Österreich

Schüler zu Lehrer: "Seien Sie leise, telefoniere grad"

Schuldirektor Glattauer gibt Noten. Heute: Immer mehr Klassen im Corona-Alarm! Sommer-Schule in Kritik. Und "Seien Sie leise, ich telefonier grad."

28.06.2020, 19:38
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Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "Heute" Noten.
heute.at

In der Ö1-Sendung "Klartext" verteidigte Minister Faßmann die Öffnung der Schulen mit dem umstrittenen Argument, Schüler steckten einander nicht oder kaum an. Worauf ihn Moderator Klaus Webhofer korrigierte: In Israel würden gerade reihenweise Schulen geschlossen, so viele Infektionen gebe es da jetzt. Was Faßmann nicht sagte (oder wusste): Öffentlich totgeschwiegen, sind auch bei uns zig Schüler, Lehrer und (Halb-)Klassen in Quarantäne.

Ein Direktor aus Wien erzählt mir, allein er wisse von sieben Schulen im Corona-Alarm. Eine Leiterin, selbst betroffen, sagt, offenbar werde in aller Stille ausgetestet, wie man im Herbst vorgehen will: Im Alarmfall (positive Testung in der Familie eines Schülers) werde die Klasse in Kurzquarantäne geschickt. Nur wenn auch das Kind 48 Stunden später positiv sei, bleibe die Klasse zwei Wochen zu Hause. Der Schulbetrieb gehe "im neuen Normal" weiter. Damit ist wohl klar: Das Schuljahr 20/21 beginnt mit Babyelefanten …

Note: Hm!

Glattauer gibt Noten.Niki Glattauer ist seit 20 Jahren Lehrer in Wien, aktuell Direktor des "SZ-FIDS" in Meidling. Dazu hat er 13 Bücher geschrieben. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.

Sommer-Schule in Kritik: "Nicht freiwillig!"

Wachsender Ärger bei Direktorinnen, die sich "freiwillig" zum Sommer-Schul-Einsatz gemeldet haben. Eine Kollegin mailt mir: "Von freiwillig keine Rede. Meine Schule wurde von oben bestimmt, weil sie angeblich verkehrsmäßig günstig liegt." Eine andere: "Ich habe gesagt, dass ich im August nicht in Österreich bin. Da musste ich aus meinem Lehrkörper jemanden nennen, der 'freiwillig' die Leitung übernimmt."

Die oder der wird sich noch wundern. Denn abgesehen von der Herkulesaufgabe, zig nicht Deutsch sprechende Kinder (nicht Deutsch sprechender Eltern) in zusammengewürfelten Klassen zu administrieren und nebenbei innerhalb von zehn Tagen deutschprüfungstauglich zu machen, müssen die Sommer-Schul-Leiter auch noch die eingesetzten Lehramtsstudentinnen "pädagogisch betreuen". Ein Kollege: "250 Euro kriegen wir für die zwei Wochen. Brutto. Das sind 7 Euro pro Stunde. Die Putzfrau meiner Tochter kriegt 14. Netto."

Note: Unbefriedigend

"Seien Sie leise, ich telefonier grad."

Im "Falter" schrieb Florian Klenk zum autoritären Ibiza-Ausschuss-Vorsitz von Wolfgang Sobotka den bemerkenswerten Satz: "Er nennt Parlamentarier oft wie ein Schuldirektor nur beim Vornamen." Aha? Wie ein Schuldirektor? Will Klenk uns damit sagen, unsereiner habe generell einen Ton drauf wie W. S., wenn er sich im selbigen vergreift? Da kennt einer die tonalen Umstände der heutigen Schule nicht.

Kollege trifft Schülerin am Gang an: "Solltest du nicht in deiner Klasse sein?" Sie: "Seien Sie leise, ich telefonier grad!" Oder die Kollegin, die schildert, wie sie eine Lehrerin auf ein Projekt anspricht, das diese am Vortag ausarbeiten sollte. Antwort: "Du, leider. Der Schulwart hat gesagt, ich soll gehen, er will putzen." Kollegin: "Und du?" Sie: "Was ich? Wenn’s der Schulwart sagt…" Ich würde sagen, da gibt‘s sobotkatonmäßig noch Luft nach oben, oder?

Note: Nachprüfung