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Türkischer Minister: Hofer-Wähler "radikale Bürger"

14.09.2021, 01:31
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Bild: Reuters

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu kritisiert Kanzler Christian Kern dafür, dass er seine "Landsleute" in Österreich als radikal bezeichnet hat. Dieser solle sich um die eigenen radikalen Bürger (er meint Hofer-Wähler) kümmern, richtete er der österreichischen Regierung in einem Zeitungsinterview aus. Er verstehe die derzeitige Einstellung der EU gegenüber der Türkei nicht: "Was haben wir verbrochen? Warum gibt es diese Türkei-Feindlichkeit?"

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu kritisiert Kanzler Christian Kern dafür, dass er seine "Landsleute" in Österreich als radikal bezeichnet hat. Dieser solle sich um die eigenen radikalen Bürger (er meint Hofer-Wähler) kümmern, richtete er der österreichischen Regierung in einem Zeitungsinterview aus. Er verstehe die derzeitige Einstellung der EU gegenüber der Türkei nicht: "Was haben wir verbrochen? Warum gibt es diese Türkei-Feindlichkeit?" Cavusoglu sprach im Interview mit der deutschen "Bild"-Zeitung (Montag-Ausgabe) über die aktuelle Stimmung in der Beziehung zwischen der Türkei und der EU. "Wir haben uns wie kaum ein anderes Land angestrengt, alle Bedingungen für den EU-Beitritt zu erfüllen", sagte der Außenminister. "Aber das, was wir jetzt von Teilen der EU erleben, sind ausschließlich Drohungen, Beleidigungen und eine totale Blockade." Der Minister kritisierte den österreichischen Bundeskanzler. "Und wenn dann unsere Landsleute in Österreich von Bundeskanzler Kern als radikal bezeichnet werden, dann ist das ein schwerer Vorwurf. Vielleicht sollte sich die österreichische Regierung eher um ihre radikalen Bürger kümmern", sagte Cavosoglu und wurde noch präziser. Haider und Hofer-Wähler für türkischen Außenminister radikal "Es waren ja keine türkischstämmigen Österreicher, die damals Haider gewählt haben oder aktuell einem rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten 49,9 Prozent ihrer Stimmen gegeben haben", so Cavosoglu. Kern: Mit "Türken-Bashing" nichts zu tun Österreichs Kanzler Christian Kern hatte vor kurzem unterstrichen, dass die Türkei in den "nächsten Jahrzehnten" kein Beitrittskandidat sein würde. Er glaube weiterhin daran, dass der Türkei-Deal trotz der jüngsten Entwicklungen nicht platzt, denn dieser sei nicht an den EU-Beitritt geknüpft: "Wenn dieser Deal an der Illusion von Beitrittsgesprächen hängt, dann haben wir sowieso ein großes Problem", sagte der Kanzler der "APA". Mit "Türkei-Bashing" habe das nichts zu tun, so Kern. Türkische Kritik am Umgang mit Putschversuch Der türkische Außenminister zeigte sich enttäuscht, dass die Türkei nach dem Putschversuch und den folgenden Massenfestnahmen von Anhängern Fethullah Gülens nicht mehr Unterstützung erhalten habe. Es hätte mehr Besuche "von ranghöchster Stelle" geben müssen. Europa verstehe nicht, dass das türkische Volk "traumatisiert" sei. "Sie demütigen uns, statt der Türkei zu helfen", sagte Cavusoglu. Türkei-Deal: "Entweder alle Verträge oder keine" In punkto Visafreiheit für Türken verwies der Minister auf die Verträge im Rahmen des EU-Türkei-Deals. "Und wenn ich auf diese Verträge hinweise, reagieren plötzlich viele gereizt. Aber es kann nicht sein, dass alles, was für die EU gut ist, von unserer Seite umgesetzt wird, aber die Türkei dafür nichts bekommt." Die Gespräche mit der EU würden fortgesetzt, aber Cavusoglu stellte klar: "Entweder wenden wir alle Verträge gleichzeitig an oder wir legen sie alle zur Seite." Heißt: Ohne Visa-Erleichterungen platzt der EU-Türkei-Deal. Zur Todesstrafe sagte Cavusoglu, dass er persönlich dagegen sei, aber es in der Türkei den Ruf danach gebe. Man dürfe diesen nicht ignorieren, man müsse im Parlament darüber beraten. "In Europa wird so getan, als hätten wir die Todesstrafe schon eingeführt", kritisierte der Minister.