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Rapids Barisic: Seit Platz zwei "an Qualität verloren"

Rapid überwintert mit einem Punkt Rückstand auf Tabellenführer Salzburg. Warum Sportboss Zoran Barisic trotzdem tiefstapelt.

06.01.2021, 10:07
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Rapids Geschäftsführer Sport, Zoran Barisic.
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Niederlagen gegen Ried und Wattens, Unentschieden im Derby gegen die angeschlagene Austria – Rapid verspielte im Herbstfinish die Winterkrone. Platz eins war für die Hütteldorfer zum Greifen nah. Salzburg führt mit nur einem Punkt Vorsprung Sturm, den LASK und Rapid die Liga an. Sturm hat ein Spiel weniger ausgetragen.

Rapid-Fans machten sich nach einem sensationellen Saisonstart und dem leistungsgerechten Unentschieden im Heimspiel gegen Salzburg bereits Hoffnungen auf den ersten Titel seit 2008. Es folgte ein durchwachsener Dezember mit schwankenden Leistungen in der Liga, dem Aus in der Europa League und dem 2:6 im Cup-Achtelfinale gegen die Bullen.

Platz eins oder zwei nicht das Ziel

Rapid-Sportchef Zoran Barisic erklärt im "Kurier": "Wir ärgern uns selbst am meisten. Allerdings hat jedes Team so eine Phase im Jahr." Die Ausfälle von Kapitän Dejan Ljubicic und Dejan Petrovic hätten dazu geführt, das den Wienern im Finish die Substanz fehlte. Mitte Jänner kehrt die Liga früher als gewohnt aus der Winterpause zurück. Die zuletzt verletzten Schlüsselspieler kehren zurück. Bläst Rapid also wieder zum Angriff?

Barisic tritt auf die Bremse. Nach Platz zwei in der Vorsaison weigert er sich, das letzte Endergebnis als Ziel auszugeben. "Wenn ich über den Überlebenskampf spreche und dann eine Platzierung als Ziel ausspreche, passt das für mich nicht zusammen. Der zweite Platz war das absolute Maximum, da wurden viele Schritte auf einmal genommen. (…) Seither haben wir an Qualität verloren. Trotzdem sind wir nur einen Punkt hinter dem Ersten. Wenn wir gut starten, wird in der Meistergruppe alles möglich sein. Ich will nicht zu goschert sein. Damit mache ich’s nicht jedem recht. Aber das ist mir egal."

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    Der angesprochene Überlebenskampf bezog sich dabei auf die angespannte finanzielle Situation. Bei einem Umsatz von 42,1 Millionen Euro verzeichnete Rapid in der Bilanz der vergangenen Saison ein Minus von 199.000 Euro. Seit Barisic im Mai 2019 sein Amt als Sportgeschäftsführer angetreten hat, setzt er den Sparstift an. Rapid strich teure Spieler von der Gehaltsliste, holte mit Marcel Ritzmaier (Leihe), Goalie Bernhard Unger (ablösefrei) im Sommer nur zwei Spieler. Abgänge: Thomas Murg, Ex-Kapitän Stefan Schwab (beide Saloniki), Andrija Pavlovic (Bröndby), Tobias Knoflach (vereinslos), Stephan Auer (Admira).

    Geht Ljubicic?

    Mit Murg und Schwab wurden zwei Leistungsträger abgegeben, nur einer davon auf dem Transfermarkt ersetzt. Das erklärt Barisic' Urteil der eingebüßten Qualität. Dass mit Ljubicic der nächste Kapitän und Mittelfeld-Motor ablösefrei gehen könnte, macht den Ausblick auf das kommende Jahr nicht besser. Barisic: "Dejan Ljubicic wurde 2020 fast unverzichtbar für uns. Auch bei ihm werden wir an unsere finanziellen Grenzen gehen. Dann entscheidet er." Ob der Verlust auch symbolisch eine Niederlage wäre? "Okay. Aber soll ich für eine Vertragsverlängerung die Existenz des Vereins in Gefahr bringen? Wenn das jemand wirklich will, dann soll er mir das ins Gesicht sagen."

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      Ärger um Taxi

      Supertalent Yusuf Demir, Knipser Taxiarchis Fountas und Shootingstar Ercan Kara wurden zuletzt immer wieder mit Transfers in Verbindung gebracht. Darauf wurde im Interview nicht eingegangen. Einzig Fountas wurde thematisiert, weil der Grieche im turbulenten Dezember für Unruhe im Klub gesorgt hat. Nach dem Derby-Remis kam es auf dem Platz zur Auseinandersetzung mit Thorsten Schick. Anschließend klang durch, dass der Stürmer in der Kabine für Reibereien gesorgt hat.

      Barisic auf die Frage, ob die Ungereimtheiten inzwischen ausgeräumt seien: "Ja, davon gehen wir aus. Und wenn nicht, gibt es Konsequenzen." Eine könnte der Verkauf sein. Der Berater von Fountas wollte seinem Schützling schon im Sommer einen Transfer ins Ausland ermöglichen.

      Bleibt Kühbauer?

      Nicht nur hinter den genannten Spielern steht ein Fragezeichen im Hinblick auf die nächste Saison. Auch hinter ihrem Trainer Didi Kühbauer. Sein Vertrag läuft aus. Der Sportchef lässt sich nicht stressen: "Nein. Das ist auch mit dem Präsidium so besprochen. Ich weiß ja, wie schnell es geht: Von 'Wann verlängert ihr endlich?', bis 'Wann haust ihn raus?' hab’ ich alles gehört. Wir lassen uns da nicht unter Druck setzen." Ob Kühbauer ein Angebot vorgelegt wird, sei neben dem sportlichen Erfolg auch von der sportlichen Entwicklung der Mannschaft und einzelner Spieler abhängig.

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