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Serbien lehnt Bedingungen für Kandidatur ab

14.09.2021, 03:41
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Bild: Reuters

Serbien lehnt die Bedingungen der EU für eine Einstufung als Beitrittskandidat - eine Änderung seiner Kosovo-Politik - weiter ab. "Wir werden nicht die Abschaffung unserer Institutionen (im Nordkosovo) akzeptieren", sagte der serbische Staatspräsident Boris Tadic am Samstag am Rande seines Besuchs im Kloster Decani in Westkosovo.

Serbien lehnt die Bedingungen der EU für eine Einstufung als Beitrittskandidat - eine Änderung seiner Kosovo-Politik - weiter ab. "Wir werden nicht die Abschaffung unserer Institutionen (im Nordkosovo) akzeptieren", sagte der serbische Staatspräsident Boris Tadic am Samstag am Rande seines Besuchs im Kloster Decani in Westkosovo. Auch die Forderung, die Teilnahme von Vertretern des vor vier Jahren von Serbien abgefallenen Kosovo auf internationalen Konferenzen zu akzeptieren, sei nicht erfüllbar. Serbien will seine frühere Provinz zurückhaben und unter keinen Umständen als unabhängigen Staat anerkennen. Vor allem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Serbien bei ihrem Besuch im letzten August diese beiden Voraussetzungen für eine Beitrittskandidatur genannt. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten Anfang Dezember ihre eigentlich geplante Entscheidung darüber auf März verschoben. Bis dahin solle Serbien substanzielle Fortschritte bei der Aussöhnung mit dem fast nur noch von Albanern bewohnten Kosovo machen. "Wenn wir das (die Abschaffung serbischer Institutionen) hinnehmen würden, würde das langfristig die Abwanderung der serbischen Bevölkerung aus dem Kosovo bedeuten", begründete Tadic seine Weigerung. Serbien unterstützt seine Landsleute im Nordkosovo mit jährlich schätzungsweise bis zu 300 Millionen Euro. Die Serben, die in ganz Kosovo nur noch weniger als zehn Prozent der Bevölkerung zählen, stellen hier die Mehrheit. Tadic rief seine Landsleute im Kosovo auf, "durchzuhalten und nicht ihre Kirche, ihren Glauben und ihre nationale Überzeugung aufzugeben". Serbiens Staatsoberhaupt war am Freitag trotz des gewaltsamen Protests von Albanern nach stundenlangen Verzögerungen im Kloster Decani bei der Stadt Pec eingetroffen, um hier das orthodoxe Weihnachtsfest zu feiern. Rund 200 Menschen demonstrierten gegen die Ankunft des serbischen Präsidenten. Laut Berichten lokaler Medien warfen Demonstranten Steine auf Tadics Fahrzeug. Die Polizei bestätigte diesen Vorfall nicht, doch Sicherheitskräfte trieben die Menge mit Tränengas auseinander. Rund um Tadics Besuch im Kosovo waren zahlreiche Einheiten der kosovarischen Polizei und der NATO-Truppe KFOR im Einsatz, um die Sicherheit zu gewährleisten. Tadic richtete zum orthodoxen Weihnachtsfest eine "Friedensbotschaft" an "alle Bewohner des Kosovo" - "nicht nur die Serben, sondern auch die Albaner". Serbien akzeptiert die im Jahr 2008 erklärte und von zahlreichen Staaten anerkannte Unabhängigkeit des Kosovo nicht und betrachtet die Region nach wie vor als serbische Provinz. Das im 14. Jahrhundert errichtete Kloster Visoki Decani ist ein Zeugnis der serbischen Besiedlung des Gebietes. APA/red