Österreich

Kind DARF wegen Kleingeld nicht Schule wechseln!

Niki Glattauer vergibt in "Heute" Noten. Heute: Ein Mädchen darf nicht Schule wechseln, da der Bürgermeister das Schulgeld nicht überweisen möchte.

16.04.2023, 21:20
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Kein Witz: Kind DARF nicht Schule wechseln!

Eine für Österreichs unseligen "Schulbürokratismus" leider typische Geschichte wird mir (einmal mehr) aus Oberösterreich zugetragen. Da bittet und bettelt eine Mutter seit Wochen darum, dass ihre 14-jährige Tochter die (Mittel-)Schule wechseln darf, aber man lässt sie nicht. Und warum? Während allerlei pädagogische und organisatorische Gründe vorgeschoben werden, geht es ums Kleingeld: Der Bürgermeister jener Gemeinde, in der das Kind aktuell in die Schule geht, will dem Bürgermeister der Nachbargemeinde das Schulgeld nicht überlassen.

Frau M.: "Er hat mir selbst gesagt, dass er nicht einsieht, eine Zahlung an die Nachbargemeinde leisten zu müssen, wo es in seiner Gemeinde ohnehin eine Schule gebe." Frau M. versteht die Welt nicht mehr: "Ist Schule ein Gefängnis?" Seit nunmehr sechs Wochen liegt der Fall in der OÖ-Bildungsdirektion, die, statt grünes Licht zu geben, Kind und Eltern schmoren lässt. Man darf gespannt sein, wie lange noch.

Note: Unbefriedigend

AHS-Lehrer fordert Auflösung der Unterstufe

Dass in Österreichs (städtischen) Mittelschulen etwas mächtig schiefläuft, ist kein Geheimnis. Aber dass jetzt auch AHS-Lehrer "den Umbau unseres Schulsystems" fordern, weil es (O-Ton) "versagt", ist eine neue Dimension. Im "Standard" sprach sich ein g'standener Tiroler AHS-Lehrer im Namen der Initiative "zukunft_schule_jetzt" für nichts Geringeres als die Auflösung der AHS-Unterstufe aus.

Prof. Markus Astner, 55: "Unser System führt dazu, dass (…) eine Differenzierung nicht nach Leistungsfähigkeit, sondern nach dem Bildungsgrad der Eltern erfolgt. 18 Prozent der Schülerinnen und Schüler können am Ende der Schulpflicht nicht einmal einfache Texte lesen." Astners Fazit: "Es braucht kein Gymnasium in der Unterstufe." Eine gemeinsame Schule von drei bis 14, so Astner, würde "in Volksschulen das falsche Lernen nur der Noten wegen" beenden, die Integration fördern und "die Potenziale aller Kinder besser fördern". Genau das sage ich seit 20 Jahren.

Note: Sehr befriedigend

Glattauer gibt NotenNiki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.Alle seine Artikel findest Du HIER >>

"Deckel" für Kinder mit SPF nicht zeitgemäß

Wie "Heute" berichtete, wird Wiens rot-pinke Stadtregierung zusätzlich 3,6 Millionen in die Hand nehmen, um rund 350 Schülern mit "sonderpädagogischem Förderbedarf" (SPF) ein elftes/zwölftes Schuljahr gewähren zu können. Das ist so löblich wie traurig. Denn dass da überhaupt etwas zu "gewähren" ist, liegt daran, dass Österreich die finanziellen Ressourcen für SPF-Kinder mit 2,7 Prozent eines Schülerjahrgangs deckelt.

Da aber deren Zahl (ja, auch zuzugsbedingt) seit Jahren stetig steigt, wäre auf Basis des tatsächlichen Bedarfs inzwischen eine Verdreifachung der Mittel nötig. Wie sagte ein Schulpolitiker in einem meiner Bücher: "Der Deckel ist, als würde man ein Kind mit Beinbruch auf der Skipiste einfach liegen lassen und sagen: Tut leid, kann nicht versorgt werden, Beinbruchquote heuer schon erreicht." Das sagte er vor 13 Jahren …

Note: Nachprüfung
    02.05.2024: Wiener von U-Bahn eingezwickt, bekommt 14.000 Euro. Im letzten Moment sprang ein Wiener noch in die U-Bahn, wurde von den bereits schließenden Türen verletzt. Die Wiener Linien gaben ihm die Schuld. Weiterlesen >>>
    Wiener Linien / Manfred Helmer