Haustiere

Kommt nun doch eine Rassenliste für Oberösterreich?

Oberösterreich gilt als das Vorzeigemodell eines vernünftigen Hundehaltegesetzes. Aufgrund eines Vorfalles im Jahr 2019 soll sich nun alles ändern?

15.12.2020, 15:31
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Der Begutachtungsentwurf der OÖ Hundehaltegesetz-Novelle 2021 lässt viele Hundehalter verzweifeln.
©Dachverband, Tierschutz 2.0

Im Sommer 2019 kam es zu einem schweren Bissvorfall in Oberösterreich. Ein Pitbull-Mischling entkam aus dem Garten und verletzte einen 12-jährigen Buben schwer. Auch der Großvater, der zur Hilfe eilte, wurde gebissen. Dieses Einzelschicksal aus dem letzten Jahr, veranlasste nun Landeshauptmann Thomas Stelzer eine Hundehaltegesetz-Novelle für das Bundesland aufzusetzen.

Kurz und knapp: Stelzer spricht sich eindeutig FÜR eine Rassenliste in Oberösterreich aus. Noch ist nicht geklärt, welche Rassen nun betroffen wären. Für die Hundehalter stünde jedoch fest, dass es selbst schon bei Welpen und sehr alten Hunden zu einer Leinen- UND Maulkorbpflicht käme. „Heute.online“ war mit Nationalratsabgeordneten und Tierschutzsprecher der SPÖ Herrn Dietmar Keck im Gespräch.

„Oberösterreich war bisher immer Paradebeispiel!“

Oberösterreicher Keck ist bereits seit vielen Jahren aktiv für den Tierschutz tätig, arbeitet gerne mit Vereinen und Experten zusammen und betreibt privat auch eine Hundezucht für Riesenschnauzer. „Ich bin der Meinung, dass der Landeshauptmann kurz vor den Landtagswahlen in Oberösterreich hier Punkte gutmachen möchte“, so Keck über Thomas Stelzer und schüttelt den Kopf. „Das oberösterreichische Hundehaltegesetz wurde seit der Einführung 2003 bisher immer von ganz Österreich als Paradebeispiel herangezogen, da die Statistik einen massiven Rückgang der Bissvorfälle verzeichnen konnte, obwohl die Anzahl der Hunde gestiegen ist“, erklärt der Tierschutzsprecher.  Nun soll ein Unfall – so tragisch er auch ist – ein funktionierendes Modell ändern.

„Vielleicht werden Hunde generell in OÖ verboten“

„Unser eingeführter Sachkundenachweis und die Begleitgesetze haben sich bewiesen und die Gesetze nun ändern zu wollen, versteht niemand“, sagt Keck und fügt hinzu: „Das neue Hundehaltegesetz wird auch an der Statistik nichts ändern, da die Biss-Unfälle zu 98 Prozent in den eigenen vier Wänden stattfinden, aber vielleicht verbietet man dann generell alle Hunde in Oberösterreich.“

Das Dramatische im Begutachtungsentwurf der Hundehaltegesetz-Novelle 2021 ist die Tatsache, dass bei einem Beschluss wahllos und willkürlich jede Rasse auf die Liste gesetzt werden kann. Nach Bissstatistik wären demnach nicht die sogenannten „Kampfhunde“-Rassen in Mitleidenschaft gezogen, sondern vor allem Schäferhunde, Labradore und Golden Retriever plus deren Mischlinge, weil sich Pitbull & Co in der Statistik als unauffällig darstellen.

„Auf welche Studien bezieht sich dieser Entwurf?“

„98 Prozent der Hundebesitzer sollen nun bestraft werden, weil zwei Prozent dumm sind?“, stellt sich Dietmar Keck die Frage und erklärt weiter: „Hier können keine Experten zu Rate gezogen worden sein, sonst wäre so ein Entwurf gar nicht entstanden“. Im Schreiben ist nämlich auch herauszulesen, dass bereits ein „Raufen“ mit anderen Hunden als „Auffälligkeit“ gilt und in diesem Fall bereits dem Halter der Hund abgenommen werden könnte. „Eine reine Katastrophe“, so Keck.

Dietmar Keck kämpft seit beinahe 15 Jahren für ein österreichweites, einheitliches Hundehaltegesetz, dessen Regeln und Pflichten keiner Willkür unterliegen und von Experten mit validen Zahlen unterstützt wird. „Da diese Maßnahmen unter die Landesgesetzgebung fallen und alle Landeshauptmänner/-frauen einer Vereinbarung zustimmen müssten, damit diese in die Kompetenz des Bundes fällt, ist es einfach nicht zu schaffen.“

    Schäferhund
    Getty Images/iStockphoto
      Was für ein wundervoll herbstlicher Anblick im Dublins Phoenix Park. Die Brunftzeit von Rehen und auch Hirschen kann allerdings ziemlich laut sein.
      ©Picturedesk