Sport

Paralympics-Star Lösch: Scharfe Kritik an Politikern

13.09.2021, 21:19
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Behindertensportlerin Claudia Lösch spricht Klartext: Warum die Wertschätzung der Politiker fehlt und die Spiele in Südkorea "durchgeknallt" sind.

Claudia Lösch ist die erfolgreichste paralympische Sportlerin Österreichs. Bei den Paralympics in Peyongchang feierte die 29-Jährige mit Super-G-Silber bereits ihrer achte Medaille bei den Winterspielen der Behindertensportler. Doch wirklich zufrieden ist Lösch, die seit einem Autounfall als Sechsjährige querschnittsgelähmt ist, trotz dieses Erfolges nicht. Sie klagt im Interview mit dem "Kurier" die mangelnde Unterstützung der heimischen Politiker an. "Es wäre wertschätzend gewesen, wenn ein österreichischer Politiker hergekommen wäre. Das hätte sich gehört", erklärt die gebürtige Niederösterreicherin. "Wir sind nicht so klein, dass man uns ignorieren kann." Lösch spricht damit aber nicht nur Sportminister Heinz-Christian Strache an, der wenige Wochen zuvor noch bei den Olympischen Winterspielen mit den Athleten um die Wette strahlte. "Egal, was ich von ihm halte, man muss ihm zugute halten, dass er bei der Verabschiedung des Teams eine gute Rede gehalten hat. Es scheint, als würde er uns als Sportminister Wertschätzung entgegenbringen." Eines ließ sich die Studentin der Politik- und Sportwissenschaft aber nicht nehmen: "Live auf der Bühne und im Fernsehen zu sagen, was ich von der Aufhebung des Rauchverbots in Lokalen halte. Nämlich nichts."

"Oh Gott, da kommt ein Rollstuhlfahrer!" Auch in Sachen Veranstaltungsort nimmt sich Lösch kein Blatt vor dem Mund. "Was die hier in Jeongseon gemacht haben, ist komplett durchgeknallt. Wegen insgesamt 22 Ski-Tagen hat man einen der letzten Urwälder Südkoreas gefällt. Jetzt werden die Lifte wieder abgebaut, der Wald aber nur teilweise wieder aufgeforstet." Die immer bizarrer werdenden Gorßveranstaltungen sind ihr bereits länger ein Dorn im Auge. "Nachdem ich Sotschi erlebt habe, habe ich auf Gigantomie wie in Peking 2022 keine Lust mehr. Sotschi war wie Disneyland, diese Kulisse konnte man nicht ernst nehmen. Die Russen wollten der Welt zeigen, wie toll sie sind." Für die Zukunft des heimischen Behindertensports wünscht sich Lösch mehr Aktivität im Breitensport. "Der hinkt bei uns noch immer dem Spitzensport nach. Die Leute im Sportverein sagen noch immer: 'Oh Gott, da kommt ein Rollstuhlfahrer!'" (red.)