Wirtschaft

Österreicher sind mit dem Leben zufrieden

13.09.2021, 18:59
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Eine aktuelle Studie wirft ein differenziertes Licht auf unser Land: 9 von 10 Österreichern sind mit dem Leben zufrieden, aber die Einkommensschere klafft immer weiter auseinander.

Sudern ist in Österreich ein Volkssport, so heißt es zumindest oft. Dabei scheinen wir eigentlich kaum Grund dafür zu haben. Zumindest wenn es nach der am Dienstag veröffentlichten Studie "Wie geht's Österreich? 2018" der Statistik Austria geht, sind neun von zehn Österreicher mit ihrem Leben durchaus zufrieden. Der Anteil der Unzufriedenen ist demnach sogar im Vergleich zum Vorjahr noch leicht gesunken. Ein weiterer Grund zur Freude: Die Sterblichkeit an Krebs, Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, Diabetes und chronischen Erkrankungen der unteren Atemwege ist seit dem Jahr 2000 um 35 Prozent zurückgegangen. Der einzige Indikator zur Lebensqualität, der tendenziell negativ bewertet wurde, war die Überbelastung durch Wohnkosten. 2017 mussten 7,1 Prozent der Bevölkerung jeweils mehr als 40 Prozent ihres Haushaltseinkommens dafür aufwenden, ein Dach über dem Kopf zu haben. 2008 waren nur 6,1 Prozent von der Wohnkostenüberbelastung betroffen. Österreich liegt damit aber noch deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 10,2 Prozent.

"Wie geht's Österreich?" vergleicht anhand von 30 Schlüsselindikatoren die Dimensionen materieller Wohlstand, Lebensqualität sowie Umwelt. Die Bewertung der Schlüsselindikatoren erfolgt durch eine Gruppe externer Experten aus unabhängigen Forschungsinstitutionen und wird anhand einer fünfteiligen Skala, die durch Wetter-Piktogramme illustriert ist, vorgenommen. Gegenstand der Bewertung sind kurzfristige (letzte drei Jahre) und langfristige Entwicklungen des jeweiligen Indikators (ab Beginn der Zeitreihe, zumindest zehn Jahre).

Wohlstand und Konsum wachsen Apropos Haushaltseinkommen, die real verfügbaren Geldmittel pro Kopf haben von 2016 auf 2017 nur geringfügig zugelegt (+0,1 Prozent). Gleichzeitig betrug der Anstieg der realen Wirtschaftsleistung pro Kopf 2017 1,9 Prozent, blieb aber hinter dem EU-Schnitt von +2,3 Prozent zurück. Im EU-Vergleich kann Österreich beim BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards aber seine Position an vierter Stelle des Rankings behaupten.

Die Arbeitslosenquote ging im Jahr 2017 nach einem kontinuierlichen Anstieg bis 2016 (auf 6,0 Prozent) erstmals wieder zurück auf 5,5 Prozent. Der Erwerbsstatus wirkt sich stark auf die Lebensqualität aus. Die Ergebnisse zeigen, dass die subjektive Lebenszufriedenheit arbeitsloser Personen deutlich geringer ist als jene der Voll- und Teilzeitbeschäftigten. Diese Unterschiede sind auch im Vergleich zu Personen in einer prekären Beschäftigungsform – Erwerbstätigkeit im Ausmaß von weniger als zwölf Wochenstunden oder Niedriglohnbeschäftigung – sichtbar. Einkommensschere klafft weiter auf Langfristig zeigt sich ein Auseinanderdriften von niedrigen und hohen Bruttojahreseinkommen der unselbständig Erwerbstätigen. Die Einkommen des untersten Quartils (Viertels) sanken von 2000 auf 2016 um 16,5 Prozent, während die Einkommen des obersten Quartils im selben Zeitraum um 1,8 Prozent anstiegen. 2016 ging die Einkommensschere der Studie zufolge aber nicht weiter auseinander. Ressourcen- und Energieverbrauch zu hoch Als problematisch bezeichnet die Statistik Austria die Entwicklung des Ressourcen- und Energieverbrauchs der Österreicher. Dieser liegt weiterhin weit über dem EU-Durchschnitt. Zuvor aber noch die guten Nachrichten: Die Feinstaubbelastung ist im Zeitraum 2005 bis 2017 um 41 Prozent gesunken und der Anteil der für Bio-Landwirtschaft genutzte Flächen hat sich seit 2000 fast verdoppelt und betrug 2017 erfreuliche 22,4 Prozent. Das ist mehr als das Dreifache des EU-Schnitts. Und jetzt die Schlechten: Geht es nach einer Schätzung von Eurostat sind Österreicher ausgenommene Energiefresser und Dreckschleudern. Der inländische Materialverbrauch blieb zwar über die letzten Jahre konstant, war aber 2017 mit rund 21 Tonnen pro Kopf extrem hoch (EU-28: 13,4 t). Auch der energetische Endverbrauch wuchs von 2000 bis 2017 um 21,6 Prozent, dabei ist im EU-Schnitt sogar ein Rückgang um 2,2 Prozent bis 2016 zu verzeichnen. Österreich hat damit einen der höchsten Pro-Kopf-Energieverbräuche in Europa auf und lag 2016 im Negativranking der 28 Mitgliedsstaaten an 25. Stelle. Auch Verkehr frisst zuviel Energie Auch auf den Verkehrssektor zeigen sich vorwiegend negative Entwicklungen: Der Energieverbrauch erhöhte sich 2017 (vorläufiger Wert) um 2,4 Prozent, die Treibhausgasemissionen stiegen von 2015 auf 2016 um 4,3 Prozent und die Lkw-Transportleistung im Inland mit österreichischen und ausländischen Fahrzeugen wuchs um 6,7 Prozent (2017). Im internationalen Vergleich ist die Zunahme des verkehrsbedingten Energieverbrauchs in Österreich mit 31,7 Prozent im Zeitraum 2000 bis 2016, dem letztverfügbaren Jahr der internationalen Daten, sehr hoch. Im EU-28-Schnitt stieg dieser nur um 6,6 Prozent.

(red)