Österreich

Frauenhäuser kritisieren nach Mord die Justiz

14.09.2021, 15:53
Teilen

Nach dem brutalen Mord an einer Frau in Wien-Simmering, die in einem Frauenhaus Schutz gesucht hatte, fordern die österreichischen Frauenhäuser jetzt Konsequenzen. Der Täter sei Polizei und Justiz wegen seiner Gewalttätigkeit seit Monaten bekannt gewesen. Mehrere Anzeigen wegen Gewalt gegen seine Frau lägen vor. Die Mutter war am Donnerstag auf offener Straße vor den Augen ihres zweijährigen Sohnes von ihrem Ex-Mann ermordet worden.

Nach dem worden. "Es ist unverständlich, warum der Beschuldigte nicht schon viel früher in Untersuchungshaft genommen worden ist" sagt Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. Laut Paragraf 107b des Strafgesetzbuchs - fortgesetzte Gewaltausübung - wäre dies möglich gewesen. Justiz erkenne Gefahren nicht Traurige Wahrheit ist, so Rösslhumer, dass trotz Bekanntheit massiver Gewalttätigkeit die Justiz immer wieder Täter und die Gefahr, die von ihnen ausgehe nicht entsprechend erkenne, die zur Verfügung stehenden rechtlichen Maßnahmen nicht ausschöpfe. Obwohl der Opferschutz und die Rechte der Opfer in den letzten Jahren verbessert werden konnten. Seit 2006 gibt es die kostenlose Prozessbegleitung für Opfer von Gewaltverbrechen in Strafverfahren und teilweise im Zivilverfahren. Auch die laufende Reformierung der Gewaltschutzgesetze hat wesentlich zur Stärkung der Opferrechte beigetragen. Die Frauenhäuser fordern jetzt von der Justiz:  - verstärkte Anstrengungen für den  Opferschutz, damit gewaltbetroffene Frauen und Kinder angstfrei leben    und sich frei bewegen können  - Dokumentation von Anzeigen und Gewaltdelikten  - Verbesserungen in der Gefährlichkeitseinschätzung seitens der Staatsanwaltschaft  - Verpflichtende Schulungen und Fortbildungen durchgeführt von Frauenhäusern und Gewaltschutzzentren/Interventionsstellen zu "Gewalt in der Familie" für die Justiz, in Anlehnung an die Polizei, die seit mehr als 20 Jahren das Thema Gewalt in der Familie in der Ausbildung fix verankert hat. Team Stronach nimmt Frauenhäuser ins Visier Das Team Stronach wiederum richtet indirekte Kritik an die Frauenhäuser. "Wie in diesem Fall sind große, deklarierte Gebäude natürlich eine Einladung für gewalttätige und aggressive Männer, in der näheren Umgebung ihren potentiellen Opfern aufzulauern", so Frauensprecherin Martina Schenk. Sie regt an, "Opfer in kommunal betreuten, kleinen Wohneinheiten unterzubringen, die durch ihre Anonymität wesentlich besseren Schutz bieten."