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Rätsel um Infektion: Mädchen (11) hat plötzlich Tripper

Die aus den Ferien mitgebrachte Tripper-Erkrankung ihrer Tochter hat das Leben einer Familie aus Österreich ganz schön durcheinander gebracht.

03.10.2021, 20:25
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Eine Elfjährige musste wegen Trippers behandelt werden.
Getty Images

Vaginaler Ausfluss, Jucken und Brennen – darüber klagte vergangenes Jahr plötzlich eine elfjährige Österreicherin während des Familienurlaubs am Mittelmeer. Die Symptome traten plötzlich auf und hielten sich hartnäckig. Jedes Mal, wenn das Mädchen im Meer baden wollte, brannte es so schlimm, dass es wieder kehrt machte. Die Eltern kauften vor Ort ein Antipilzmittel, doch das half kaum.

Erst zurück in der Heimat kam die Familie der Ursache auf die Schliche. Der Abstrich bei der Kinderärztin ergab, dass die elfjährige Gonorrhoe hatte, besser bekannt als Geschlechtskrankheit Tripper (siehe Box). Weil Eltern und Ärzte an eine Verwechslung der Probe glaubten, wie Spiegel.de schreibt, kam es zu einem weiteren Abstrich. Das Ergebnis jedoch war dasselbe. Für alle Beteiligten ein Schock: War das Mädchen misshandelt worden?

Fund der Ursache lässt aufatmen

Der schreckliche Verdacht war bald von der Hand: Die Elfjährige wollte nichts von einer Misshandlung wissen und auch die Ergebnisse von medizinischen Untersuchungen der Eltern sprachen dagegen, wie Spiegel.de unter Berufung auf ein Fachmagazin schreibt. Es gab auch keine anderen Hinweise auf sexuellen Kontakt. Doch wie hat sich das Mädchen dann mit der Geschlechtskrankheit infiziert, die mithilfe von Antibiotikainfusionen behandelt wurde?

Die Antwort ist weit weniger erschreckend als kurz nach der Diagnose befürchtet: Die Elfjährige hat sich wohl beim Planschen in der Nähe eines Vulkansees am Urlaubsort infiziert. An dessen Ufern bauen Besucherinnen und Besucher immer wieder Steinwände ins Wasser, wodurch kleine, warme, flache Becken entstehen, zitiert das deutsche Magazin aus dem Fallbericht. Insgesamt eine Stunde soll das Mädchen darin gebadet haben – zusammen mit anderen Menschen. Mit frischem Wasser abgespült hat sie sich danach nicht. Ein Fehler, wie die Tripper-Diagnose schließlich zeigte.

Junge Mädchen brauchen keinen direkten Schleimhautkontakt

Eindeutig belegen, dass die Ansteckung im warmen Wasser stattgefunden hat, können die Autorinnen und Autoren des Fallberichtes nicht. Es spreche aber einiges dafür, so Spiegel.de. Etwa, dass das Wasser im Vulkansee ähnlich warm sei wie der menschliche Körper und mineralische und organische Partikel enthalte, die möglicherweise das Überleben von Gonokokken begünstigen.

Dass sich junge Mädchen auf diese indirekte Weise infizieren, ist gemäss dem deutschen Robert-Koch-Institut nicht ungewöhnlich: Weil die vaginale Schleimhaut von jungen Mädchen noch einen höheren pH-Wert hat als die von Frauen und alkalisch ist, finden Gonokokken dort sehr günstige Voraussetzungen – sie brauchen dann nicht unbedingt den direkten Schleimhautkontakt. Dennoch müsse beim Nachweis einer Gonorrhoe bei Kindern "stets der dringende Verdacht auf sexuellen Missbrauch geäussert werden."

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