Politik
ÖVP-Lady kanzelt Neos-Mann: Arme können 4-6 Äpfel essen
Polit-Aufreger im Parlament: Neos-Mandatar Yannick Shetty wies auf Kinderarmut in Österreich hin. Maria Großbauer (VP) konterte skurrilst.
Sollen sie doch Äpfel essen – sogar vier bis sechs Stück würden sich für arme Kinder am Tag ausgehen! Die ÖVP hat ihre Marie Antoinette gefunden. Sie durfte unglückseligerweise im Parlament dreieinhalb Minuten lang reden. Krisengebeutelte Familien kommen mit den Tipps von Frau Maria Großbauer zwar nicht besser über die Runden, zumindest sie selbst lobte aber die Arbeit ihrer Fraktion. Es sei "wirklich unglaublich", seufzt die Dame, "dass man etwas Gutes so schlecht reden kann".
Hintergrund: Am Mittwoch gab der Familienausschuss des Nationalrats grünes Licht für den zweiten Teil des Pakets gegen Kinderarmut. Dieses sieht vor, dass Haushalte mit niedrigem Einkommen zwischen Juli 2023 und Dezember 2024 einen Sonderzuschuss von 60 Euro pro Kind erhalten sollen. Konkret betrifft das Bezieher von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe, Mindestpensionisten, Alleinerzieher sowie Alleinverdienende mit einem monatlichen Einkommen unter 2.000 Euro brutto.
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Snickers und Cola als Mittagessen
Von der Opposition hagelte es scharfe Kritik. Um das Problem der Kinderarmut anschaulich zu demonstrieren, brachte NEOS-Abgeordneter Yannick Shetty einen Schokoriegel und einen Softdrink mit: Dies sei täglich das Mittagessen für Tausende Kinder und gleichzeitig ein Symptom der zunehmenden Kinderarmut, erklärte er. Ein leerer Magen sei die Ursache für zahlreiche Probleme: So können sich Kinder mit einem solchen Mittagessen nicht konzentrieren oder lernen, so Shetty.
"2 Euro pro Tag nicht ausreichend "
Shetty kritisierte, dass erneut zu Geldleistungen, die weder treffsicher noch zielgerichtet sind, gegriffen wird und bezeichnet diese als "Tropfen auf den heißen Stein". Ein Zuschuss von 60 Euro pro Monat entspreche einem Betrag von zwei Euro pro Tag. Damit könne sich niemand ein gesundes warmes Mittagessen leisten, so der NEOS-Abgeordnete, sondern maximal das gezeigte Snickers und ein Cola. Aus diesem Grund werde dem neuen Paket gegen Kinderarmut nicht zugestimmt.
"4 bis 6 Äpfel"
"Besonders sensationell eigenartig", findet die eingangs erwähnte Mandatarin Maria Großbauer das NEOS-Rechenbeispiel. Maria wer? Zur Erinnerung: Das ist jene Dame, die einst den Opernball organisiert hat und von Sebastian Kurz ins Parlament gesetzt wurde. Aus Großbauer, die auf ihrer eigenen Homepage stolz als "Sektbotschafterin" firmiert, sprudelte sogleich ein gesünderer Vorschlag zum Shetty-Beispiel: "1 Kilo Äpfel, Gala, aus Österreich, kostet 2,49 Euro." Nachsatz: "Ein Kilo Äpfel – je nach Sorte – sind 4 bis 6 Äpfel. Man kann sich schon noch selber überlegen, ob man ein Snickers oder einen Apfel kauft und mitgibt."
Nicht nur die NEOS zeigten sich jedoch verärgert. Ebenso abgelehnt wird das Paket von der SPÖ: 60 Euro im Monat seien zwar eine wichtige Hilfe, würden die oft prekäre Situation aber nicht ausgleichen. "Wir wollen keine Einmalzahlungen mehr", so SPÖ-Abgeordnete Petra Wimmer. Auch FPÖ-Abgeordnete Rosa Ecker äußerte Kritik: Ihrer Meinung nach hätte man das Paket bereits letzte Woche beschließen können. Außerdem sind für sie noch einige Fragen offen, zum Beispiel welcher Elternteil das Geld wie auf das Konto bekommen wird.
Kostenloses Mittagessen an Wiener Schulen
Ab Herbst soll es ein kostenloses warmes Mittagessen für 50.000 Kinder in Wiener Pflichtschulen geben, kündigen die NEOS an. Diese Maßnahme bedeutet eine Entlastung von 2.000 Euro für die betroffenen Kinder und sollte in ganz Österreich eingeführt werden, so Shetty.