Jetzt Nachspiel für Kanzler
Nehammer redet zu lange – Serien-Kollaps bei Rekruten
Knapp 1.000 Rekruten standen am Nationalfeiertag zwei Stunden lang stramm. Mehrere von ihnen kollabierten. Jetzt liegt der Fall im Parlament.
Es ist eine langjährige Tradition am 26. Oktober: Da werden am Wiener Heldenplatz Hunderte Rekruten angelobt. Heuer kam es dabei aber gleich zu mehreren Zwischenfällen. Laut Verteidigungsministerium mussten 80 Soldaten "die militärische Einteilung wegen Kreislaufproblemen verlassen. 14 davon sind umgefallen". Dazu kamen noch 18 Zivilisten, denen das gleiche passiert ist. Das ist für die vergangenen Jahre ein Höchstwert.
SPÖ fragt nach Kleidungsvorschriften
Darauf macht jetzt SPÖ-Nationalratsabgeordneter Mario Lindner in einer parlamentarischen Anfrage an Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) aufmerksam. Denn im langjährigen Schnitt seien es nur rund 20 Soldaten mit Kreislaufproblemen gewesen. Lindner will von der Ministerin unter anderem wissen, welche konkreten Schlüsse das Ressort aus den Vorfällen vom 26. Oktober zieht, und welche Schritte gesetzt wurden und werden, um die gesundheitliche Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten. Weiters interessiert Lindner, welche Kleidungsvorschriften anhand der milden Temperaturprognosen für die Rekruten erlassen wurden. Eine weitere Frage betrifft die Anzahl der eingesetzten Sanitäterinnen und Sanitäter.
Auch Nehammer-Rede im Visier
Aber nicht nur die Verteidigungsministerin, auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) wird sich erklären müssen. Denn der SPÖ-Abgeordnete fragt, ob es Absprachen mit den Rednerinnen und Rednern gegeben habe, um "einen zügigen Ablauf der Veranstaltung zu gewährleisten". Immerhin habe Nehammers Rede 14 statt der vorgesehenen fünf Minuten gedauert. Auch Tanner selbst habe ihr Fünf-Minuten-Kontingent auf elf Minuten ausgedehnt. Lindners Frage dazu: "War das geplant?" Zum Abschluss will der SPÖ-Mandatar noch wissen, welche konkreten Schritte das Ministerium plant, um im nächsten Jahr ein gesundheitlich sicheres Umfeld für die teilnehmenden Rekruten zu schaffen.
"Auch wenn die Praxis des Exerzierens natürlich eine wichtige Säule der militärischen Ausbildung darstellt, muss es doch die Aufgabe des Verteidigungsministeriums sein, für die Rekruten auch ein gesundheitlich unbedenkliches Umfeld zu garantieren", richtet Lindner der Ministerin in der Anfrage aus. Schließlich gehe es darum, "dass jene jungen Männer, die zu ihrem Dienst an der Republik angelobt werden, bessere Bedingungen vorfinden".
Tanner hat jetzt zwei Monate Zeit, die Anfrage zu beantworten.