Sport

Skisprung-Star schockiert: "Dachte, ich muss sterben"

Der Norweger Daniel André Tande erzählt vom schweren Schlag einer Erkrankung und seinem langen Weg zurück in die Skisprung-Elite.

13.09.2021, 14:58
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Daniel Andre Tande in Garmisch.
Bild: GEPA-pictures.com

Halbzeit bei der Vierschanzentournee! Vor dem Wechsel nach Österreich (Innsbruck, Bischofshofen) steuert der Japaner Ryoyu Kobayashi dem Gesamtsieg entgegen. Der Deutsche Karl Geiger und der Pole Dawid Kubacki sind ihm mit unter zehn Punkten Rückstand auf den Fersen. Daniel André Tande gehört nicht zu den Hauptdarstellern. Der Norweger ist aktuell wegen einer Knöchelverletzung nur Statist, liegt auf Gesamtrang 32. Was für andere Sportler zum Saisonhighlight ein Grund für bittere Enttäuschung wäre, sieht Tande aber höchst entspannt. Denn: Der Saisonstart hat gezeigt, dass er zurück in der Weltspitze ist. In Wisla und Ruka feierte er sogar schon zwei Siege. Angesichts seiner jüngsten Aussagen in einem Interview mit dem "Spiegel" grenzt das fast an ein Wunder.

Schwere Erkrankung

Tande erzählt darin von seinem Kampf mit einer zunächst mysteriösen Erkrankung, die ihn kurz sogar um sein Leben bangen ließ. Im Mai 2018 wachte Tande von einem Schläfchen auf und konnte plötzlich nicht mehr atmen: "Für ein paar Sekunden habe ich gedacht, dass ich sterbe." Es hatte als einfache Entzündung im Mundraum begonnen. Dann diagnostizierten die Ärzte: Stevens-Johnson-Syndrom. Eine Hauterkrankung, ausgelöst von einer allergischen Reaktion auf ein Medikament. Die Sterblichkeitsrate der Erkrankung beträgt ungefähr zehn Prozent. Tande musste durch einen Schlauch ernährt werden, wurde mit Medikamenten behandelt, die auf der Dopingliste stehen. Das Karriereende stand im Raum. "Ich habe mit der Motivation gekämpft, aber ich liebe diesen Sport." Dann die Erlösung im Skisprung-Winter 2019. "Vor dem Saisonstart war ich mir selbst nicht sicher, ob ich gut genug bin, um wieder ein Springen zu gewinnen." Aber er tat es, und bezeichnete den ersten Sieg als einen der schönsten seiner Karriere. Viel wichtiger sind aber seine Erkenntnisse, die er fürs Leben mitnehmen konnte: "Es ist für mich nicht mehr das Ende der Welt, wenn ich mal in einem Wettkampf eine schlechte Leistung zeige. Verlieren ist für mich nicht mehr so schlimm."