Wintersport

Schweizer sticheln: "Ösis wollen uns Odermatt klauen"

Marco Odermatt dominiert den Weltcup-Zirkus schier nach Belieben. Im ÖSV herrscht Krisenstimmung. Manche Schweizer ergötzen sich daran.

18.01.2023, 14:56
Auch in Kitzbühel immer ein Lächeln auf den Lippen hat Marco Odermatt.
gepa

Verkehrte Skiwelt! Die Schweiz überflügelte Österreich zuletzt im Nationencup. Rot-Weiß-Rot schwimmen auf den Weltcuppisten nach und nach die Felle davon. Von der Dominanz vergangener Tage ist nur mehr wenig zu merken.

Im Gegenteil. Die Dominatoren der aktuellen Saison kommen aus Norwegen und der Schweiz. Aleksander Aamodt Kilde und Marco Odermatt fahren den heimischen Assen um die Ohren. Allrounder Odermatt führt im Gesamtweltcup schon mit mehr als 300 Punkten Vorsprung. Die Schweizer feiern ihn schon als ihren eigenen Marcel Hirscher.

    Das machen die Ex-ÖSV-Stars heute. Österreichs größte Ski-Legenden im Ruhestand.
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    Zeitung witzelt über Österreich-Bezug

    Mit einem "Blick" über die Landesgrenzen lächeln sie über Berichte von Odermatts Verbindungen zu Österreich. Die gleichnamige Tageszeitung der Eidgenossen macht sich vor den Hahnenkammrennen darüber lustig, dass der heimische Sender ServusTV beleuchtet, wie viel Österreich in den Erfolgen des Stars steckt.

    So titelt der "Blick" am Mittwoch in großen Lettern.
    Screenshot

    "Die Österreicher wollen uns Marco Odermatt klauen", leiten die Kollegen ihren Artikel ein. Dann wird geschildert, wie Moderator Christian Brugger eine Verbindung zwischen dem Ski-Star und seinem zu großen Teilen österreichischen Umfeld herstellt.

    Süffisant resümiert das Blatt mit dem Verweis auf Odermatt-Manager Michael Schiendorfer, "ein halber Österreicher", dass dieser auch zu einem Viertel Indonesier sei. "Damit kann sich auch der südostasiatische Staat ein Stück von Odermatts Erfolg auf die Fahne schreiben." Zugegeben, die Spitze birgt zumindest eine Brise Schmäh.

    Video: "Heute" inspiziert die Streif

    30 Jahre ÖSV-Dominanz

    Fakt ist: Mit 13 Podestplätzen hat Odermatt heuer im Alleingang gleich viele eingefahren, wie das gesamte ÖSV-Team. Die Schweiz ist Ski-Österreich im Moment in allen Belangen überlegen. Mit dem Rücktritt von Triple-Olympiasieger Matthias Mayer und den Streitigkeiten im und rund um den heimischen Verband ist auch keine rasche Besserung in Sicht.

    Nationencupsiege seit 1989(die Dominanz-Ära von Österreich ist gebrochen.)2022: Österreich2021: Schweiz2020: Schweiz2019: Österreich2018: Österreich2017: Österreich2016: Österreich2015: Österreich2014: Österreich2013: Österreich2012: Österreich2011: Österreich2010: Österreich2009: Österreich2008: Österreich2007: Österreich2006: Österreich2005: Österreich2004: Österreich2003: Österreich2002: Österreich2001: Österreich2000: Österreich1999: Österreich1998: Österreich1997: Österreich1996: Österreich1995: Österreich1994: Österreich1993: Österreich1992: Österreich1991: Österreich1990: Österreich1989: Schweiz

    Das schmeckt den Schweizer Ski-Freunden augenscheinlich sehr gut. Schließlich mussten sie zuvor aus der zweiten Reihe zuschauen, wie der ÖSV Jahr für Jahr den Nationencup gewann, Ausnahme-Athleten wie Marcel Hirscher, Anna Veith und Co. ein auch in der Breite erfolgreiches Team anführten. Es scheint eine Zeitenwende zu geben.

    Angesichts der Statistik oben, den 30 Jahren der österreichischen Regentschaft, ist die Schweizer Schadenfreude zumindest nachvollziehbar. Stellt euch vor, der ÖFB würde in der Fifa-Weltrangliste plötzlich den vierfachen Weltmeister Deutschland überflügeln, David Alaba im deutschen Fernsehen auf seine deutschen Trainer und Mitspieler in Zeiten beim FC Bayern und seine deutsche Freundin angesprochen werden ... 

      Die Verletzten-Liste des Ski-Winters 2022/23
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