Angst vor der Premiere

Opernstar Nigl muss jetzt wie ein Mönch leben

Am Samstag wird György Ligetis einzige Oper "Le Grand Macabre" von 1978 erstmals an der Staatsoper gespielt. Der Tod ist hier echt tonangebend… 

Fabian J. Holzer
Opernstar Nigl muss jetzt wie ein Mönch leben
Georg Nigl in "Le Grand Macabre" an der Wiener Staatsoper
Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wenn sie in nächster Zeit Star-Bariton Georg Nigl in der U-Bahn treffen sollten, werden sie ihn kaum erkennen. "Ich sitze jetzt in den öffentlichen Verkehrsmitteln nur mehr mit Maske", erklärt Nigl im "Heute"-Talk, "weil ich einfach weiß, wenn ich verkühlt wäre, dann könnte ich diese Partie nicht singen." Kommt es denn sonst vor, dass Opernsänger verschnupft auftreten? "Es gibt natürlich auch Partien, welche man leicht angeschlagen singen kann, aber das kann man bei der Partie nicht." Den Tod darf sich Nigl schon gar nicht holen, denn den muss er schließlich schon auf Bühne singen… 

"Le Grand Macabre" ist die einzige Oper des österreichisch-ungarischen Komponisten György Ligeti (1923-2006), die zwar 1978 an der Königlichen Oper in Stockholm uraufgeführt wurde und dann einen Siegeszug um die Welt angetreten ist, aber niemals an der Wiener Staatsoper gezeigt wurde. Während Ligeti also als einer der bedeutendsten Vertreter der "Neuen Musik" gilt und mit seinen Werken öfter in Hollywoodfilmen wie "2001: Odyssee im Weltraum" oder "Shining" vorkam, blieb sein "Le Grand Macabre" bei uns ungespielt. "Wenn man jetzt in die Vorstellung hineingeht und einen Opernabend erwartet, so als ob alles mit Intellektualität durchdrungen wäre, dann kann ich jetzt schon sagen, dass dieser Abend ganz sicher nicht so ist", kündigt Nigl an. 

Selbst der Tod oder Vernichter ist amoralisch, er betrinkt sich und verpasst dadurch den Zeitpunkt die Welt untergehen zu lassen
Georg Nigl
...über "Le Grand Macabre"

Klassische Opernmusik sollte man sich also bei diesen Vorführungen also nicht erwarten: "Wir haben Hupen, wir haben Quietschen, wir haben Heurigenmusik", erklärt der Bariton, "wir haben eigentlich alles, was es so an Tönen gibt." Georg Nigl spielt in der Oper niemand geringeren als den Tod. Und der hat bekanntlich viele Namen, unter anderem Nekrotzar oder eben auch "der große Makabre". Als solcher zieht Nigl in Breughelland ein, einem unmoralischen Schlaraffenland, um den Untergang der Welt zu verkünden. Doch das unmoralische Treiben dort beginnt Gevatter Tod in seinen Bann zu ziehen. "Selbst der Tod oder Vernichter ist amoralisch, er betrinkt sich und verpasst dadurch den Zeitpunkt die Welt untergehen zu lassen und alles bleibt so wie es war," spoilert Nigl ein wenig den Ausgang der Geschichte… 

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    In Breughelland herrscht die Unmoral
    In Breughelland herrscht die Unmoral
    Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

    Die größte Herausforderung für Nigl und die anderen Sänger, ist die Art, wie gesungen wird. Denn die hat streckenweise sehr viel mehr mit modernem Sprechgesang, als mit klassischem Operngesang zu tun. "Wir Kollegen haben auch sehr viel darüber gesprochen, aber zeitgenössische Musik ist per se nie leicht zu lernen, das kann man schon so sagen", erklärt Nigl, "es wird in ganz kurzer Zeit ganz viel Text gesprochen oder gesungen und dann kommt noch das technische Problem dazu, dass man sehr oft sehr laut, sehr hoch oder tief singt. Demnach muss man seine Erfahrungen haben, damit man seiner Stimme, gerade in einem so großen Haus wie der Wiener Staatsoper nicht wehtut." 

    Musiktheater sollte im besten Sinne, immer auch ein Abenteuer sein
    Georg Nigl
    über "Le Grand Macabre"

    Das ist auch der Grund dafür, warum Nigl in diesen Tagen fast schon Angst vor eine Verkühlung hat. "Man muss ein bisschen wie ein Mönch leben, man muss früh schlafen gehen, man sollte nicht zu viel reden, man sollte sich der Öffentlichkeit mehr oder weniger entziehen und man sollte auch, wenn man merkt, dass ein Kollege krank ist, diesem aus dem Weg gehen." Spät, aber doch zieht mit "Le Grand Macabre" jetzt ein untypisches, aber spannendes Stück in die Staatsoper ein. "Ich glaube das Wichtigste ist sich einzulassen. Musiktheater sollte im besten Sinne, immer auch ein Abenteuer sein, ich denke, das wird unser Abend sein." Am Donnerstag findet die öffentliche Generalprobe statt (10.30 Uhr) statt, die Premiere am Samstag ist schon lange ausverkauft. Für die weiteren fünf Aufführungen bis 23. November gibt es aber noch Karten.

    Die VIP-Bilder des Tages:

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      Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
      Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
      Instagram/florian.david.fitz
      fh
      Akt.