Wirtschaft

Lufthansa mit neuer Billig-Airline am Start

14.09.2021, 15:08
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Die AUA-Mutter Lufthansa tritt angesichts des Kostendrucks in der Branche die Flucht nach vorn an. Mit einem auf Europa und möglicherweise die gesamte Welt ausgeweiteten Billigkonzept in der Markenfamilie "Wings" will Europas größter Luftverkehrskonzern wieder höhere Gewinne einfliegen.

Die AUA-Mutter Lufthansa tritt angesichts des Kostendrucks in der Branche die Flucht nach vorn an. Mit einem auf Europa und möglicherweise die gesamte Welt ausgeweiteten Billigkonzept in der Markenfamilie "Wings" will Europas größter Luftverkehrskonzern wieder höhere Gewinne einfliegen. Bereits im Frühjahr sollen vom schweizerisch-französischen Flughafen Basel die ersten Eurowings-Jets zu europäischen Zielen starten, wie der neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwoch in Seeheim bei Frankfurt ankündigte. Die Lufthansa-Tochter Swiss werde sich zeitgleich vom Basler Flughafen zurückziehen. Eurowings soll dann den dortigen Platzhirschen EasyJet stärker unter Druck setzen. Später auch nach Wien? Möglicherweise landet die Billigmarke Eurowings später auch in Österreich. Allerdings käme nicht das AUA-Drehkreuz Wien, sondern der eine oder andere Bundesländerflughafen infrage. "Wenn der Testmarkt Basel mit zwei bis vier Flugzeugen funktioniert, ist das möglich", sagte Lufthansa-Pressesprecher Christoph Meier. AUA-Sprecher Peter Thier sagte, es gebe keine Auswirkungen auf die derzeitige Langstrecken-Expansion der AUA. An der Frankfurter Börse reagierte die Lufthansa-Aktie positiv auf die Neuigkeiten und die kurz zuvor präsentierten Verkehrszahlen für Juni. Zuletzt lag das Papier mit 2,33 Prozent im Plus bei 15,37 Euro. Nachdem die Lufthansa im Juni ihre Gewinnprognose gekappt hatte, bleibt die Aktie jedoch noch weit von ihrem zuvor erreichten Niveau von rund 20 Euro entfernt. 23 Flieger des Typs Airbus A320 Eurowings soll bis zu 23 Jets vom Typ Airbus A320 erhalten und damit aus dem Stand zur Nummer drei im europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehr werden. Dazu gehören auch 13 Jets, die eigentlich an die Lufthansa gehen sollten. Germanwings bleibt für die Verkehre von und nach Deutschland außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München zuständig. Die Germanwings-Flotte soll in diesem Zusammenhang bis Frühjahr 2015 von derzeit 23 auf 60 Flugzeuge anwachsen, sagte Spohr. Auf der Langstrecke will Lufthansa das Angebot unter einer weiteren, noch nicht benannten Marke mit bis zu neun Jets starten. Gespräche mit Turkish Airlines als möglichem Partner seien bereits fortgeschritten, sagte Spohr. Diese Aussage trieb die Aktien der türkischen Fluglinie um knapp drei Prozent in die Höhe. Eine Entscheidung soll im Herbst fallen. Man könne aber auch allein beginnen. Erste Flüge werde es voraussichtlich im Winter 2015/2016 von den Flughäfen München, Köln-Bonn und Düsseldorf geben. Eigene Billig-Gesellschaft Lufthansa plant, die verschiedenen Wings-Gesellschaften in einer Holding zusammenzufassen, die ihren Sitz wahrscheinlich nicht in Deutschland haben wird. Infrage kämen die Kernmärkte Schweiz, Österreich oder Belgien, sagte Spohr. Bisher fliegt Eurowings mit kleineren Bombardier-Jets ausschließlich im Auftrag der Germanwings und ist laut Spohr wegen geringerer Pilotengehälter noch einmal kostengünstiger als diese. Germanwings operiert zu etwa 20 Prozent geringeren Kosten als die Lufthansa-Passage und soll 2015 in die schwarzen Zahlen fliegen. Verträge außerhalb des Kollektivvertrags Neben dem neuen Billigkonzept, das auf Crews außerhalb der bestehenden Lufthansa-Kollektivverträge setzt, soll die Qualität der Muttermarke sowie die Marktstellung der erfolgreichen Tochtergesellschaften etwa für Catering, IT und Flugzeugtechnik gestärkt werden. Lufthansa müsse wieder der Maßstab der Branche sein. Spohr kündigte ein zusätzliches Investitionspaket von rund 500 Mio. Euro an, mit dem unter anderem ein Innovationszentrum in Berlin gegründet werden soll. Der Lufthansa-Chef bekräftigte die vor einigen Wochen zurückgenommene Prognose von rund einer Milliarde Euro operativen Gewinns für dieses Jahr. Zur Verbesserung der Produktivität werde man aus dem Winterflugplan zehn Fracht- und Passagierflugzeuge herausnehmen.