Österreich

Pfleger wegen fahrlässiger Tötung verurteilt

13.09.2021, 20:14
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Nach dem Tod eines 61-jährigen Patienten standen, heute, Donnerstag zwei Pfleger – ein 40 Jähriger und seine 58-jährige Kollegin – vor Gericht.

Dem 40-Jährigen war grob fahrlässige Tötung, seiner 58-jährigen Kollegin fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen worden. Aufgrund einer Medikamentenverwechslung starb im September 2017 ein 61-jähriger Patient an Multiorganversagen. Die Gespag-Mitarbeiterin wurde vor dem Landesgericht Steyr freigesprochen, der 40-jährige im Anklagepunkt grob fahrlässiger Tötung verurteilt.

Wegen Unbescholtenheit und weil er ein Teilgeständnis ablegte wurde über ihn eine Geldstrafe von 5.400 Euro verhängt, die Hälfte davon bedingt mit einer Probezeit von drei Jahren. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die zivilrechtlichen Ansprüche der Hinterbliebenen des Todesopfers wurden außergerichtlich geregelt. Hier sind keinerlei Verfahren mehr anhängig. Mitarbeiter nicht wegen Fehler entlassen "So bedauerlicher der Zwischenfall am LKH Kirchdorf ist und so sehr uns der Todesfall betroffen macht, die verurteilte Pflegekraft war bisher ein engagierter und sorgfältiger Mitarbeiter. Weder von fachlicher noch von persönlicher Seite gab es bisher Beanstandungen. Es ist unstrittig, dass ein Fehler passiert ist, der nicht hätte passieren dürfen", so Gespag-Sprecher Karl Lehner. Auch Personalvorstand Harald Schöffl meldete sich zu Wort und erklärte:"Fehler unserer verlässlichen und bewährten Mitarbeiter passieren nicht absichtlich. Es entspricht nicht unserer Unternehmenskultur, bewährte Mitarbeiter die einmalig einen Fehler machen, zu entlassen und damit ihre Existenz zu zerstören." Die Gespag habe Maßnahmen im Bereich der Patientensicherheit vorgenommen, heißt es seitens der Presseabteilung. Wie mehrfach berichtet hatten die beiden Pflegekräfte vor einem Jahr einem 61-jährigen Intensiv-Patienten im Landeskrankenhaus Kirchdorf/Krems irrtümlich ein falsches Medikament verabreicht. Mit schwerwiegenden Folgen: Der Mann verstarb Tage später an Multiorganversagen. Der Mann war am 30. September 2017 mit Vorhofflimmern (eine Herzrythmusstörung) ins Krankenhaus nach Kirchdorf eingeliefert worden, lag auf der Intensivstation. Dort wurde ihm eine Calciumchlorid/Magnesiumchlorid-Infusion verabreicht. Ein fataler Fehler! Der 61-Jährige hätte das Medikament "Kalium/Magnesium spezial" bekommen sollen. Nach der Infusion klagte der Patient bereits über ein Brennen im Mund, Gesicht und Händen. Auch sein Puls war stark erhöht. Die Pfleger gingen von einer allergischen Reaktion aus – und reagierten entsprechend. Danach war sein Zustand stabil. In der Nacht kam es dann allerdings aufgrund der Medikamentenverwechslung bei dem Patienten zu Nierenversagen. Er musste künstlich beatmet werden, wurde schließlich nach Wien ins Krankenhaus geflogen. Dort verstarb er wenige Tage später. Auch drei weitere Patienten könnten von einer Verwechslung betroffen sein, hieß es damals seitens der GESPAG. Ein weiterer Sterbefall wurde bekannt, dabei handelte es sich um eine 81-jährige Patientin. Es wurde auch gegen fünf weitere Pflegekräfte des Krankenhauses ermittelt. (cru)