwischengas.com.