Österreich

Grüne fordern raschen "Öffi-Turbo für Liesing"

Der 23. Bezirk wächst, das öffentliche Verkehrsnetz hinke aber hinterher, befinden die Grünen. Mit ihrem Verkehrskonzept wollen sie das ändern.

13.09.2021, 22:20
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Der Liesinger Bezirksrat Michael Beer (Grüne) vor der 66A-Station in Alt-Erlaa. Mit dem Grünen Verkehrskonzept sollen lange Wartezeiten der Vergangenheit angehören.
Bild: Denise Auer

Wiens südlichster Bezirk gilt als eines der wichtigsten Stadtentwicklungsgebiete, bis 2019 entstehen etwa "In der Wiesen" auf fünf Bauplätzen rund 1.000 neue Wohnungen. "Das öffentliche Verkehrsnetz in Liesing hat jetzt schon Schwachstellen", erklärt der Grüne Bezirksrat Michael Beer im Gespräch mit "Heute". Die bestehenden Öffi-Linien seien zu wenig auf den wachsenden Bezirk und die zusätzlichen Einwohner durch die neuen Siedlungsgebiete ausgerichtet, befindet Beer. Zur Zeit werde "In der Wiesen" nur durch den 66A angefahren, das sei einfach zu wenig. Um dies zu ändern, haben die Grünen einen Forderungskatalog erstellt, mit dem die öffentlichen Anbindungen verbessert werden sollen. Konkret schwebt Beer eine Mischung aus Öffi-Ausbau und der Intervallverdichtung bestehender Linien vor. Neben der besseren Verbindung zwischen S-Bahn- und U-Bahnlinien, soll vor allem auch die Wiedereinführung des Schnellbusses 260 für bessere Mobilität im Bezirk sorgen.

200.000 Pendler fahren täglich nach Liesing Aufgrund der hohen Pendlerzahl – pro Tag fahren 200.000 Berufstätige aus dem niederösterreichischen Umland nach Liesing – sei es rund um die Schnellbahnen und die U6 schon jetzt eine angespannte Parkplatzsituation. "Nachdem Favoriten das Parkpickerl eingeführt und Simmering sich partiell dafür ausgesprochen hat, wird der Verdrängungseffekt diese Entwicklung weiter beschleunigen. Es ist Zeit, Antworten auf diese Problemstellungen zu finden", betont Beer.

Hier müssten attraktive Angebote geschaffen werden, damit die Menschen auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen können. Konkret fordert Beer durchgängige Ost-Westverbindungen und den Ausbau der Verbindungsknoten. "Jetzt sind die Stationen zum Teil recht weit voneinander entfernt. Dadurch dauert das Umsteigen sehr lange und ist besonders für Menschen, die schwer gehen, mühsam", so der Bezirksrat. Forderung nach durchgehenden Ost-Westverbindungen Nach den Grünen Vorstellungen könnte die Ost-Westverbindung über Busse, die sogenannten "Liesinglinien" erfolgen. Sie sollen die S-Bahnstationen (Liesing und Atzgersdorf) über die U6-Stationen (Siebenhirten und Erlaaer Straße) hin zu den Haltestellen der Badner Bahn (Schönbrunner Allee und Neu Erlaa) bis zum Ziel Bahnhof Blumental (Pottendorf Linie) verbinden. S-Bahnstation Rosenhügel vorziehen Neben dem Atzgersdorfer Platz ortet Beer besonders das Gebiet um den Rosenhügel als "Schwachstelle". Daher fordert er, den Bau der geplanten, zusätzlichen S-Bahn Station Kirchfeldgasse am „Rosenhügel" vorzuziehen. Bisher sei dies von Seiten der ÖBB erst ab 2024 geplant. Auch die Taktlöcher bei den S-Bahnnen müssen erhöhen werden, denn "20 bis 30 Minuten Wartezeit" sind zu viel, befindet Beer. Breitenfurter Straße soll fit werden Zudem fordern die Bezirks-Grünen auch eine neue Straßenbahnlinie auf der Breitenfurter Straße vor. "Sie ist eine der wenigen Hauptdurchzugsrouten des Bezirks. Derzeit ist sie in verschiedene Abschnitte unterteilt und hat diverse Baustellen. Wir wollen eine zukunftsfite, durchgängige Anbindung. Die Route soll vom Bahnhof Meidling über die Breitenfurter Straße, den Atzgersdorfer Platz über die Brunner Straße bis hin zur U6 Perfektastraße führen", erklärt Beer. Auch der Atzgersdorfer Platz soll als attraktiver und effizienter Umsteigeknoten neugestaltet werden. Für die Breitenfurter Straße zwischen Meidling und Atzgersdorfer Platz sollen sowohl ein neuer Radweg als auch eine Busspur für den 62A entstehen. Als sofort umsetzbare Maßnahme, wollen die Grünen Liesing eine Verdichtung der 62A-Intervalle. Grüne wünschen sich Schnellbus zurück Eine Rückkehr des Schnellbusses 260 wünschen sich nicht nur die Grünen, sondern laut Beer auch viele Anrainer. "Wir haben damals, als die Linie bis Hietzing eingestellt wurde, über 1.000 Unterschriften gesammelt. Derzeit endet der 260 bei der U6-Station Siebenhirten. Viele wollen aber die durchgängige Linie zwischen HTL Mödling und der U-Bahnstation Hietzing zurück. Öffi-Ausbau auch von ÖVP, FPÖ und NEOS gefordert Auch die NEOS sehen einen Ausbau des öffentlichen Netzes als dringend an. „Diplomatisch ausgedrückt kann man das öffentlichen Verkehrsnetz in Liesing ‚historisch gewachsen' nennen. Tatsächlich ist es ineffizient, kompliziert, benutzerunfreundlich und lückenhaft. Wir glauben, dass das öffentliche Netz in Liesing einen Neustart braucht", betont die Verkehrssprecherin der NEOS Wien Bettina Emmerling. Dazu setze man auch die Zusammenarbeit mit den Klubs der FPÖ und ÖVP im Bezirk, denn die Stadtregierung und Wiener Linien von der Dringlichkeit zu überzeugen, werde eine große Herausforderung. (lok)