Welt

Separatisten präsentieren gefangene Beobachter

14.09.2021, 02:37
Teilen
Bild: AP

Die Separatisten im Osten der Ukraine haben die seit Freitag festgesetzten OSZE-Beobachter erstmals der Presse vorgeführt. Acht Männer, alle offenbar unverletzt, wurden durch die Aufständischen in einen Saal eines besetzten Gebäudes geführt, in dem rund 60 Journalisten versammelt waren. Eine Delegation der OSZE will am Sonntag mit den prorussischen Aktivisten über die Freilassung einer Gruppe von Beobachtern verhandeln.

. Einer der Männer wurde noch am Sonntag freigelassen. "Wir sind Gäste von Ponomarjow. Wir sind keine Kriegsgefangenen", sagte Axel Schneider, Chef der festgesetzen OSZE-Militärbeobachter vor rund 60 versammelten Journalisten. Alle seien in guter Verfassung. Zunächst seien alle in einem Keller untergebracht worden, nun halten sie sich in einem Raum mit Tageslicht auf. Bisher gebe es keine Informationen darüber, wann die Militärbeobachter wieder freigelassen werden, sagt Scheider. Das Verfahren, auch ob es einen Gefangenenaustausch geben wird, sei unklar. "Wir hängen von unseren Diplomaten ab, die mit dem Bürgermeister verhandeln müssen", sagte er. Die OSZE wollte am Sonntag über die Freilassung verhandeln.   Observers — Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) Separatisten bieten Gefangenenaustausch an Die Separatisten sind zu Gesprächen mit den OSZE-Vertretern bereit. Der dortige Milizchef Wjatscheslaw Ponomarjow will die Gefangenen aber gegen inhaftierte Gesinnungsgenossen austauschen, ließ er am Samstag wissen. Ein Austausch der Gruppe, in der sich auch vier Deutsche befinden, mit in der Ukraine inhaftierten prorussischen Gesinnungsgenossen habe für ihn Vorrang, sagte der selbsternannte Bürgermeister von Slawjansk. In Slawjansk präsentierte Separatistenführer Puschilin die Ausweise und Erkennungsmarken der festgesetzten Militärbeobachter. "In der Delegation waren auch ukrainische Offiziere - wir beabsichtigten, sie gegen Pawel Gubarew und andere Gefangene einzutauschen", sagte er. Der moskautreue Politiker Gubarew sitzt derzeit wegen "Separatismus" in Kiew in Untersuchungshaft. Den "Festgenommenen" gehe es gut. , sagte Ponomarjow. Er erhob erneut Vorwürfe gegen die Gruppe. "Sie haben gesagt, sie wollten sich Sehenswürdigkeiten anschauen, dabei hatten sie Kartenmaterial dabei - wie eben Spione." Bemühungen um Freilassung Die deutsche Regierung bemühte sich um eine Freilassung des Teams. In Berlin tagte ein Krisenstab im Auswärtigen Amt. Die Bundesregierung forderte die sofortige Freilassung der Beobachter. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, der russische Außenminister Lawrow habe ihm Hilfe zugesagt, ebenso der ukrainische Interimsregierungschef Arseni Jazenjuk. Jazenjuk verurteilte die Aktion der Separatisten. Das Festsetzen der OSZE-Beobachter verdeutliche, dass Moskau Aktivisten unterstütze, die "mittlerweile ganz Europa terrorisieren", hieß es in einer in Kiew veröffentlichten Mitteilung. Auf der Suche nach einer Lösung telefonierten die Außenminister Sergej Lawrow und John Kerry miteinander. Russlands Chefdiplomat Lawrow habe seinen US-Kollegen aufgefordert, bei der ukrainischen Regierung für eine Freilassung inhaftierter prorussischer Protestführer zu werben. Das teilte das Außenamt in Moskau mit. USA besorgt über russische Truppen Kerry äußerte sich weiters besorgt über . Russlands "provokative Truppenbewegungen" sowie seine "Unterstützung für Separatisten" und seine "aufrührerische Rhetorik" würden die "Stabilität, Sicherheit und Einheit der Ukraine untergraben", sagte Kerry laut einem ranghohen Mitarbeiter des US-Außenministeriums am Samstag in Washington Festgehalten werden in Slawjansk drei Bundeswehroffiziere und ein deutscher Dolmetscher sowie je ein militärischer Beobachter aus Tschechien, Schweden, Dänemark und Polen. Begleitet wurden sie von mehreren ukrainischen Soldaten, die ebenfalls in der Gewalt der Separatisten sind. Einen Mann freigelassen Die Separatisten setzten am Sonntag nach eigenen Angaben einen schwedischen Militärbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) aus gesundheitlichen Gründen auf freien Fuß. Er leide unter Diabetes, sagte eine Sprecherin der Aktivisten, ohne Einzelheiten zu nennen. Es gebe keine Pläne, die anderen Beobachter am Sonntag gehen zu lassen. Einem Augenzeugen zufolge wurde der Schwede von drei Männern zu einem Fahrzeug begleitet.